Impetigo von der Kindernase vertreiben

Dr. Carola Gessner; Foto: Prof. Dr. D. Abeck, München

Immer wieder superinfizierter Herpes: Reicht die antibiotische Lokalbehandlung? Und ist das hartnäckige Ekzem ein Zeichen für Immunschwäche?

Der sechsjährige Junge präsentiert Ihnen einen „Ausschlag“ um Mund und Nase. Rötung, Krusten, Bläschen, die teils eitrig gefüllt sind: Welche Diagnose stellen Sie? Und: Müssen Sie das Kind systemisch mit Antibiotika behandeln?

Insgesamt geht es dem Kind recht gut, sein Allgemeinzustand ist kaum beeinträchtigt, doch die Mutter ist verständlicherweise besorgt. „Worauf weist Sie der Hautbefund hin?“, fragte der Münchner Dermatologe Professor Dr. Dietrich Abeck sein Auditorium. Gruppiert stehende Bläschen an typischer Lokalisation – das Bild spricht klar für einen superinfizierten Herpes, meinte die Mehrzahl der anwesenden Hausärzte.

Herpes-Simplex-Ekzem superinviziert oft

Und damit lagen sie richtig. Die Anamnese ergibt, dass der Junge seit einem halben Jahr unter rezidivierenden Herpesinfektionen leidet, die mit Aciclovir systemisch behandelt wurden. Jetzt hat man das Mittel abgesetzt, und nach einer Woche blühten die Bläschen wieder auf. Aktuell präsentiert der kleine Patient das Bild einer Impetigo contagiosa.

„Wie therapieren Sie nun?“, hieß die nächste Frage des Dermatologen an die Kollegen. Aciclovir topisch, lautete ein Vorschlag. Nein, die lokale Anwendung des Virustatikums bringt nichts und wird den vorliegenden Befund nicht beeinflussen, so die Antwort. Tetracyclin oral für sieben Tage? Auch das kommt nicht in Frage, schon allein deshalb, weil das Präparat wegen der Zahnbildung erst ab neun Jahren verordnet werden darf.

Fusidinsäure topisch beseitigt Impetigo

Also Cefalexin? Wiederum verneinte Prof. Abeck: Nach aktueller Evidenz genügt in einem solchen Fall die topische Antibiotikatherapie. „Normalerweise bin ich kein Freund von lokaler Antibiotika-Anwendung – wegen Resistenzgefahr und Sensibilisierungen. Doch in diesem Fall macht es Sinn“, erklärte der Referent.

Laut einer Cochrane-Datenanalyse heilt eine Impetigo unter topischer Anwendung von Mupirocin oder Fusidinsäure ebenso gut oder sogar besser ab als unter einer systemischen Therapie. Im Fall des Sechsjährigen bekam der Kollege das vorherrschende Problem, die bakterielle Hautinfektion, mit Mupirocin-Salbe – angewandt über sieben Tage – letztlich gut unter Kontrolle.

Herpes simplex kein Zeichen für Immunschwäche

Doch was ist mit dem Grundproblem, dem Herpes recidivans, hakte eine Kollegin nach: Muss man bei dem Kind nach einer zugrunde liegenden Immunschwäche forschen? Nein, so die Antwort des Experten: In der Regel seien es immunkompetente Kinder, die sich ein paar Jahre lang mit Herpes simplex recidivans plagen, bis sich das Ganze von selbst gibt. Prof. Abecks therapeutische Empfehlung im vorgestellten Fall lautet: Aciclovir-Suppressionstherapie beginnend mit 2 x 200 mg/die (s. Kasten) für zunächst weitere sechs Monate.

In puncto Verträglichkeit brauche man sich dabei keine Sorgen zu machen, beruhigte der Referent die Zweifel der Kollegin: Selbst in Schwangerschaft und Stillzeit stelle die Einnahme von Aciclovir kein Problem dar. Bei Langzeitanwendung rät er, alle sechs Monate die Leberwerte zu kontrollieren. Resistenzentwicklungen wurden bei der Behandlung des Herpes simplex recidivans nicht beobachtet.

Quelle: Practica, Bad Orb, 2015

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