Kopfläusen gefällt das Gruppen-Selfie

Die Pediculosis capitis tritt in Europa überwiegend als „Kleinepidemie“ in einer Familie, im Kindergarten oder einer Schulklasse auf. Bis zu 30 % der Kinder können dann betroffen sein. Die Laus-Übertragung verläuft durch Haar-zu-Haar-Kontakt, eine Infektion über Kopfbedeckungen oder Kleidung ist sehr selten.
Altersgipfel könnte sich durch Selfies verschieben
Das Prävalenzmaximum liegt derzeit zwischen 9 und 10 Jahren, schreibt Professor Dr. Hermann Feldmeier von der Charité Berlin. Möglicherweise verschiebt sich der Altersgipfel aber durch den zunehmenden Kopf-zu-Kopf-Kontakt für ein „Selfie“ in Richtung höheres Lebensalter, mutmaßt der Hygiene-Wissenschaftler mit Blick auf das Verhalten der adulten Läuse, bei jeder sich bietenden Gelegenheit rasch den Wirt zu wechseln.
Reden führt eher zur Diagnose als Suchen
Kopfläuse ernähren sich ausschließlich von Blut. Ähnlich wie eine Mücke injiziert auch Pediculus humanus capitis Speichel in die Haut, um das Blut aus den Kapillaren zu saugen. Die Inhaltsstoffe des Speichelsekrets induzieren dann beim Menschen eine Immunreaktion vom verzögerten Typ, was zum typischen Läuse-Juckreiz sowie Quaddeln und Papeln führt.
Bei der Diagnosestellung der Pediculosis capitis sollte man den Ausführungen der Eltern vertrauen, rät Prof. Feldmeier. Denn die meisten Kinder haben weniger als zehn Kopfläuse und eine gezielte Suche nach lebenden Exemplaren, womöglich noch mit einer Lupe, ist aufwendig und wenig Erfolg versprechend.
Aufwendig ist auch die Methode des feuchten Auskämmens, die allerdings zu Hause gut durchführbar ist. Das Haar wird dabei komplett mit einer Haarpflegespülung durchfeuchtet und Strähne für Strähne mit einem Läusekamm ausgekämmt. Den Kamm streicht man anschließend auf einem weißen Papier aus. Eine Laus lässt sich vor dem hellen Hintergrund gut erkennen.
Rizinus- und Kokosöl ebenfalls wirksam
Die für die Behandlung früher gerne eingesetzten Pedikulozide auf Basis von Pyrethroiden und Organophosphaten haben heute aufgrund von Resistenzen und Neurotoxizität kaum mehr Bedeutung. Mittel der Wahl sind jetzt die besser verträglichen Dimeticon-Pedikulozide. Die inerten Silikonöle breiten sich auf dem Chitinkörper der Laus aus und verstopfen ihre Atemöffnungen.
Resistenzen sind aufgrund dieses physikalischen Wirkmechanismus unwahrscheinlich, biochemische Reaktionen sowie eine Resorption durch Haut oder Schleimhäute nicht zu befürchten. Einige der Antiläusemittel enthalten Zusatzstoffe wie Rizinus- oder Kokosöl, die ebenfalls pedikulozid wirken. In-vitro-Versuche zeigen für einige Produkte auch eine hohe ovizide Wirkung. Nach etwa acht bis zehn Tagen sollte die Anwendung sicherheitshalber wiederholt werden.
Wichtig bei der Therapie: an die Kontaktpersonen denken. Denn bevor sich der erste Juckreiz beim Indexpatienten einstellt – wenn er überhaupt auftritt –, hat die Person wahrscheinlich schon andere angesteckt. Da das diagnostische Auskämmen aller Kontaktpersonen bei einem Ausbruch in Gemeinschaftseinrichtungen zu aufwendig ist, empfiehlt der Autor ein neues Konzept: Alle Kinder, die sicher oder wahrscheinlich Kopfläuse haben, werden zeitgleich mit einem gegen adulte Läuse und Eier wirksamen und für Menschen ungefährlichen Produkt behandelt.
Kissen und Mützen bei 50 °C waschen
Besondere Hygienemaßnahmen in der Familie bleiben auf ein Minimum beschränkt. In der Regel reicht eine 50-°C-Maschinenwäsche von Kopfkissen, Kopfbedeckungen und Haarbürsten, ersatzweise auch eine 40-Minuten-Behandlung im Wäschetrockner. Nissen lassen sich mit einer Schere oder durch Waschen mit einer Haarspülung entfernen.
Quellen: Aus der Fachliteratur
Quelle Text und Abb.:
Feldmeier H. internistische praxis 2017; 57: 249–262;
© Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
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