Krebsgefahr als Klasseneffekt

Dr. Franziska Hainer

JAKi erhöhten die Malignominzidenz im Vergleich zu Methotrexat oder Placebo nicht. JAKi erhöhten die Malignominzidenz im Vergleich zu Methotrexat oder Placebo nicht. © peterschreiber.media - stock.adobe.com

Bei älteren Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren hat Tofacitinib in der ORAL-Surveillance-Studie das Risiko für Malignome erhöht. Britische Forscher gingen nun der Frage nach, ob dies ein Klasseneffekt ist. 

In der ORAL-Surveillance-Studie mit über 4.000 Patien­ten zeigte sich unter der Therapie mit dem JAK-Inhibitor (JAKi) ­Tofacitinib im Vergleich zu einer Behandlung mit TNF-a-Inhibitoren (TNFi) ein erhöhtes Risiko für Malignome. Unklar ist bisher allerdings, ob es sich bei diesen ­Ergebnissen um einen Klasseneffekt der JAKi handelt. Ebenso offen ist zudem, wie es sich mit dem Krebsrisiko bei anderen Populationen verhält, beispielsweise bei Patienten unter 50 Jahren und ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren.
Um das Krebsrisiko von JAKi, TNFi und Methotrexat besser beurteilen zu können, startete eine britische Arbeitsgruppe um Dr. Mark Russel vom King’s College in London eine Metaanalyse mit 62 randomisierten klinischen ­Studien (RCT) und 16 Langzeitstudien. 

Über 80.000 Patientenjahre mit JAKi untersucht

Insgesamt überblickten die Autoren 82.366 Personenjahre unter ­JAKi-Therapie, 2.924 unter Placebo, 7.909 unter TNFi und 1.074 unter Methotrexat. Die häufigsten angewendeten JAKi waren Tofacitinib (n = 14.225), Upadacitinib (n = 9.810), Baricitinib (n =  6.301) und Filgotinib (n = 5.166). Eingesetzt wurden die JAKi vor allem aufgrund von  rheumatoider Arthritis (RA), Psoriasisarthritis, Spondylo­arthritis, chronisch-entzündlicher Darm­erkrankung oder atopischer Dermatitis. Als primären Endpunkt definierten die Forscher die Mali­gnominzidenz. Sekundäre Endpunkte waren Malignome außer hellem Hautkrebs (non-melanoma skin cancer, NMSC) oder nur NMSC. 

Insgesamt stellten die Autoren mit einer Rate von 1,26 Krebserkrankungen pro 100 Personenjahren eine eher niedrige Krebsrate fest. JAKi erhöhten die Malignominzidenz im Vergleich zu Methotrexat oder Placebo nicht. Daran änderte auch der Ausschluss von NMSC, die alleinige Berücksichtigung von NMSC oder die getrennte Auswerung von RTC- und Langzeitstudien nichts.
Im Vergleich zur Therapie mit TNFi waren die JAKi allerdings mit einer gesteigerten Inzidenz für Malignome assoziiert (Inzidenzratenverhältnis IRR 1,50). Auch das Risiko für NMSC war signifikant erhöht (IRR 1,93). Die Sensitivitätsanalyse mit Ausschluss individueller Stu­dien zeigte, dass eine einzelne Studie, nämlich ORAL-Surveillance, einen enormen Einfluss auf die Ergebnisse der Metaanalyse hatte. Nach Ausschluss ihrer Daten war das Malignomrisiko unter JAKi im Vergleich zu TNFi immer noch erhöht, aber nicht mehr signifikant (IRR RCT  1,11, IRR Langzeitstudien 1,60).

Quelle: Russel MD et al. Ann Rheum Dis 2023; DOI: 10.1136/ard-2023-224049

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