Lungenkarzinom: N2-Status ist eine Herausforderung

Birgit-Kristin Pohlmann, Foto: thinkstock

Etwa 15 % der Patienten mit Lungenkarzinom haben ipsilaterale mediastinale Lymphknotenmetastasen und gehören zur Gruppe der Patienten im Stadium IIIA mit N2-Status (T1–3N2M0). Die adäquate Behandlung dieser Patientengruppe wird seit Jahren kontrovers diskutiert.

Die Gruppe der Patienten mit einem Lungenkarzinom im Stadium IIIAN2 ist sehr heterogen, erläutert Dr. Karl-Matthias Deppermann, ELIOS Klinikum Erfurt. Seit dem Jahr 2007 werden vier Gruppen differenziert:

  • Die inzidenziellen N2-Patienten, bei denen der N2-Befall erst postoperativ – entweder mikro- oder makroskopisch im Resektat  (IIIA1 bzw. IIIA2) – nachgewiesen wird,
  • Patienten mit präoperativ nachgewiesenem klinischem N2-Befall (IIIA3),
  • Patienten mit „bulky disease“ im Mediastinum (AIII4).


Im Fokus der Diskussion stehen insbesondere die Patienten im Stadium IIIA3 mit klinisch evidentem N2-Status (cN2). Sie haben eine deutlich ungünstigere Prognose als jene mit inzidenziellem N2-Status.

Lungen-Ca: Stadium IIIA im Fokus der Diskussion

Patienten mit inzidenziellem N2-Befall werden naturgemäß initial operiert und erhalten nachfolgend eine adjuvante Chemo-/Strahlentherapie. Für jene mit „bulky disease“ kommt eine Operation nur noch in Ausnahmefällen – z.B. bei Komplikationen – infrage. Standard ist die kombinierte Chemo-/Radiotherapie (CT/RT).


Wesentlich differenzierter muss die Entscheidung bei den klinischen N2-Patienten getroffen werden, so Dr. Deppermann. Auch bei diesen Patienten gilt die CT/RT als Standard. Die klinische Datenlage weist aber darauf hin, dass bei einem Teil dieser Patienten mit einem multimodalen Therapiekonzept unter Einschluss der Operation eine Verlängerung der Überlebenszeit erreicht werden kann.

Vorteile für lobektomierte Patienten

Im Rahmen klinischer Studien scheinen insbesondere lobektomierte Patienten im Stadium IIIA3 von einem multimodalen Therapiekonzept zu profitieren – zum Teil mit einem deutlichen Überlebensvorteil im Vergleich zu jenen, die nicht operiert wurden. Dieser Überlebensvorteil zeigte sich jedoch nicht bei den pneumonektomierten Patienten. Diese hatten von der zusätzlichen Operation einen Vorteil bei der progressionsfreien Zeit, was sich aber nicht in einem Überlebensvorteil niederschlug.


Eine weitere Untersuchung deutet darauf hin, dass N2-Patienten mit Befall nur eines Lymphknoten(LK)-Levels eine ähnliche Prognose haben wie N1-Patienten mit Befall mehrerer LK-Positionen. Dies muss laut Dr. Deppermann weiter validiert werden und ist ebenfalls ein Hinweis, dass es möglicherweise eine cN2-Gruppe gibt, die von einem multimodalen Therapiekonzept prognostisch profitiert.

"Entscheidend ist die Selektion der Lungenkrebs-Patienten"

Für den klinischen Alltag empfiehlt Dr. Deppermann – basierend auf der derzeitigen Datenlage –, Patienten im Stadium IIIA3 mit Befall nur eines LK-Levels im Rahmen kontrollierter klinischer Studien einer multimodalen Therapie zuzuführen. Dies gilt insbesondere für Patienten, bei denen eine Lobektomie geplant ist und die dann eine adjuvante Chemo-/Radiotherapie erhalten.


Ist eine Pneumonektomie vorgesehen, bieten sich im Rahmen klinischer Studien neoadjuvante Chemotherapiekonzepte mit postoperativer Bestrahlung an. Für Patienten im Stadium IIIA3 mit Befall mehrerer LK-Positionen sieht Dr. Deppermann derzeit keine Indikation für ein multimodales Konzept.


Der Thoraxchirurg Professor Dr. Christian Stremmel vom Lungenzentrum Donaueschingen bestätigt aus chirurgischer Sicht, dass einzelne Patientengruppen im Stadium IIIA von einer zusätzlichen Operation profitieren. Die Patientenselektion ist laut Prof. Stremmel im Stadium IIIA entscheidend für die Auswahl des Therapiekonzeptes und die weitere Prognose.

Bei Bronchial-Ca mit N0-Status operieren?

Er empfiehlt nach neoadjuvanter Chemotherapie ein Restaging. Laut Datenlage profitieren von einer zusätzlichen Operation Patienten mit Befall eines LK-Levels, die aufgrund der präoperativen Behandlung einen N0-Status (cyN0) erreicht haben, die nicht pneumonektomiert werden müssen und bei denen eine R0-Resektion erreichbar scheint. Unter diesen Voraussetzungen sind laut Prof. Stremmel bei diesen Patienten 5-Jahres-Überlebensraten von 40 % möglich.


Quelle: 30. Deutscher Krebskongress 2012, Berlin

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