Griff zu Psychopharmaka: Bei Pflegeheimbewohnern gut überlegen

Maria Weiß, Foto: bilderbox

Bis zu einem Drittel aller Pflegeheimbewohner werden mit Neuroleptika behandelt. Vor allem mit älteren Substanzen scheint man ihren Tod zu beschleunigen.

 

 

Mit Neuroleptika tut man alten Menschen nicht unbedingt etwas Gutes, wie schon frühere Studien zeigten. So wurde für die Therapie mit atypischen Neuroleptika eine erhöhte Schlaganfallrate und Mortalität gezeigt. Trotzdem werden diese Substanzen aus Mangel an Alternativen vielfach bei Demenz, Unruhe und Verhaltensstörungen eingesetzt.

Mortalitätsrate verdoppelt

Nun prüften US-Forscher anhand der Daten von über 75 000 Pflegeheimbewohnern, ob es Unterschiede zwischen den Substanzen gibt. Im Vergleich zu Risperidon als Referenz wiesen Patienten unter Haloperidol eine doppelt so hohe Mortalitätsrate innerhalb von 180 Tagen nach Therapiebeginn auf (HR 2,07).

Quetiapin schnitt etwas besser ab als Risperidon (HR 0,81) – ansonsten bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen atypischen Neuroleptika. Die erhöhte Sterblichkeit unter Haloperidol war unabhängig von der Indikation (z.B. Demenz oder Verhaltensstörung) und bei allen Todesursachen gleichermaßen zu beobachten. Am stärksten ausgeprägt zeigte sich der Effekt in den ersten 40 Tagen nach Therapiebeginn.

Indikation immer genau überprüfen

Mit Ausnahme von Quetiapin ließ sich für alle Substanzen eine deutliche Dosisabhängigkeit zeigen. Am häufigsten verstarben die Heiminsassen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch wenn sich aus dieser Studie keine klare Kausalität ableiten lässt, stimmen die Ergebnisse bedenklich. Die Autoren empfehlen, jede Neuroleptika-Indikation in dieser Altersgruppe sorgsam zu überprüfen und ggf. atypische Neuroleptika zu bevorzugen. Ohnehin werden nicht medikamentöse Maßnahmen als Mittel der ersten Wahl empfohlen.

Quelle: Krista F. Huybrechts et al., BMJ 2012; online first

 

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