
Gleich, aber nicht dasselbe

Ohne Frage profitieren Kinder und Jugendliche bei Anaphylaxie von der Notfallbehandlung mit einem Adrenalin-Autoinjektor. Welches Gerät und welche Dosierung aber wann zum Einsatz kommen sollte, ist Gegenstand von Diskussionen. Einen kleinen Beitrag in dieser Sache steuert die Phase-4-Studie von Dr. Nandinee Patel vom Imperial College London und Kollegen bei.
Zwölf Probanden im Alter zwischen 13 und 18 Jahren hatten an zwei Terminen insgesamt drei Injektionen mit einem Adrenalin-Pen erhalten. Getestet wurden mit Emerade® 500 µg, Emerade® 300 µg und dem EpiPen® 0,3 mg zwei unterschiedliche Geräte (Nadellänge 23 mm bzw. 16 mm) sowie zwei unterschiedliche Dosierungen. Die intramuskuläre Applikation erfolgte sonografisch kontrolliert, Puls und Herzschlagvolumen wurden überwacht. Alle Teenager hatten eine IgE-vermittelte Lebensmittelallergie mit dokumentiertem Anaphylaxierisiko.
Die 0,5-mg-Dosis führte im Vergleich zu 0,3 mg Adrenalin zu schnellerem Puls sowie höheren und länger anhaltenden Spitzenkonzentrationen des Plasma-Adrenalins. Zu mehr Nebenwirkungen kam es nicht. Wider Erwarten führten 0,3 mg Adrenalin per Emerade® zur deutlichen Zunahme des Schlagvolumens, während die Herzleistung mit dem EpiPen® zurückging.
Dieser negative ionotrope Effekt dürfte eine Folge des sehr schnellen und starken Anstiegs des Adrenalinspiegels sein, der mit dem Emerade®-System erzielt wird, vermuten die Wissenschaftler. Alles in allem zeigen die Daten, dass 0,5 mg Adrenalin per Autoinjektor die angemessene Dosis für die ambulante Anaphylaxietherapie bei jungen Patienten ab 40 kg sind. Zu klären bleibe die jeweilige Pharmakokinetik, wenn Adrenalin mittels eines Pens injiziert wird.
Laut den Kommentatoren um Prof. Dr. Graham Roberts, University of Southampton, dürfte der negative ionotrope Effekt eine Folge des raschen und deutlichen Anstiegs der Adrenalinspiegel nach Einsatz des EpiPen® sein. Die langsame Zunahme des Hormonspiegels nach Verwendung der Emerade®-Devices hingegen würde die kardiale Kontraktionskraft steigern. Die unterschiedlichen Effekte der Systeme erschweren es, unterschiedliche Pens miteinander zu vergleichen.
Quelle: 1. Patel N et al. Allergy 2023; DOI: 10.1111/all.15675
2. Roberts G et al. Allergy 2023; DOI: 10.1111/all.15767
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).