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Eine Immuntherapie vor der OP?

Gemäß den ersten Ergebnissen der Phase-3-Studie NADINA verlängert die neoadjuvante Therapie mit Nivolumab plus Ipilimumab das ereignisfreie Überleben (EFS) beim resektablen Stadium-III-Melanom deutlich, berichtete Prof. Dr. Christian U. Blank vom Niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam.1 Nur bei geringem oder fehlendem pathologischen Ansprechen wurde sie um eine adjuvante Behandlung ergänzt. Schon zuvor hatte sich sowohl in der Phase-1-Studie OpACIN mit Ipilimumab und Nivolumab als auch der Phase-2-Studie SWOG1801 mit Pembrolizumab eine größere Effektivität einer perioperativen Immuntherapie gegenüber einer ausschließlich adjuvanten Gabe gezeigt.
Für die NADINA-Studie waren 423 Patient:innen mit einem resektablen Melanom im Stadium III mit palpablen Lymphknotenmetastasen rekrutiert worden, die noch keine Therapie mit Checkpoint-, MEK- oder BRAF-Inhibitoren erhalten hatten. Sie wurden in zwei Gruppen randomisiert: 212 Erkrankte erhielten neoadjuvant zwei dreiwöchige Zyklen Ipilimumab (80 mg) und Nivolumab (240 mg). Das Vorgehen nach OP hing in dieser Gruppe vom Ansprechen ab: im Falle einer Major Pathologic Response (MPR, ≤ 10 % vitale Tumorzellen) wurden die Betroffenen nur nachbeobachtet. Bei geringerem oder keinem Ansprechen folgte eine adjuvante Therapie:
- elf Zyklen Nivolumab (BRAF WT)
- Dabrafenib und Trametinib über 46 Wochen mit/ohne begleitende Strahlentherapie (BRAFmut)
Im Vergleichsarm wurden 211 Teilnehmende zuerst operiert und erhielten dann zwölf Zyklen Nivolumab (480 mg alle vier Wochen) mit oder ohne Bestrahlung.
Das Prüfprotokoll verbesserte die EFS-Rate nach zwölf Monaten von 57,2 % bei einer adjuvanten Therapie mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab auf 83,7 %. Das entspricht einem um 68 % reduzierten Risiko für Progress, Rezidiv oder Tod durch das Melanom oder die Therapie (HR 0,32; 99,9 %-KI 0,15–0,66; p < 0,0001).
Die neoadjuvante Immuntherapie führte bei 59 % der Behandelten zu einer MPR, sodass diese keine adjuvante Therapie erhielten. Der ausgeprägte EFS-Vorteil sei also bei fast 60 % nur mit einer sechswöchigen Behandlung erreicht worden, betonte Prof. Blank. Diese Patient:innen hatten trotz Verzicht auf eine Adjuvanz ein sehr geringes Rezidivrisiko. Insgesamt sieht der Kollege den bisherigen Standard für makroskopische Melanome im Stadium III als abgelöst an.
Verträglichkeit des Regimens
Nivolumab/Ipilimumab neoadjuvant erhöhte nicht die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Ereignisse rund um die OP. Es wurden aber mehr Nebenwirkungen der systemischen Therapie vom Grad 3 oder höher berichtet als bei alleiniger adjuvanter Immuntherapie (29,7 % vs. 14,7 %).
Eine gute Wahl für Hochrisikopatient:innen
Toxizitäten einer Immuntherapie können lebensverändernd ausfallen und waren unter der Neoadjuvanz teilweise häufiger, erinnerte die Diskutantin Prof. Dr. Harriett M. Kluger vom Yale Cancer Center in New Haven.2 Sie mahnte daher eine gute Nutzen-Risiko-Abwägung an. Vermutlich profitierten diejenigen mit der höchsten Rezidivgefahr am meisten von einer neoadjuvanten Immuntherapie.
Zusammenfassend handele es sich bei dem NADINA-Protokoll um einen neuen Behandlungsstandard und eine gute Wahl für Hochrisikopatient:innen. Wenn Ärzt:innen sowieso eine Immuntherapie planen, sei es definitiv von Nutzen, zwei bis drei Zyklen vor der Operation zu geben. Andererseits sollte man bei niedrigem Sterberisiko erwägen, auf CPI ganz zu verzichten. Es fehlen noch ein längeres Follow-up und Daten zum Gesamtüberleben, um den Stellenwert des Regimes vollständig zu beurteilen.
Quellen:
1. Blank CU et al. 2024 ASCO Annual Meeting, Abstract LBA2
2. Kluger HM. 2024 ASCO Anual Meeting; Discussion of LBA2
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