
Impfempfehlung für Dermatologen

Eine ggf. schon bestehende Impfskepsis wird derzeit auch dadurch befeuert, dass u. a. aufgrund der Schnelligkeit der Entwicklung der ersten Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 einige Verunsicherungen entstanden sind. Hierunter fällt auch die Frage, ob jene Patientengruppen mit schweren und/oder chronischen Vorerkrankungen nicht nur stärker gefährdet sind, bei Infektion mit dem Virus einen schwereren Verlauf zu erleiden, sondern ob sie bei einer Impfung auch mit Komplikationen rechnen müssen? Wie sind diese Fragen für Patienten mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen zu beantworten?
Zu dem Punkt, ob solche Patienten bei einer COVID-19-Erkrankung einen schwereren Verlauf zu erwarten haben, nimmt Prof. Dr. med. Matthias Augustin, Direktor am Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Univ.-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE), auf Nachfrage des Deutschen Neurodermitis Bunds (DNB) klar Stellung und gibt Entwarnung [1]: So gelte für Betroffene mit chronischen Hauterkrankungen zunächst einmal das gleiche Risiko wie für Menschen ohne Hautkrankheiten. Als ein durch die Hauterkrankung hervorgerufenes Risiko fände sich nur bei schweren chronischen entzündlichen Hautkrankheiten die höhere Wahrscheinlichkeit von Komplikationen, wenn diese chronische Entzündung nicht gut eingestellt sei. Bei z. B. schwerer Neurodermitis und schwerer Psoriasis rät er daher zu einer entzündungskontrollierenden Behandlung, wie einer systemischen Therapie. Für alle genannten Patientengruppen gelte, dass die Impfung gegen COVID-19 grundsätzlich zu empfehlen ist. Besondere Risiken durch die Impfung selbst ließen sich bei der augenblicklichen Datenlage und in Kenntnis der Entzündungsmechanismen dieser Erkrankungen nicht erkennen.
Empfehlung des BVDD
Auch der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) hat die aktuelle Verunsicherung zum Anlass genommen und eine Stellungnahme seines Vorstandsmitglieds Dr. med. Ralph von Kiedrowski für die Impfung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Neurodermitis oder Psoriasis veröffentlicht [2]. Er verweist auf die geltenden Empfehlungen von STIKO und RKI und rät damit zu einer Impfung der erwähnten Personengruppen – und zwar auch unabhängig davon, ob es sich um SARS-CoV-2, Influenza oder z.B. Pneumokokken handelt. Laut der Stellungnahme gelten die bekannten allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnisse: „Totimpfstoffe sind für Patienten mit chronisch-entzündlichen Dermatosen und unter immunmodulierender/immunsuppressiver Therapie uneingeschränkt geeignet und einsetzbar. [...] Auch Vakzine auf der Grundlage nicht replizierbarer Vektoren (AstraZeneca) sowie Vakzine auf der Grundlage von mRNA-Technologie (Biontech-Pfizer, Moderna) sind als Totimpfstoffe anzusehen und dürften daher für die Patientenpopulation in dermatologischen Praxen keine Gefahr darstellen.“ [2]
Die Stellungnahme gibt außerdem Empfehlungen zur Integrierung der Impfung in eine laufende Therapie.
Quellen1. Deutscher Neurodermitis Bund: Impfen wegen Corona. Ja oder Nein? Stellungnahme von Prof. Dr. med. Matthias Augustin; (veröffentlicht 16.12.2020)
2. Berufsverband der Deutschen Dermatologen: Empfehlungen zur Impfung gegen SARS-CoV-2. Was bei Patienten unter immunmodulierender Therapie beachtet werden muss; (veröffentlicht 28.12.2020)
Autorin:
Yvonne Emard
Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (1/2) Seite 9
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.
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