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Krebszellen noch punktgenauer zu Leibe rücken

Damit die Radiotherapie Tumorzellen erfolgreich zerstören kann, muss bekanntermaßen dessen Strahlendosis ausreichend hoch sein, gleichzeitig soll sie gesundes Gewebe aber nicht beschädigen. Eine neue Technologie, die Mikrostrahltherapie, nutzt hierfür nun ultrahohe Dosen, die 20-mal höher sind als bei konventionellen Verfahren, das Tumorgewebe aber lediglich in wenigen Millisekunden und in ultrakurzen Impulsen auf kleinsten Bestrahlungspunkten (Submillimeter-Strahlung im Bereich von 500–700 μm mit kreisförmigen oder regelmäßigen polygonalen Querschnitten) angreift. „Die Mikrostrahltherapie könnte die Krebstherapie revolutionieren“, so die DEGRO-Pressesprecherin Prof. Dr. Stephanie Combs von der TU München. Denn die Methode zeige „eine deutlich niedrigere Toxizität bei gleichzeitig guter Tumorkontrolle“ gegenüber sonst üblicher Bestrahlung.
Einen ersten Prototyp eines Strahlungsgeräts für die Mikrostrahltherapie gibt es am Klinikum rechts der Isar. Die neue Röntgenquelle wird derzeit dosismetrisch validiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Gerät Mikrostrahlen mit einer Dosisrate von ca. 12 Gy/s, einer Leistung von 90 kW und einer Strahlqualität von 300 kVp im Isozentrum erzeugen kann. Auch eine Therapieplanung ist möglich. Die benötigte Dosis berechnet eine spezielle Planungssoftware anhand eines Algorithmus.
Neue Strahlentherapie in Sicht?
Um die neue Methode mit der konventionellen Radiatio vergleichen zu können, nutzen die Forschenden das sog. Konzept der homogenen Äquivalenzdosis (EUD/„Equivalent Uniform Dose“). Hierüber ließ sich nachweisen, dass die EUD-Verteilungen mit denen konventioneller Dosen durchaus vergleichbar sind. Eine erste klinische Anlage soll nun gebaut werden und Dosisraten > 100 Gy/s bei einer Strahlqualität von 600 kVp erreichen, betonte Prof. Combs.
Ob die Mikrostrahltherapie die konventionelle Strahlentherapie irgendwann ablöst – diese Frage ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten, so die Tumorexpertin. Die neue Bestrahlungsart stieße aber auf weltweites Interesse; an deren technischer Verfeinerung arbeite derzeit ein internationales Konsortium. Zum Einsatz soll das neue Verfahren bei Krebsentitäten kommen, die eine sehr hohe Strahlendosis benötigen, wie Hirn- oder Lungentumoren. Noch in diesem Sommer werde man „hoffentlich ein Proof-of-Principle- Experiment starten können“, meinte Prof. Combs.
Quelle:
Combs SE. 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie; Pressekonferenz
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