Oft ein Schuss ins Knie

Alexandra Simbrich

Den Einsatz von Antidepressiva bei Arthroseschmerz hat die ­Cochrane ­Collaboration beurteilt. Den Einsatz von Antidepressiva bei Arthroseschmerz hat die ­Cochrane ­Collaboration beurteilt. © wavebreak3 – stock.adobe.com

Antidepressiva können die Schmerzen bei Hüft- oder Kniearthrose durchaus lindern. Klinisch relevant sind diese Effekte jedoch nur bei wenigen Patienten, lautet das Urteil eines aktuellen Cochrane-Reviews.

Antidepressiva können die Schmerzen bei Hüft- oder Knie­arthrose durchaus lindern. Von klinischer Bedeutung sind diese Effekte jedoch nur bei wenigen Patienten.

Den Einsatz von Antidepressiva bei Arthroseschmerz hat die ­Cochrane ­Collaboration beurteilt. Für die Analyse waren neun randomisierte, kontrollierte Studien mit Erwachsenen mit Knie- oder Hüft­arthrose berücksichtigt worden, in denen ein Antidepressivum mit Placebo verglichen wurde. 

Die Wissenschaftler werteten die Daten von insgesamt 2.122 Patienten aus. Sieben Arbeiten hatten lediglich die Effekte bei Gon­arthrose zum Thema, in zweien litten die Teilnehmer zudem an Hüftarthrose. In allein sechs der Studien wurde ­Duloxetin untersucht. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt zwischen gut 54 und knapp 66 Jahre alt, mehrheitlich waren es Frauen. Die Dauer der Untersuchungen lag zwischen 8 und 16 Wochen.

Der Anteil der Patienten, bei denen sich die durchschnittliche 24-Stunden-Schmerzintensität um mindestens 50 % verringerte und die somit klinisches Ansprechen zeigten, lag unter Antidepressiva bei 45 %, unter Placebo bei 28,6 %. Verglichen mit der Scheinbehandlung fiel die Schmerzreduktion mit Verum nur geringfügig besser aus, berichten die Studienautoren um Dr. ­Alexandra ­Leaney von der ­Monash ­University in ­Melbourne. Während die Kranken unter Placebo auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 eine Besserung von 1,7 Punkten angaben, war es unter Antidepressiva mit 2,3 Punkten nur wenig mehr. Diesen knappen Vorteil werten die Cochrane-Experten als klinisch unbedeutend. 

Ein geringer, klinisch gleichfalls nicht relevanter Effekt zeigte sich auch bei der Besserung der körperlichen Funktion. Unter Antidepressiva lag diese auf einer Skala von 0 bis 100 im Mittel nur um etwa 5,7 Punkte höher als unter Placebo. Für die Lebensqualität schließlich brachte das Medikament den Arthrosegeplagten überhaupt keinen Vorteil.

Dem geringen Nutzen, der sich durch ein Antidepressivum bei Arthroseschmerzen erzielen lässt, steht das erhöhte Risiko von Nebenwirkungen gegenüber, schreiben die Autoren. So kam es mit der Medikation zu deutlich mehr unerwünschten Effekten (64 % versus 49 %) und in der Folge zu mehr Therapieabbrüchen (11 % versus 5 %).

Unterm Strich haben die Substanzen nur einen recht geringen Nutzen für Menschen mit Knie- und Hüftarthrose, ziehen die Wissenschaftler ihr Fazit. Klinisch bedeutsam seien die Vorteile in der Gesamtschau nicht. Man müsse also sorgsam abwägen, bevor man seinem Arthrosepatienten ein solches Arzneimittel zur Schmerzlinderung verordnet.

Quelle: Leaney AA et al. Cochrane Database Syst Rev 2022; 10: CD012157; DOI: 10.1002/14651858.CD012157.pub2

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