Läuse oder Ekzeme mit Medizinprodukten abwehren!

Dr. Anja Braunwarth , Foto: thinkstock

Die Wirkung von Medizinprodukten wird häufig angezweifelt. Dabei sind sie z.B. gegen Dermatitis, Ekzem oder Lausbefall durchaus effektiv!

In letzter Zeit kommen in der Dermatologie zunehmend lokale, halbfeste Formulierungen zum Einsatz, die nicht als topische Arzneimittel, sondern als Medizinprodukte zugelassen sind. Und in einigen Bereichen schlagen sie dabei sogar die Konkurrenz, wie Professor Dr. Hans Christian Korting von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München und Kollegin im „Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ berichten.

Weinrebenextrakt bei atopischer Dermatitis

Für die atopische Dermatitis ist ein nicht steroidales Multikomponentenprodukt (Atopiclair®) zugelassen. Die Öl-in-Wasser-Emulsion enthält Vitis vinifera (natürlicher Extrakt der Weinrebe), Telmestein, die Vitamine E und C, Hyaluronsäure, Glycyrrhizin und Sheabutter (Butyrospermum parkii).


In vier multizentrischen, vehikelkontrollierten Studien (zwei pädiatrische) an insgesamt 450 Patienten zeigte das Präparat nach 22 Tagen eine deutliche Symptomreduktion gegenüber dem Vehikel. Vor allem der Juckreiz ließ eindrucksvoll nach.

Hautbarriere durch nicht steroidales Multikomponentenprodukt bessern

Die Therapie wurde gut vertragen, Nebenwirkungen (Brennen, Erytheme, Kontaktdermatitis und Stechen nach der Applikation) waren selten, mild und nicht häufiger als im Placebokollektiv. Die Wirkung beruht vermutlich auf einer Hydratisierung des entzündeten Gewebes sowie einer Besserung der Hautbarrierenfunktion.


Bei aktinischen Keratosen hat die Prävention einen großen Stellenwert, vor allem auf chronisch lichtgeschädigter Haut. Neben dem Meiden von Sonne kommt dem geeigneten Lichtschutz eine zentrale Rolle zu. Evidenzbasiert kann hierfür das liposomale Sonnenschutzmittel Daylong actinica® eingesetzt werden.

Liposomales Sonnenschutzmittel schützt vor Plattenepithelkarzinomen 

Die Wirksamkeit wurde an der Hochrisikogruppe von organtransplantierten Patienten geprüft. 120 Probanden nahmen an der Studie teil, alle erhielten eine entsprechende Aufklärung über Maßnahmen zum Sonnenschutz, 60 von ihnen trugen zusätzlich einmal täglich eine Dosis von 2 mg/cm2 des Präparates (LSF > 50) auf Kopf, Nacken, Oberarme und Hände auf. In dieser Gruppe ging die Zahl aktinischer Keratosen um 102 zurück, während im Kontrollkollektiv 82 neue auftraten. Hier fanden sich auch acht neue Plattenepithelkarzinome, bei den anderen kein einziges.


Das nicht steroidale Medizinprodukt Xclair® hat sich bei röntgen- bzw. strahleninduzierter Dermatitis bewährt. 40 Frauen mit Mammakarzinomen bekamen während der Radiatio und drei Wochen danach entweder das Präparat aus Hyaluronsäure, Sheabutter, Glycyrrhizin, Allantoin, Bisabolol, Vitis vinifera, Telmestein und den Vitaminen E und C oder ein Vehikel.

Wenig Nebenwirkungen bei strahleninduzierter Dermatitis

Das Produkt zeigte sich – bei vergleichbarer Verträglichkeit – sowohl bezüglich der maximalen Schwere der Hauttoxizität als auch des Brennens im Bestrahlungsfeld und der Desquamation überlegen. Eine zweite Studie an 20 Brustkrebspatientinnen zeigte ähnliche Ergebnisse. Bei seborrhoischer Dermatitis helfen Antimykotika oder Calcineurininhibitoren.


Auch das Produkt Sebclair® aus Sheabutter, Acifrutol, Allantoin, Bisabolol, den Vitaminen E und C, Aglycera-Komplex und Piroctonolamin ist in der Lage, die Symptome zu lindern. Dies geht aus einer vehikelkontrollierten Studie an 60 Patienten hervor.

Läuse vernichten ohne Resistenzgefahr

Etwa 1–3 % aller Kinder in Industrieländern leiden an einem Befall mit Kopfläusen, Tendenz steigend. Die Behandlung mit neurotoxischen Insektiziden wirft inzwischen das Problem zunehmender Resistenzen auf, außerdem empfinden viele Kinder die Substanzen, die vor allem auf Kratzerosionen brennen, als unangenehm.


Ganz klassisch im Sinne eines Medizinprodukts – also auf rein physikalischem Wege – wirken synthetische Silikonöle, die Dimeticone. Sie verstopfen die Atemöffnungen (Tracheen) der Läuse bzw. Nissen und ersticken sie auf diesem Wege. Eine Resistenzentwicklung ist dabei ausgeschlossen.

Läusebehandlung in 5 Minuten?!

Als besonders effektiv hat sich die Kombination zweier Dimeticone – eines dünnflüssig und leicht flüchtig, das andere zähflüssig und schwer flüchtig – erwiesen. Das entsprechende Produkt NYDA® wirkt pedikulozid und ovizid. In vitro gibt es schon nach fünf Minuten von den Läusen kein Lebenszeichen mehr, was mit keiner Vergleichssubstanz (0,5 % Permethrin, 4 % Dimeticon, Soja-Kokosnussöl, 0,3 % Pyrethrumextrakt) erreicht wurde.


Auch in der abtötenden Wirkung zeigte sich die Silikonölmischung der Konkurrenz überlegen. Nach nur einer Stunde Inkubationszeit lag die Schlupfrate bei jungen Eiern bei 0 % und bei reifen bei 3,9 %, während sie bei allen anderen Substanzen mindestens 35 % betrug.


Quelle: Hans Christian Korting et al., JDDG 2012; 10: 103-110

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