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Onkologische Patienten mögen Qigong und Tai-Chi-Übungen
Der Begriff „Qigong“ umfasst verschiedene chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsübungen. Diese sollen das Qi – also die Lebensenergie – sowie die Emotionen und das neurohormonale System in Einklang bringen. Tai Chi, das chinesische Schattenboxen, kann als Teil von Qigong betrachtet werden. Weltweit praktizieren inzwischen Millionen von Menschen diese Bewegungslehre, die der Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und Meditation dienen soll.
Beide Methoden finden in der Onkologie häufig Anwendung, schreiben Professor Dr. Karsten Münstedt von der Frauenklinik am Ortenau Klinikum in Offenburg und Kollegen. Etwa jeder fünfte Patient ergänzt damit die schulmedizinische Therapie. Einige Forscher führten bereits Studien dazu durch:
- Eine Übersichtsarbeit inklusive einer Metaanalyse von 13 randomisierten Studien (592 Patienten) zeigte positive Einflüsse von Qigong und Tai Chi auf krebsspezifische Lebensqualität, Fatigue, Immunfunktionen und Kortisolspiegel.
- Bei 40 Patienten mit Prostatakarzinom, die entweder Qigong oder Dehnübungen über zwölf Wochen verrichteten, besserten sich Müdigkeit und Stress durch Qigong deutlich.
- 87 Brustkrebspatientinnen nahmen an Qigong/Tai Chi oder einem Pseudo-Qigong teil. Die echten Übungen minderten die Fatigue, wirkten sich aber nicht auf Depressionen oder Schlafstörungen aus.
- Bei 25 Patienten mit Nasopharynxkarzinomen stieg die Lebensqualität durch Qigong nicht. Die Übungsgruppe litt seltener unter Geruchs- und Geschmacksstörungen, das Kontrollkollektiv weniger unter Sprachproblemen.
- Die Lymphödeme von 11 Brustkrebspatientinnen besserten sich unter Qigong.
Kein eindeutiger wissenschaftlicher Beleg für Qigong-Therapie
Andere Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein Placeboeffekt bei Qigong sehr wahrscheinlich ist. Als Gründe nennen die Autoren die lange Tradition, die allgemein positive Wahrnehmung der traditionellen chinesischen Medizin, Berichte von Heilungen und den mystisch-esoterischen Ansatz.
Ob es nun wirklich der fernöstliche Ansatz sein muss, bleibt fraglich. Jegliche als sinnvoll erlebte und positiv beurteilte Form von Bewegungsübungen hilft Krebspatienten und kann Fatigue oder Lebensqualität günstig beeinflussen – als Beispiel nennen die Kollegen Gartenarbeit.
Bewegung und Entspannung lindern Fatigue
Die wurde in der Onkologie zwar noch nicht untersucht, in Studien zu anderen Indikationen zeigte sich aber, dass Gartenarbeit u.a. Schmerzen lindern kann. Prof. Münstedt und sein Team raten daher von einer exklusiven Empfehlung für Qigong eher ab. Die Patienten sollen einfach selbst etwas wählen, das ihnen Spaß bereitet.
Quelle: Karsten Münstedt et al., internist. prax. 2015; 55: 657-662
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