
Impfberatung für junge Freiwillige im Auslandseinsatz
Anhand dreier Fallbeispiele erklärte Dr. Helmut Scherbaum, Tropenklinik Tübingen, die differenzierte Impfberatung je nach Reiseplänen.
- Ein 21-Jähriger möchte für vier Monate durch das Andenhochland wandern und dann nach Süden quer durch den Kontinent bis Rio de Janeiro. Vom Trecking im Hochgebirge bis zu Dschungeltouren im Tiefland ist alles dabei. Der junge Mann hat eine Wespenstich-Allergie, ist aber sonst gesund.
- Eine 22-jährige Medizinstudentin will drei Monate nach Afrika, davon sechs Wochen in Ostuganda in einem Distrikt-Krankenhaus arbeiten. Folgen soll eine Reise um den Victoriasee, durch Nationalparks Tansanias bis nach Sansibar – Schnorcheln und Tauchen – und schließlich nach Kenia.
- Eine 19-jährige Abiturientin verreist für neun Monate, von denen sie sechs in Laos in einer Missionsstation verbringt. Dann soll es über Thailand und Malaysia zum Badeurlaub auf indonesische Inseln (Bali, Lombok) gehen. Das Mädchen hat einen lichtempfindlichen Hauttyp und nimmt eine gestagenhaltige Minipille.
Kommen junge Leute im Rahmen ihrer Reisevorkehrungen wegen spezifischer Impfungen zu Ihnen, nutzen Sie diese Gelegenheit gut aus, empfahl der Experte. Sprechen Sie andere wichtige Themen wie Hygiene oder Risikoverhalten an und checken sie die Standardimpfungen ab.
Grippe-Impfung lohnt sich für Reisende auf jeden Fall
Der Schutz gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten (DTaP) sollte komplett sein und auch Polio würde Dr. Scherbaum grundsätzlich anbieten, ebenso Masern-Mumps-Röteln, falls nicht vorhanden. „Epidemien gibt es überall, ob England, Spanien oder Indonesien, und in Lateinamerika (Ecuador) hat man sogar eine Zeit lang den Schutznachweis vor Masern verlangt, weil wir Europäer sie da wieder eingeschleppt haben.“
Zur Immunisierung gegen Hepatitis A und B rät der Experte allen drei Reisenden. „Und denken Sie daran, dass es ein Kurzimpfschema (über drei Wochen) gibt.“ Auch Influenza-Vakzinierung befürwortet der Tropenmediziner stark: Grippe sei die häufigste impfpräventable Krankheit bei jungen Reisenden. Zudem wisse man, dass es im Alter Vorteile bringt, wenn in jungen Jahren immunisiert wird.
Gegen Typhus besser die parenterale Vakzine
Wegen intensiver Exposition in Regionen mit Hygiene-Problemen erhalten alle drei Ratsuchenden den Typhus-Piks. „Wir bevorzugen parenteralen Impfstoff, er bietet Vorteile auch wegen der Dauer des Impfschutzes.“
Eine Meningokokken-Impfung benötigt die Uganda-Reisende. Der gut verträgliche quadrivalente Konjugatimpfstoff nimmt auch auf die Trägerrate Einfluss. Die Japanische Enzephalits ist dagegen in Südostasien Thema.
Tollwut-Impfung nicht vergessen!
Nicht vergessen werden darf die Tollwut-Impfung – aktiv mit drei Dosen. Alle drei jungen Leute reisen in Hochrisikozonen, in denen Postexpositionsprophylaxe oft kaum zu beschaffen ist. In Lateinamerika (z.B. in Peru )gab es in der Vergangenheit zahlreiche Fälle nicht nur durch Hunde, sondern auch die Vampir-Fledermaus.
Über Gelbfieber informiert man sich am besten anhand der WHO-Risk-Maps. Auch der Schutz vor tagaktiven (Dengue) und nachtaktiven (Malaria-)Mücken muss thematisiert werden. Gute Infos über die Chemoprophylaxe oder Stand-by-Medikation gegen Malaria bietet die Deutsche Tropengesellschaft (dtg.org).
Bei dem Lateinamerika-Reisenden bedarf es zusätzlich der Beratung zu Dengue und Leishmaniose, zu den klimatischen Extremen (Höhe im Gebirge) und zu Besonderheiten beim Dschungeltrekking (Ausrüstung, Trinkwasseraufbereitung, Insektenschutz). Wegen der Wespenstichallergie braucht der junge Mann ein Erste-Hilfe-Set „allergischer Notfall“.
Mit Afrika-Reisenden über Bilharziose sprechen
Die Afrikareisende benötigt auf jeden Fall Informationen zu Tuberkulose und HIV (Postexpositionsprophylaxe). Auch Schistosomiasis ist für sie ein wichtiges Thema.
Für die Asienreisende geht es u.a. auch um Dengue. Zudem braucht sie Beratung hinsichtlich ihrer Antikonzeption. Wegen der Zeitdifferenz (plus sieben Stunden bei Rückflug) ist die Wirkung der Minipille gefährdet, weshalb sie an diesem Tag eine Extrapille einnehmen soll. Und am Ende vergessen Sie nicht, alle drei darüber zu informieren, dass auch nach der Rückkehr Symptome auftreten können, betonte der Experte.
Adressen medizinischer Anlaufstationen haben junge Leute, die mit akkreditierten Diensten (weltwärts**) ausreisen, ohnehin dabei. Ein weiterer Web-Tipp von Dr. Scherbaum heißt IAMAT (Int. Association For Medical Assistance to Travellers***).
Doxycyclin gegen Malaria Doxycyclin 100 mg gegen Malaria nehmen fast alle Auslandreisenden mit Langzeitaufenthalten in Risikogebieten. Es ist kostengünstig und auch von den Nebenwirkungen her akzeptabel, so Dr. Scherbaum. Allerdings handele es sich um einen Off-Label-Use, und „Sonne ist auch ein Thema“.
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* Work exchange on organic and sustainable properties (http://wwoofinternational.org)
** www.weltwaerts.de
*** www.iamat.org
Quelle: 49. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg
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