
Lieber Placebo statt Prednison bei COPD-Exazerbation?

Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung erhalten bei Exazerbationen im Rahmen der ambulanten Therapie häufig orale Kortikosteroide. Doch wie effektiv ist diese Herangehensweise tatsächlich? In einer multizentrischen Studie aus Frankreich führte Prednison häufiger zu Therapieversagen als Placebo.
Die Erhebung umfasste 175 Patienten, die zwischen Februar 2015 und Mai 2017 wegen einer akuten COPD-Exazerbation einen Hausarzt aufsuchten. Alle waren mindestens 40 Jahre alt und wiesen eine Raucherhistorie von zehn oder mehr Packungsjahren auf, schreiben Dr. Jean-Laurent Thebault vom Département de Médecine Générale der Université Paris Cité und Kollegen. Die eine Hälfte der Studienteilnehmer erhielt fünf Tage lang 40 mg/d Prednison, die andere ein Scheinmedikament. Hauptendpunkt der Studie war ein Therapieversagen innerhalb von acht Wochen. Dieses definierten die Wissenschaftler als erneuten Besuch beim Arzt oder in der Notaufnahme, Hospitalisierung oder Tod.
Bei 35 % der Placebo- und 42 % der Interventionsgruppe schlug die Behandlung per Definition fehl. Das Risiko eines atemwegsbezogenen Therapieversagens war unter Prednison sogar doppelt so hoch wie unter Placebo (28 % vs. 14 %). Dementsprechend verbrachten Prednisonpatienten während des Follow-ups signifikant mehr Tage im Rezidiv.
Geringer Stichprobenumfang als Schwachstelle der Studie
Hinsichtlich der Nebenwirkungen und nicht-respiratorischen Infektionen zeigten sich zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede. Aufgrund der relativ geringen Stichprobengröße sollten die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden, heißt es im Fazit der Studie. Keiner der gezogenen Vergleiche deute allerdings auf eine Überlegenheit von oralen Steroiden bei der ambulanten Therapie einer COPD-Exazerbation hin.
Dr. Sanjay Ramakrishnan vom Oxford NIHR Biomedical Research Centre, University of Oxford, gesteht in einem begleitenden Editorial ein, dass man sehr wohl wisse, dass die Behandlung mit Kortikosteroiden nicht uneingeschränkt effektiv ist. 28 % der Patienten würden nach einer Therapie innerhalb eines Monats wieder vorstellig. Prednison kann sich zur Therapie einer COPD-Exazerbation eignen – aber nur, wenn diese mit einer hohen Zahl eosinophiler Granulozyten im Blut einhergeht, erläutert er weiter. Über diesen Biomarker lassen sich Patienten herausfiltern, bei denen eine Behandlung Erfolg verspricht.Eine solche eosinophilengesteuerte Kortikoidtherapie befindet sich gerade im Rahmen einer placebokontrollierten Studie an französischen Krankenhäusern auf dem Prüfstand.
Quelle:
1. Thebault JL et al. ERJ Open Res 2023; DOI: 10.1183/23120541.00057-2023
2. Ramakrishnan S. ERJ Open Res 2023; DOI: 10.1183/23120541.00464-2023
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