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Mit Tacho und Wasserstrahl unterwegs im Darm

Nach der ersten Euphorie über die Optimierung der Polypen- und Adenomdetektion in der Koloskopie durch die KI fühlt sich Prof. Dr. Alexander Hann, Lehrstuhl für digitale Transformation in der Gastroenterologie am Uniklinikum Würzburg, aktuell eher im Tal der Enttäuschungen. Denn nachdem fünf randomisiert-kontrollierte Studien aus China belegt hatten, dass die Adenomdetektionsrate (ADR) durch Hinzunahme der computergestützten Diagnose (CAD) deutlich gesteigert werden kann, zeigte sich nach Einführung von CAD-Systemen in die Routine-Koloskopie eher eine Verschlechterung der ADR. Eine Ursache dafür könnte sein, dass Untersuchende dazu neigen, nicht mehr das ganze Blickfeld anzuschauen, wenn die KI bei der Endoskopie mit dabei ist. Das gilt sowohl für erfahrene als auch für unerfahrene Untersucher. Die CAD erhöht zudem den Anteil falsch interpretierter normaler Mukosa. Auch zwei randomisiert-kontrollierte Studien aus Großbritannien und den USA haben die Begeisterung für die KI bei der Screening-Koloskopie gedämpft: In beiden erhöhte die Nutzung von CAD die ADR nicht signifikant im Vergleich zu einer normalen Koloskopie.
Ein KI-Hilfsmittel, um die für die Adenomdetektion wichtige Rückzugszeit zu steuern, ist ein visueller Tacho. Der Untersuchende sieht damit schnell, ob er zu rasch zurückzieht. In einer Studie war eine KI-unterstützte Rückzugszeit von etwa 6,5 Minuten mit einer ADR von 16 % assoziiert, während in der Kontrollgruppe ohne KI-Hilfe die ADR bei einer Rückzugszeit von 4,7 Minuten nur bei 8 % lag. Die Unterschiede waren statistisch signifikant. Kombiniert man CAD und Tacho, ist die ADR noch einmal höher als bei CAD und Tacho allein. Auch dazu gab es allerdings ernüchternde Daten aus der Implementierungsphase: Der Tacho verlängerte in der klinischen Routine weder die Rückzugszeit noch verbesserte er die ADR.
Dennoch ist Prof. Hann optimistisch, dass die inzwischen bei wichtigen Endoskopanbietern längst implementierte KI ihre Vorteile bei der Koloskopie entfalten wird. Die Polypendetektion mit CAD müsse zukünftig den Kontext noch mitberücksichtigen – auch das Verhalten der Untersuchenden, forderte er. Ganz pragmatisch setzt Prof. Hann die KI schon da ein, wo Standardarbeiten anstehen, beispielsweise beim Erstellen eines Berichts. Den Tacho findet er als Erinnerungsstütze beim Zurückziehen des Endoskops nach wie vor gut. Ein neues Tool gibt es für die Größenbestimmung der Polypen. Ein KI-System vergleicht einen Wasserstrahl definierter Dicke aus dem Wasserjet mit dem Ausmaß eines detektierten Polypen und errechnet daraus seine Größe. Die Fehlerquote ist mit diesem Verfahren wesentlich geringer als bei der Schätzung durch den Untersucher oder bei der Abschätzung im Rahmen einer Biopsie.
Quelle: 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress
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