Otitis externa: Diagnose mit Stimmgabeltest nach Weber sichern

Dr. Elke Ruchalla

Die Otitis externa möglichst nur lokal behandeln. Die Otitis externa möglichst nur lokal behandeln. © Foto: Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Unkomplizierte Entzündungen des äußeren Gehörgangs sind beim Hausarzt gut aufgehoben. Für die Therapie eignen sich Lösungen mit Wasserstoffperoxid­, Steroiden, Antibiotika und Antimykotika.

Häufig sind es Jugendliche, die aufgrund von Ohrenschmerzen ihren Hausarzt aufsuchen. Der Grund für die Beschwerden ist oft eine Otitis externa, erklärt Dr. Florian Simon von der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Juckreiz und Schmerzen, die beim Kauen zunehmen

Normalerweise schützt sich der äußere Gehörgang durch seinen verwinkelten Verlauf vor eindringenden Mikroorganismen. Eine weitere Abwehrbarriere bilden die Haare und Talgdrüsen, die das erste Drittel auskleiden. Die Talgdrüsen produzieren mit dem Cerumen ein Sekret, das viele Erreger durch den niedrigen pH-Wert abschreckt.

Aber nicht nur Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Viren können eine Otitis externa hervorrufen, sondern auch allergen oder toxisch wirkende Substanzen. Begünstigend wirken externe (Mikro-)Verletzungen (Wattestäbchen!, Hörgeräte) und feuchte Umgebungen. Im Sommer spielen Badeseen eine Rolle, deren Wasser im Gegensatz zu dem in Schwimmbädern nicht gechlort ist.

Im Anfangsstadium der akuten diffusen Otitis externa (andere Formen der externen Otitis finden Sie in der Tabelle) klagt der Kranke vor allem über Juckreiz und Schmerzen, die beim Kauen (und Tragusdruck) zunehmen, sowie über eine Schwerhörigkeit des betroffenen Ohrs. Teilweise kommt es zu einem gelblich-wässrigen Ausfluss. Mit dem Otoskop sehen Sie einen geröteten und geschwollenen äußeren Gehörgang. Das Trommelfell, falls trotz Schwellung sichtbar, kann ähnliche Zeichen aufweisen. In letzterem Fall müssen Sie eine Otitis media, die nach außen durchgebrochen ist, unbedingt ausschließen. Wenn auch die Klinik eher für die Mittelohrentzündung spricht, rät Dr. Simon die Überweisung zum Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an.

Um die Diagnose Otitis externa zu sichern, führen Sie einen Stimmgabeltest nach Weber durch.

Der Betroffene wird den Ton auf das betroffene Ohr lateralisieren (Schallleitungsstörung). Empfindet der Patient ihn jedoch auf dem gesunden Ohr lauter, spricht das für eine Erkrankung bzw. Beteiligung des Innenohrs, ebenso ein Fall für den HNO-Kollegen.

Zur Behandlung reinigen Sie zunächst vorsichtig den äußeren Gehörgang mit Wasserstoffperoxid (3%ig). Außerdem legen Sie mit kortikoid- bzw. ciprofloxacinhaltiger Lösung getränkte Streifen ein (täglich). Alternativ kommen Salbenstreifen mit Fluocinolon/Neo­mycin in Betracht (off label). Sobald der Gehörgang abgeschwollen ist, gehen Sie zu antibiotikahaltigen Lösungen über, gegebenenfalls in Kombination mit lokalen Kortikoiden, insgesamt eine Woche lang. Bei Verdacht auf eine Pilzotitis – Hinweis sind weiße bis dunkelbräunliche Beläge bei der Erst­inspektion – sollten Sie außerdem ein antimykotisches Präparat hinzufügen, z.B. Clotrimazol. Hilft all das nur marginal bis gar nicht, empfehlen sich ein Abstrich und die weitere Behandlung nach Antibiogramm­.

Diese Otitiden gehören direkt zum Spezialisten

DiagnoseKlinikBefundTherapieauslösende Faktoren
akut-lokalisiertstarke Schmerzen, Schallleitungs- Schwerhörigkeit eitrige Pustel (Furunkel)eitrige Pustel (Furunkel) mit umgebender Rötung und SchwellungStreifeneinlage zum Abschwellen, Drainagehäufig Staphylococcus aureus
chronisch (-rezidivierend)Juckreiz, bei Exazerbationen auch Symptome der akuten diffusen Otitis externaSchuppenbildung und Rötung der Haut im Gehörgang, im Akutfall Schwellung + Sekretbildungkomplex, u.a. ständig trockenhalten, pH regulieren, ggf. lokale Kortikoide oder TCI, rückfettende Pflege, bei Blunting: operative Sanierungoft bei allgemeiner seborrhoischer Dermatitis, Diabetes mellitus, Sensibilisierung gegen Pflegemittel (Allergietestung) oder chronischer Otitis media, differenzialdiagnostisch muss eine maligne Ursache ausgeschlossen werden
malignene-krotisierendstarke Schmerzen, übel riechendes SekretGranulationen im Gehörgang, Hirnnervenausfälle (v.a. N. facialis), ggf. Meningitiszeichen, reduzierter Allgemeinzustandu.a. kürettieren der Granulationen, hoch dosierte Antibiose mind. sechs Wochen (erste Wahl: Ciprofloxacin), ggf. OP zur Sanierungbei Immunsuppression (nach Transplantation, unter Zytostatika, Diabetes), Erkrankung entspricht einer Osteomyelitis der Schädelbasis → ausführliche Abklärung u.a. mit CT, Knochenszintigraphie, Erregernachweis, neurochirurgischem Konsil

Häufigster Erreger ist Pseudomonas aeruginosa

Eine systemische Antibiose sollten Sie nur bei Risikopatienten, z.B. Dia­betikern, oder anhaltender Therapieresistenz überhaupt andenken. Denn der häufigste Erreger einer Otitis externa, Pseudomonas aeruginosa, entwickelt gerne Resistenzen gegen Standard-Antibiotika, und die muss man nicht unbedingt fördern. Kommt es bei der Therapie zu Komplikationen oder finden Sie bei der Otoskopie etwas anders als nur eine unkomplizierte Gehörgang­entzündung, sollten Sie gleich eine Überweisung zum Spezialisten erwägen, rät der Münchener Kollege. Auch bei Rezidiven bzw. anhaltender Therapieresistenz sollten ein Diabetes oder ein Gehörgangskarzinom fachärztlich ausgeschlossen werden.

Quelle: Simon F. HNO 2020; 68: 881-888; DOI: 10.1007/s00106-020-00952-8

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Die Otitis externa möglichst nur lokal behandeln. Die Otitis externa möglichst nur lokal behandeln. © Foto: Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.