
Cartoon Abrechnung und ärztliche Vergütung
Nur bei wenigen Personen bezahlt die Kasse

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 18. August 2022 eine Änderung der Schutzimpfungs-Richtlinie auf Grundlage einer STIKO-Empfehlung zur Impfung gegen Affenpocken beschlossen: Die STIKO empfiehlt den Einsatz des Pockenimpfstoffes Imvanex, der nicht nur als Indikationsimpfung, sondern auch als Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition eingesetzt werden kann. Imvanex ist ein Impfstoff zum Schutz vor Pocken bei Erwachsenen und enthält eine abgeschwächte Form des Vacciniavirus, das „modifizierte Vacciniavirus Ankara“, das mit dem Pockenvirus verwandt ist. Nach dem G-BA-Beschluss ist die Impfung gegen Affenpocken allerdings nur bei den beiden folgenden Personengruppen eine GKV-Leistung:
- Männer ≥ 18 Jahre, die Sex mit Männern haben (MSM) und häufig die Partner wechseln.
- Personal in Speziallaboratorien, das gezielte Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Af-fenpocken-Material enthalten, ausübt und nach individueller Risikobewertung durch den Si-cherheitsbeauftragten als infektionsgefährdet eingestuft wird.
Erforderlich ist eine zweimalige Impfung im Abstand von mindestens 28 Tagen. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft worden sind, ist ggf. eine Impfstoffdosis ausreichend.
Die Abrechnung der Impfleistung erfolgt nach Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit GOP 89134 A für die erste Dosis eines Impfzyklus bzw. unvollständige Impfserie sowie GOP 89134 B für die letzte Dosis eines Impfzyklus nach Fachinformation oder abgeschlossener Impfung.
Fallbeispiel: Behandlung eines 39-jährigen Risikopatienten | |||||
---|---|---|---|---|---|
EBM | Legende | Euro | Bemerkungen | GOÄ | Euro 2,3-fach |
03003 | Versichertenpauschale | 12,84 | Altersabhängig | 7 | 21,46 |
| Probenentnahme |
| Die Leistung ist in der Versichertenpauschale enthalten | 298 | 5,36 |
32006 | Erkrankungen oder Verdacht auf Erkrankungen, bei denen eine gesetzliche |
|
| ||
03230 | Problemorientiertes ärztliches Gespräch, | 14,42 | Je vollendete 10 Minuten berechnungsfähig | 34 | 40,23 |
89134 A | Erste Dosis eines Impfzyklus | Honorar wird in den regionalen | 375 | 10,72 | |
Hinweis: Da es bisher für den Nachweis des Affenpocken-Virus nur eine Labor-Pseudonummer 88740 (Nukleinsäurenachweis auf Affenpocken, Orthopoxvirus) gibt, könnte auf die Angabe der GOP 32600 EBM verzichtet werden, da nur EBM-GOP auf den Labor-Wirtschaftlichkeitsbonus nach GOP 32001 angerechnet werden. | |||||
Quelle: EBM, GOÄ, Beschluss des G-BA vom 18.08.2022 |
Es handelt sich nach § 6 Abs. 1 Nr. 5 Infektionsschutzgesetz um eine meldepflichtige Erkrankung. Praxen mit Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine Affenpocken-Infektion können die Laboruntersuchung auf Muster 10 beauftragen. Als Untersuchungsmaterial dient ein trockener Abstrich aus offenen Hautläsionen, Vestikelflüssigkeit oder Krustenmaterial.
Die Behandlung sollte auf das Lindern der Symptome oder das Verhindern bakterieller Sekundärin-fektionen abzielen. Darüber hinaus steht das antiviral wirksame Arzneimittel Tecovirimat zur Behand-lung von Pocken, Affenpocken und Kuhpocken (Orthopoxviren) bei Erwachsenen und Kindern mit einem Körpergewicht von mindestens 13 Kilogramm zur Verfügung.
Tecovirimat soll möglichst früh eingesetzt werden
Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat das Präparat – vergleichbar der Vorgehensweise bei dem gegen SARS-CoV-2 wirksamen Arzneimittel Paxlovid – unter „außergewöhnlichen Umständen“ zugelassen und überprüft jedes Jahr alle neuen Informationen. Der Wirkstoff sollte möglichst frühzeitig eingesetzt werden. Er kann auch verwendet werden, um Komplikationen zu behandeln, die nach einer Impfung gegen Pocken auftreten können.
Die Dosierung ist abhängig vom Körpergewicht und beträgt bei 13 bis unter 25 kg 200 mg, bei 25 bis unter 40 kg 400 mg und darüber 600 mg alle 12 Stunden für 14 Tage. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel auftreten. Das Präparat sollte nicht bei Niereninsuffizienz oder Leberfunktionsstörungen, in der Schwangerschaft oder Stillzeit angewendet werden. Es besteht außerdem die Gefahr von Interaktionen mit anderen Arzneimitteln, wie z.B. Protonenpumpenhemmern (Omeprazol, Lanzoprazol, Rabeprazol), PDE5-Inhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Lipidsenkern (Atorvastatin) oder Antidiabetika (Repaglinide).
In der Regel heilt die Erkrankung innerhalb von zwei bis vier Wochen aus. Gefährdet für schwerere Verläufe sind neben Immungeschwächten vor allem jüngere Menschen und Kinder.
RKI sieht hierzulande noch keine besondere Gefährung
Bei Schwangeren kann eine Infektion zu einer Fehlgeburt führen. Affenpocken können auch tödlich verlaufen, wobei der Anteil weltweit mit zwei bis zehn Prozent beziffert wird.
Die Weltgesundheitsorganisation hat eine gesundheitspolitische Notlage von internationaler Bedeutung (PHEIC) verkündet. Außerhalb Afrikas sind bisher wohl rund 46.000 Infektionsfälle bekannt, in Deutschland 3.615 (RKI, Stand: 28.9.2022). Führend sind aktuell die USA mit rund 16.500 Fällen, in Europa Spanien mit rund 6.300 Fällen. Das RKI sieht für Deutschland noch keine besondere Gefährdung.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).