Gepotidacin kann mit Nitrofurantoin mithalten

Dr. Angelika Bischoff

Aus einer Urinprobe kultivierte koliforme Bakterien. Bei unkomplizierten HWI verzichtet man meist auf diese Diagnostik. Aus einer Urinprobe kultivierte koliforme Bakterien. Bei unkomplizierten HWI verzichtet man meist auf diese Diagnostik. © Science Photo Library/ Varney, Jim

Bei der Antibiotikatherapie unkomplizierter Harnwegsinfekte hat man mit Resistenzen und Wirkverlusten zu kämpfen. Doch jetzt bekommen die Erstlinienantibiotika mit einem Wirkstoff aus einer neuen Substanzklasse Verstärkung.

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen werden meist empirisch mit oralen Antibiotika behandelt. Leitlinien empfehlen als Medikamente der ersten Wahl Nitrofurantoin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Fosfomycin oder Pivmecillinam. Doch es gibt zahlreiche Probleme, die ihren Einsatz einschränken. Dazu gehören steigende Resistenzraten (etwa gegen Trimethoprim/Sulfamethoxazol), Komorbiditäten (z.B. Niereninsuffizienz bei Nitrofurantoin), mangelnde Wirksamkeit (u.a. Fosfomycin) oder mangelnde Verfügbarkeit (Pivmecillinam). 

Gehemmt werden DNA-Gyrase und Topoisomerase IV 

Neue, effektive Antibiotika zur Therapie unkomplizierter Harnwegsinfektionen sind deshalb höchst willkommen. Gepotidacin, der erste Vertreter der neuen Substanzklasse der Triacaacenaphthylen-Antibiotika, könnte zu einer neuen Option in der Erstlinientherapie werden, wie Prof. Dr. Florian Wagenlehner von der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen schreibt. Die Substanz hemmt die DNA-Replikation der Bakterien durch eine ausgeglichene Inhibition von DNA-Gyrase und Topoisomerase IV. In vitro hat Gepotidacin Wirksamkeit gegen häufige Uropathogene gezeigt, auch solche, die resistent gegen andere Antibiotika waren. 

In den Phase-3-Studien EAGLE-2 und EAGLE-3 wurden Gepotidacin und Nitrofurantoin bei Patientinnen mit akuter unkomplizierter Harnwegsinfektion verglichen. Für den Einschluss in die Studie mussten mindestens zwei Symptome wie Dysurie, hohe Miktionsfrequenz, Harndrang oder Unterbauchschmerzen vorhanden sein, sowie ein erhöhter Nitritgehalt im Urin und/oder eine Pyurie. 

Die Patientinnen erhielten 1.500 mg Gepotidacin oder 100 mg Nitrofurantoin zweimal täglich für fünf Tage. In beiden Studien erwies sich Gepotidacin in Bezug auf den klinischen und mikrobiologischen Erfolg der Therapie mit Nitrofurantoin nicht unterlegen. In EAGLE-3 schnitt Gepotidacin sogar besser ab als Nitrofurantoin. Als häufigster Nebeneffekt von Gepotidacin wurde Durchfall, bei Nitrofurantoin Nausea beobachtet. Beide unerwünschten Effekte traten überwiegend in leichter oder moderater Intensität auf. 

Wie aus einem Kommentar zu der Publikation hervorgeht, hat Gepotidacin das Potenzial, zu einem wertvollen neuen Medikament in der Therapie akuter unkomplizierter Harnwegsinfektionen zu werden. Das gilt insbesondere für Patienten mit Resistenzen oder Intoleranzen gegen andere Erstlinienantibiotika.

Quelle: 1. Wagenlehner F et al. Lancet 2024; 403: 741-755; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)02196-7
2. Ali ASM, Anderson CS. Lancet 2024; 403: 702-703; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)02697-1

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Aus einer Urinprobe kultivierte koliforme Bakterien. Bei unkomplizierten HWI verzichtet man meist auf diese Diagnostik. Aus einer Urinprobe kultivierte koliforme Bakterien. Bei unkomplizierten HWI verzichtet man meist auf diese Diagnostik. © Science Photo Library/ Varney, Jim