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Laborwerte bei Sportlern richtig interpretieren
Sport, vor allem aber intensives und lang anhaltendes Training, verändert gewisse Laborparameter präanalytisch. Myoglobin zum Beispiel zeigt einen massiven Anstieg bereits bei moderaten Belastungen. Klassische kardiale Biomarker (CK-MB, Troponin T) und D-Dimere reagieren vor allem nach länger dauernden Wettkämpfen. Die sonst in der Notfalldiagnostik hilfreichen D-Dimere können dann über einige Tage erhöht sein.
Ferritin nimmt durch intensives Training zu
Ein sehr empfindlicher Wert ist die Leukozytenzahl. Jede Art körperlicher Aktivität lässt die Leukozyten auf das 2- bis 3-Fache ansteigen. Innerhalb von 24 Stunden normalisiert sich der Wert aber wieder. Hämoglobin (Hb) und Hämatokrit (Hkt) ändern sich erst bei längeren und starken Belastungen. Auch Ferritin – neben der Funktion als Eisenspeicher ein Akutphaseprotein – nimmt durch intensives sportliches Training zu, was die Abgrenzung zu einem Infekt erschwert.
Bei muskulärer Belastung klettert die Kreatinkinase (CK) innerhalb des normalen Trainingsprozesses auf das 6- bis 10-Fache, ohne dass Beschwerden auftreten. Bestehen bei einem Athleten aber zusätzlich ausgeprägte Muskelschmerzen, Druckempfindlichkeit und Schwellung der betroffenen Muskulatur, so muss eine Rhabdomyolyse ausgeschlossen werden.
Mikrohämaturie bei Läufern durch mechanische Belastung
Leber- und Nierenparameter sprechen erst auf Leistungssport an, dann lassen sich nämlich hohe Werte bis zu 72 Stunden nach Betätigung feststellen. Speziell bei Läufern findet man eine Mikro- und manchmal sogar eine Makrohämaturie durch mechanisch bedingte Blasenkontusionen. Auch eine Proteinurie ist möglich. Ebenfalls durchs Laufen kann es zu okkult ablaufenden Magen-Darm-Blutungen kommen, meist ohne klinische Bedeutung. Bei gleichzeitigem Eisenmangel muss aber nach der Ursache geforscht werden.
Sportlich aktive Menschen klagen in der Sprechstunde häufiger über fehlende Energie oder Müdigkeit. Bestimmen Sie gezielt Laborwerte, um Krankheiten wie Eisen- oder Vitaminmangel, Asthma, Infekte, depressive Verstimmung oder Störungen der Schilddrüsenfunktion auszuschließen! Denken Sie bei unauffälliger Anamnese, Klinik und Labor an das sogenannte Übertraining, eine chronische Überlastungsreaktion mit verminderter physischer und oft auch psychischer Leistungsfähigkeit über Monate.
Eisen- und B12-Mangel bei Sportlern häufiger
Im englischen Sprachraum wird von diesem „Overtraining“ das „Overreaching“ abgegrenzt, was einen funktionellen Überlastungszustand mit Restitutio ad integrum nach zweiwöchiger Pause beschreibt. Vitamin-B12- und Eisenmangel (bis hin zur Eisenmangelanämie) treten im Ausdauersport und bei allgemein sportlicher Bevölkerung häufiger auf als bei Sportmuffeln.
Stehen Wettkämpfe bei Athleten an erster Stelle, empfiehlt sich einmal jährlich ein Labor-Screening im Rahmen einer sportärztlichen Untersuchung zum Ausschluss einer Mangelsituation. Falls bereits niedrige Werte vorliegen, sollte zwei- bis dreimal jährlich ein „kleines Labor“ (Hb, Hkt, MCV, MCH, Ferritin, CRP) erfolgen.
Quelle: German E. Clénin et al., Therapeutische Umschau 2015; 72: 311-319; DOI: dx.doi.org/10.1024/0040-5930/a000681
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