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Handy: Gefahr bei Herzschrittmacher
Heute besitzt fast jeder ein Smartphone, das im GMS- UMTS- oder LTE-Netz funkt. Die bestehende Empfehlung von 15 cm bis 20 cm Sicherheitsabstand stammt aus über zehn Jahre alten Schrittmacherstudien. Muss man damit rechnen, dass es zwischen Smartphones und modernen Herzgeräten ebenfalls zu elektromagnetischen Interferenzen (EMI) kommt?
Gefahr für den Defi durch Starkstromleitungen? |
Viele Rad- oder Wanderwege führen unter Starkstromleitungen hindurch. Professor Dr. Katia Dyrda vom Montreal Heart Institute und Kollegen untersuchten im Hochspannungslabor 40 Geräte (21 Schrittmacher und 19 ICDs, einschließlich CRTs) verschiedener Hersteller. Unter Starkstromleitungen werden Feldstärken bis zu 8,5 kV/m beobachtet, in Umspannwerken z.T. 15 kV/m. Erst Feldstärken über 8,6 kV/m beeinflussten die Implantate, wenn sie mit den üblichen Einstellungen und bipolaren Sonden betrieben wurden. Laut Prof. Dyrda spricht nichts dagegen, dass Patienten mit normal programmierten Schrittmachern Starkstromleitungen kreuzen – nur darunter kampieren sollten sie nicht. Einige Patienten (z.B. mit unipolarem Gerät) benötigen eine spezielle Beratung. |
Handy-Sicherheitshinweise sind veraltet
Dieser Frage ging das Forscherteam um Dr. Carsten Lennerz vom Deutschen Herzzentrum in München nach. An ihrer Studie nahmen 308 Patienten mit unterschiedlichen Implantaten teil: Schrittmacher, implantierter Kardioverter-Defibrillator (ICD) und Geräte zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT).
Die Schockfunktion der ICDs wurde deaktiviert. Die Kollegen platzierten gängige Smartphones (Samsung Galaxy 3, Nokia Lumia und HTC One XL) direkt über die Implantate. Mit einem standardisierten Protokoll untersuchten sie – unter EKG-Überwachung der Probanden – jeweils Verbindungsaufbau, Klingeln und Sprechen.
Schrittmacher reagieren sehr selten
Insgesamt führten die Münchner Forscher mehr als 4000 Tests auf EMI durch. Bei einem von 308 Patienten (0,3 %) kam es zu Interferenzen zwischen seinem ICD und zwei Smartphones (Nokia, HTC), wenn diese das GSM- oder UMTS-Netz nutzten. Sowohl Vorhof- als auch Kammerelektrode des Defibrillators detektierten fälschlicherweise externe Signale.
Solche Wechselwirkungen zwischen Handys und Schrittmachern beziehungsweise ICDs kommen zwar nicht besonders häufig vor, doch gilt nach wie vor die bestehende Empfehlung, einen Sicherheitsabstand einzuhalten, so Dr. Lennerz.
Quelle: Ehra Europace Cardiostim 2015
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