Klappe offen, Patient tot

Maria Weiß

Trotz der deutlich schlechteren Prognose der Patienten mit sMR wurde das Mitralklappenproblem offensichtlich nur selten therapeutisch angegangen. Trotz der deutlich schlechteren Prognose der Patienten mit sMR wurde das Mitralklappenproblem offensichtlich nur selten therapeutisch angegangen. © iStock/myboxpra

Patienten mit Herzinsuffizienz entwickeln nicht selten eine Mitralklappenregurgutation. Zu selten aber wird die sekundäre Form dieser Klappenschwäche therapiert.

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz zeigt sich relativ häufig eine sekundäre Mitralklappeninsuffizienz (sMR). Damit scheint auch eine deutlich schlechtere Prognose einherzugehen. Die meisten Untersuchungen zur Therapie dieser Herzklappenerkrankung beziehen sich auf die selteneren primären Formen. Auf die sekundären Formen im Rahmen der Herzinsuffizienz lassen sich die Ergebnisse aufgrund krankheitsspezifischer und epidemiologischer Unterschiede nicht eins zu eins übertragen.

Insgesamt ist über die sMR relativ wenig bekannt. Dr. Philipp Bartko von der Inneren Medizin II der Medizinischen Universität Wien und Kollegen haben für ihre Analyse in der Datenbank nach Patienten mit Herzinsuffizienz gesucht. Gefordert wurden neben den strukturellen Veränderungen ein NT-proBNP > 125 ng/l sowie Symptome der Herzinsuffizienz. Menschen mit primären Klappendefekten schloss man im Vorfeld aus.

Im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 erfüllten 13.223 Patienten (im Mittel 70 Jahre) aus Wiener Einrichtungen diese Kriterien. Davon hatten 1.317 (10 %) eine schwere und 7.889 (60 %) eine mittelschwere Mitralklappeninsuffizienz. Schwerere Formen waren mit höherem Alter häufiger. Bei allen Formen der Herzschwäche ließen sich Fälle von sekundärer Mitralklappeninsuffizienz nachweisen, wobei die Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion (EF) mit einer Prävalenz von 25 % am häufigsten betroffen waren.

Im Vergleich zu den Herzkranken ohne oder mit milder sMR lag die Mortalität bei mittelschweren Varianten um 30 % und bei schweren um 80 % höher. Die Exzessmortalität war am stärksten ausgeprägt bei mittlerer Reduktion der Ejektionsfraktion (Hazard Ratio 2,53), gefolgt von stärker verminderter Ejektionsfraktion (HR 1,70) und erhaltener EF (HR 1,52).

Die wenigsten Interventionen erfolgen minimalinvasiv

Trotz der deutlich schlechteren Prognose der Patienten mit sMR wurde das Mitralklappenproblem offensichtlich nur sehr selten therapeutisch angegangen – in der Kohorte insgesamt etwa bei 1 %. Selbst bei schweren Formen erfolgte nur in 7 % der Fälle eine chirurgische Klappenreparatur. 5 % der Patienten erhielten einen Klappenersatz. Der risikoärmere Transkatheter-Eingriff wurde noch seltener durchgeführt (4 %). Die Untersuchung zeigt eine deutliche Unterversorgung der Patienten mit Herzinsuffizienz und sekundärer Mitralklappenregurgitation. Und das, obwohl hinsichtlich der oft komorbiden älteren Patienten minimalinvasive risikoarme Methoden zur Verfügung stehen.

Quelle: Bartko PE et al. BMJ 2021; 373: n1421; DOI: 10.1136/bmj.n1421

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Trotz der deutlich schlechteren Prognose der Patienten mit sMR wurde das Mitralklappenproblem offensichtlich nur selten therapeutisch angegangen. Trotz der deutlich schlechteren Prognose der Patienten mit sMR wurde das Mitralklappenproblem offensichtlich nur selten therapeutisch angegangen. © iStock/myboxpra