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Negativer Rachenabstrich: Coronavirus im Sputum nachweisen

Fieber, produktiver Husten, zweimaliger orthostatischer Kollaps – etwa sieben Tage lang hatte sich ein 46-jähriger Bauarbeiter bereits krank gefühlt, bevor er sich schließlich in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Freiburg vorstellte. Eine ambulante Therapie mit Sultamicillin über fünf Tage hatte nicht zu einer Besserung geführt. Bei der COVID-19-spezifischen Anamnese ergaben sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung. Folgende Befunde waren bekannt:
- koronare Eingefäßerkrankung, Z.n. ST-Hebungsinfarkt bei LAD-Verschluss (2019)
- Herzinsuffizienz Stadium NYHA I bei einer Ejektionsfraktion > 55 %
- metabolisches Syndrom mit Präadipositas, arterieller Hypertonie, Dyslipidämie und Prädiabetes
- Z.n. Nikotinabusus
In der klinischen Untersuchung bestätigte sich die bekannte arterielle Hypertonie, die übrigen Vitalparameter waren unauffällig, berichten Dr. Daniel Hornuss und Kollegen von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. Die Auskultation offenbarte feinblasige Rasselgeräusche der Lunge links basal. Im Labor waren die Werte für LDH, pro-BNP und CRP erhöht, alle anderen Parameter zeigten sich weitgehend unauffällig. Zwei tiefe Rachenabstriche ergaben keinen Nachweis für SARS-CoV-2 oder andere atypische respiratorische Erreger.
Nachweis aus dem Sputum
Im Röntgenthorax offenbarten sich bipulmonale laterale Verschattungen in beiden Lungen, die sich in der darauffolgenden CT als die für COVID-19 typischen milchglasartigen Infiltrate herausstellten. Nachdem auch ein dritter Rachenabstrich negativ ausfiel, konnten die Kollegen den Virusnachweis schließlich aus dem Sputum erbringen. Sie stellten die Diagnose einer COVID-19-assoziierten Pneumonie.
Der Patient wurde stationär aufgenommen und isoliert. Zur Behandlung einer möglichen bakteriellen Superinfektion erhielt er zunächst Ampicillin/Sulbactam i.v. Nach drei Tagen konnte die Medikation abgesetzt werden, da es keinen Hinweis auf bakterielle Erreger gab.
Tiefe Atemwegssekrete oder Stuhl untersuchen
Auf eine antivirale Therapie verzichteten die Freiburger Kollegen. Zum Zeitpunkt der Diagnose befand sich der Patient bereits auf dem Weg der Besserung. 17 Tage nach Auftreten der ersten Symptome konnte der Mann aus der Klinik entlassen werden. Eine weitere Quarantäne war nicht nötig.
Dieser Fall zeigt, dass der Nachweis von SARS-CoV-2 über tiefe Rachenabstriche mitunter nicht möglich ist. Die Autoren um Dr. Hornuss plädieren daher dafür, bei begründetem klinischem Verdacht auf eine Coronavirusinfektion und negativen Rachenabstrichen die tiefen Atemwegssekrete (z.B. Sputum, Trachealsekret) oder den Stuhl auf das Virus hin zu untersuchen.
Quelle: Hornuss D et al. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 844-849; DOI: 10.1055/a-1170-6061
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