Mehr Unabhängigkeit durch Nerventransfer

Dr. Judtih Lorenz

Aufgrund der motorischen und sensorischen Einschränkungen von Armen und Beinen sind die Betroffenen immobil und in der Regel lebenslang auf Unterstützung angewiesen. Aufgrund der motorischen und sensorischen Einschränkungen von Armen und Beinen sind die Betroffenen immobil und in der Regel lebenslang auf Unterstützung angewiesen. © mapo – stock.adobe.com

Die chirurgische Verlagerung von Nerven kann die Handmotorik von Querschnittgelähmten verbessern. Das funktioniert auch dann, wenn die Rückenmarkverletzung schon länger als 12 Monate zurückliegt.

Eine Querschnittverletzung des Halsrückenmarks ist ein schwerer Schicksalsschlag: Aufgrund der motorischen und sensorischen Einschränkungen von Armen und Beinen sind die Betroffenen immobil und in der Regel lebenslang auf Unterstützung angewiesen. Als besonders problematisch empfinden viele Patienten den Verlust der Handfunktion, weil dadurch die Selbstständigkeit etwa bei der Nahrungsaufnahme und der Körperpflege, inklusive Selbstkatheterismus, erheblich eingeschränkt ist. Hoffnung verspricht die chirurgische Verlagerung von Nerven. Dabei ist bislang unklar, wann der beste Zeitpunkt für eine OP ist und mit welchem klinischen Ergebnis zu rechnen ist, schreiben Dr. ­Saad ­Javeed von der Abteilung für Neurologische Chirurgie der Washington University in St. Louis und Kollegen.

Beim Nerventransfer werden intakte Nerven kranial der Querschnittszone auf kaudal gelegene gelähmte Muskel-Nerv-Einheiten umgeleitet. Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit der Axone sowie ihrer Fähigkeit zur Kollateralenbildung kann ein einziger verlegter Nerv mehrere Empfänger­axone und somit ein großes Muskelterritorium reinnervieren, erläutern die Studienautoren. In der bislang größten Fallserie zum Thema berichten sie über den postoperativen Verlauf bei 22 Menschen mit einer hohen Querschnittslähmung, bei denen insgesamt 60 Nerventransfers an 35 oberen Extremitäten durchgeführt wurden.

Die chirurgische Intervention fand 6 bis 142 Monate nach dem Verletzungsereignis statt. Umgeleitete Nervenäste entstammten beispielsweise dem N. axillaris, dem N. radialis oder dem N. musculocutaneus. Ziele der Behandlung waren die Verbesserung der Ellenbogenstreckung sowie der Handfunktion. Nach dem Eingriff absolvierten die Betroffenen ein umfangreiches Rehabilitationsprogramm.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 37 Monaten hatte bei den Patienten die Kraft des Trizeps, der Fingerstrecker und der Fingerbeuger signifikant zugenommen. Die Muskelkraft verbesserte sich dabei bis 24 Monate nach der OP deutlich, mit anschließend zwar weniger starken, aber kontinuierlichen Entwicklungen.

Auch im Hinblick auf die Hand- und Fingerfunktion sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität profitierten die Patienten von der Operation. Durch den Nerventransfer können gelähmte Muskeln der oberen Extremität demnach wieder zum Leben erweckt werden. Dafür sollten die Empfängernerven sorgfältig ausgewählt werden. Besonders hervorzuheben ist aus Sicht der Kollegen, dass auch bei Rückenmarksverletzungen, die schon länger als 12 Monate zurückliegen, ein gutes Ergebnis erzielt werden kann.

Quelle: Javeed S et al. JAMA Netw Open 2022; 5: 32243890; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.43890

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Aufgrund der motorischen und sensorischen Einschränkungen von Armen und Beinen sind die Betroffenen immobil und in der Regel lebenslang auf Unterstützung angewiesen. Aufgrund der motorischen und sensorischen Einschränkungen von Armen und Beinen sind die Betroffenen immobil und in der Regel lebenslang auf Unterstützung angewiesen. © mapo – stock.adobe.com