Prostatakrebs trotz Check-up nicht erkannt

Dr. Elke Ruchalla

Auch Früherkennungsrichtlinien und diagnostische Algorithmen können gelegentlich versagen. Im Fall eines Patienten mit Prostatakarzinom haben gleich mehrere Faktoren die Diagnose verzögert. Auch Früherkennungsrichtlinien und diagnostische Algorithmen können gelegentlich versagen. Im Fall eines Patienten mit Prostatakarzinom haben gleich mehrere Faktoren die Diagnose verzögert. © Peakstock - stock.adobe.com

Warum blieb ein Prostatakarzinom vier Jahre lang unentdeckt? Ein seltener Fall zeigt die Grenzen von PSA-Wert, MRT und diagnostischen Algorithmen.

Auch Früherkennungsrichtlinien und diagnostische Algorithmen können gelegentlich versagen. Im Fall eines Patienten mit Prostatakarzinom haben gleich mehrere Faktoren die Diagnose verzögert.

Im Jahr 2019 stellte sich ein ansonsten gesunder 40-jähriger Mann in der Urologie vor. Er litt an Schmerzen im Unterbauch und im unteren Rücken, außerdem hatte er Blut im Sperma bemerkt. Die digital-rektale Untersuchung ergab einen vorstehenden und druckschmerzhaften linken Lappen der Prostata, berichtet PD Dr. Henrik Suttmann vom Urologikum Hamburg-Eppendorf. Im Labor wies man neben einer minimal erhöhten PSA*-Konzentration von 4,2 ng/ml (PSA-Ratio 29 %, d. h. Anteil des freien PSA am Gesamt-PSA) eine Mikrohämaturie, eine Leukozyturie und eine Bakteriurie nach.

Daraufhin stellte das Hamburger Ärzteteam die Diagnose einer bakteriellen Prostatitis. Bei dem Übeltäter handelte es sich um Enterococcus faecalis, der nach Antibiogramm zehn Tage lang mit Amoxicillin/Clavulansäure behandelt wurde. Die Schmerzen gingen darunter zurück, wie der Patient bei der Kontrolle sechs Monate nach der Erstuntersuchung angab. Der Urin enthielt jedoch weiterhin Leukozyten und Bakterien, diesmal allerdings hämolysierende Streptokokken. Das PSA war angestiegen (6,4 ng/ml), und irgendwie passte alles nicht zusammen. Die daraufhin durchgeführte multiparametrische MRT ergab keine eindeutigen tumorspezifischen Herde. Die Urologen empfahlen deshalb eine erneute Kontrolle nach weiteren sechs Monaten.

Der Patient kam allerdings erst knapp vier Jahre später wieder und klagte nun über Miktionsbeschwerden. Die manuelle Untersuchung fiel ähnlich aus wie beim ersten Mal, der PSA-Wert betrug inzwischen 12,2 ng/ml, die PSA-Ratio 25 %. Ein transrektaler Ultraschall erbrachte bis auf eine leicht vergrößerte Prostata keine Auffälligkeiten. Das Medizinerteam vermutete daraufhin ein beginnendes Adenom und riet zu einer Kontrolluntersuchung.

Dem kam der erkrankte Mann dieses Mal termingerecht nach und unterzog sich einer erneuten MRT. Jetzt waren in der Prostata beidseits verdächtige Knötchen erkennbar. Inzwischen lag der PSA-Wert bei 17,2 ng/ml (PSA-Ratio 25 %), die Biopsie ergab ein Prostatakarzinom. Da im Staging keine Metastasen zu erkennen waren, erfolgte eine laparoskopische radikale Prostatektomie. Die Histologie zeigte ein Adenokarzinom, nach der Operation bestimmte der Pathologe ein Stadium pT3b/pN0/cM0.

Großer Abstand zwischen Erstvorstellung und Kontrolle

Einiges war bei diesem Krankheitsverlauf untypisch, auch deshalb lief manches suboptimal, räumte Dr. Suttmann ein. Zum einen war der Patient für ein Prostatakarzinom relativ jung: Die meisten Diagnosen werden bei etwa 70-Jährigen gestellt, und vor dem 50. Lebensjahr gilt diese Tumorentität als äußerst selten. Außerdem stand für die Erstbehandelnden die Prostatitis im Vordergrund, zu der die Klinik auch gut passte. Darüber hinaus war die sogenannte PSA-Ratio im Verlauf unauffällig. Auch die MRT-Befunde passten zunächst eigentlich nicht zu einem pathologischen Geschehen. Und schließlich vergingen zwischen Erstvorstellung und Kontrolle fast vier Jahre statt der empfohlenen sechs Monate.

* Prostata-spezifisches Antigen

Quelle: Suttmann H. Hamburger Ärzteblatt 2025; 79: 36-37

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