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Kniearthrose: konservative Therapie bietet viele Möglichkeiten
Nutzen Sie die gesamte konservative Klaviatur, um die Beschwerden Ihrer Gonarthrose-Patienten zu lindern. Eine sorgfältige Anamnese hilft, die passende Therapie für jeden einzelnen Knie-Patienten zu finden: Stehen beispielsweise Ruhe- und Belastungsschmerzen im Vordergrund, können reine Analgetika wie Paracetamol oder Metamizol gute Dienste leisten.
Antiphlogistika kommen zum Einsatz, wenn entzündliche Begleitphänomene wie Gelenkschwellung oder -erguss vorliegen. Hier sind in erster Linie NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac angezeigt, die oral oder auch rektal verabreicht werden, schreibt Professor Dr. Jürgen Heisel, Orthopädische Abteilung der Fachkliniken Hohenurach, Bad Urach, im „Orthopäden“.
Bei längerer NSAR-Einnahme sind Magen-Darm-Nebenwirkungen nicht selten. Daher sollte man an einen Magenschutz mit Protonenpumpeninhibitoren denken! Coxibe erlauben eine gezieltere Blockierung der Gewebeentzündung, doch müssen Kontraindikationen wie Störungen der Nieren- und Leberfunktion oder die Beeinträchtigung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit beachtet werden.
Teufelskrallenwurzel senkt Entzündungsmediator
Die Wirkung von antiphlogistischen Externa (Salben, Gele, Sprays) bei Arthrose ist belegt. Bei ausgeprägten Reizzuständen hilft die Injektion von Kristallkortikoiden wie Triamcinolon oder Dexamethason direkt ins Kniegelenk. Die orale Gabe von Glukokortikoiden bleibt Ausnahmefällen – z.B. immobilisierenden Schmerzbildern – vorbehalten.
Auch Phytopharmaka können bei Gonarthrose eingesetzt werden. Wässrige Auszüge der Teufelskrallenwurzel senken den Spiegel des Entzündungsmediators Interleukin-II-1β, was schmerzlindernd wirkt. Brennnesselwurzelextrakte zeigen einen ähnlichen therapeutischen Effekt. Bei deutlichen Gelenkschwellungen werden Enzympräparate wie Bromelain oft als antiphlogistische Zusatzpräparate eingesetzt.
SYSADOA (symptomatic slow acting drugs in osteoarthritis) wie z.B. kristallines Glukosaminsulfat, Chondroitinsulfat oder Hyaluronsäure zielen auf eine Verbesserung des Knorpelstoffwechsels ab. Zu kristallinem Glukosaminsulfat liegen laut Prof. Heisel zahlreiche klinisch aussagekräftige Studien vor. Wichtig sind eine ausreichende Dosierung von 1500 mg täglich und eine Behandlung über mindestens sechs bis zwölf Wochen.
Wärme entspannt Muskeln und fördert Durchblutung
Intraartikulär verabreichten Hyaluronsäurederivaten kommt ein zunehmender Stellenwert in der Behandlung der Gonarthrose zu. Studien zeigen, dass die Applikation von drei bis fünf Injektionen zu einer deutlichen Reduktion von belastungsabhängigen Beschwerden führt. Patienten mit reaktiven Verspannungen der für das Kniegelenk wichtigen Muskulatur kann die begleitende Gabe von zentral wirkenden Myotonolytika hilfreich sein.
Lokal wirksame physikalische Maßnahmen sind im therapeutischen Gesamtkonzept der Kniearthrose unverzichtbar. Bei chronisch entzündlichen Gelenkveränderungen hat sich der Einsatz von trockener oder feuchter Wärme bewährt. Wärme bewirkt eine Vasodilatation und eine Steigerung von Durchblutung und Stoffwechselaktivität bei gleichzeitiger Muskelentspannung.
Muskeldetonisierung und Schmerzlinderung durch Kälte
Die Kältetherapie führt dagegen zu einer initialen Vasokonstriktion und damit zu einer Ödemhemmung und Verlangsamung von Stoffwechselprozessen. Außerdem bewirkt Kälte eine Muskeldetonisierung und ausgeprägte Schmerzlinderung über die Herabsetzung der Nervenaktivität. Deshalb kommen Kälteanwendungen z.B. in Form von Eis- oder Gelpackungen, Kältesprays, Eismassagen oder Blitzgüssen bei aktivierten Arthrosen zum Einsatz.
Durch Massage werden tiefer gelegene Propriozeptoren von Sehnen, Bändern, Gelenkkapseln und Muskeln stimuliert, was zu einer Lockerung verspannter oder verhärteter Gewebe führt. Im Bereich des Kniegelenks kann Massage sinnvoll sein, wenn z.B. schmerzhafte Verspannungen oder Verkürzungen der knieumspannenden Muskulatur, Gelenkkontrakturen oder Narben vorliegen.
Eine wichtige Komponente der konservativen Gonarthrose-Behandlung ist die Bewegungstherapie, denn viele Patienten weisen eine schonungsbedingte Schrumpfung von Gelenkkapsel und Streckapparat und auch der ischiokruralen Muskulatur auf. In der krankengymnastischen Einzelbehandlung kann der Therapeut Intensität und Dosierung der einzelnen Übungen genau an die aktuelle Krankheitsaktivität und an die individuelle Funktionseinschränkung des Patienten anpassen. Die Teilnahme an einer krankengymnastischen Gruppentherapie kann dem Patienten Übungen vermitteln, die er zu Hause selbstständig machen kann.
Ziele der Krankengymnastik sind:
- Schmerzlinderung durch Gelenkentlastung
- Dehnung und Lockerung der Muskulatur um das Kniegelenk
- Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit
- Vorsichtige Dehnung der geschrumpften Gelenkkapsel
- Kräftigung der gelenkstabilisierenden Muskulatur
- Verbesserung der motorischen Funktionen und Geschicklichkeit sowie des Gangbildes
Helfen können auch Ergotherapie, Einlagen und Schuhzurichtungen sowie eine Versorgung mit stützenden Bandagen oder Orthesen.
Elektrotherapie und Ultraschall bei Gonarthrose Elektrische Ströme können Schmerzen bekämpfen, die Durchblutung anregen und verspannte Muskeln lockern. Zum Einsatz kommen nieder-, mittel- und hochfrequente Ströme. Die häufig eingesetzte TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) dient der symptomatischen lokalen Schmerzbekämpfung. |
Quelle: Jürgen Heisel, Orthopäde 2014; 43: 455-461
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