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Nebenschilddrüsen bei der Op. verschlampt

Ein Hypoparathyreoidismus ist meist iatrogen bedingt. Vor allem die totale Strumektomie oder die operative „neck dissection“ (s. Abb.) bei Kopf-Hals-Tumoren ziehen nicht selten auch das Gewebe der Nebenschilddrüse in Mitleidenschaft. Sie führen bei 1 bis 1,5 % der Patienten zu einem persistierenden Mangel an Parathormon (PTH), schreibt Professor Dr. Heide Siggelkow vom Endokrinologikum Göttingen.
Bei leichten Formen genügt Cholecalciferol
Patienten mit iatrogenem bzw. angeborenem Hypoparathyreoidismus benötigen eine lebenslange Behandlung. Primäres Ziel ist die Normalisierung des Kalzium-Haushalts: Der Serumkalzium-Spiegel sollte im unteren Normbereich oder ein wenig darunter liegen, die Ca-Ausscheidung im 24-Stundenurin im Referenzbereich bleiben und Hypokalziämie-Symptome sollten fehlen. Für die Serumwerte von Phosphat, Magnesium und Vitamin D wird der jeweilige Normbereich angestrebt.
Standard in der Therapie des Hypoparathyreoidismus ist nach wie vor die Gabe von Vitamin D und Kalzium, erklärt die Endokrinologin. Bei leichteren Formen reicht Cholecalciferol (Vitamin D3, „natives“ Vitamin D). Bei ausgeprägteren Krankheitszuständen sowie bei Tetanien sind die aktivierten, hochpotenten Vitamin-D-Metaboliten Alfacalcidol und Calcitriol Mittel der Wahl. Die Wirkung dieser beiden Substanzen tritt bereits nach ein bis zwei Tagen ein – im Gegensatz zu mehreren Wochen unter Cholecalciferol. Eine weitere Therapieoption ist Dihydrotachysterol.
Zusätzlich erhalten die Patienten eine Kalzium-Supplementation mit 0,5 bis 1,0 g pro Tag. Eine kalziumreiche Ernährung z.B. mit Milch und Milchprodukten ist wegen des hohen Phophatanteils bei Patienten mit PTH-Mangel weniger empfehlenswert, so Prof. Siggelkow.
Vor allem für Senioren gilt: immer ausreichend trinken
Kontrolluntersuchungen mit Analysen von Ca (ionisiert oder albuminkorrigiert), Ph, Mg, Kreatinin (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) finden in Phasen der Ein- oder Umstellung in der Regel in mindestens zweiwöchigen, danach in monatlichen und dann vierteljährlichen Abständen statt. Alle drei bis sechs Monate sind zusätzlich Symptome einer Hypo- und Hyperkalziämie zu überprüfen, alle ein bis zwei Jahre die 24-h-Ca-Ausscheidung.
Auch sollte in etwa einjährigen Intervallen auf Anzeichen oder Symptome von Begleiterkrankungen (s. Kasten) geachtet werden, bei Anstieg des Serumkreatinins oder bei Nierenstein-Symptomatik ist eine Bildgebung erforderlich.
Niere, Herz und ZNS im Auge behalten
Vitamin D und Kalzium auch unter Hormontherapie nehmen
Allerdings kann die Verordnung von Kalzium und Vitamin D das fehlende PTH nicht ersetzen – weder der Mineralhaushalt noch die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten erreichen den Normalzustand. Ob sich das durch das jetzt verfügbare gentechnisch hergestellte PTH 1-84 ändert, bleibt offen, schreibt Prof. Siggelkow. Vitamin D und Kalzium müssen auch unter der in den USA bereits zugelassenen Hormontherapie weiter gegeben werden, Komplikationen reduzierten sich innerhalb von fünf Jahren kaum und vor allem in der Ein- bzw. Umstellungsphase ist mit Nebenwirkungen zu rechnen. Allerdings verbessert sich die Lebensqualität. Von einer PTH-Zulassung in Europa, möglicherweise schon in den nächsten Monaten, werden wohl zunächst einmal die schwer einstellbaren, fachärztlich betreuten Patienten profitieren, resümiert die Endokrinologin.Quellen: Aus der Fachliteratur
Siggelkow H et al. Endokrinologie Informationen Sonderheft 2017; 11–14
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