Proteinreiche Kost beeinflusst Zuckerwerte positiv

Antje Thiel, Foto: thinkstock

Wenn Diabetiker berichten, dass sie sich seit Neuestem eiweißreich ernähren, um Blutzuckerschwankungen zu vermeiden, ist mancher Arzt skeptisch. Werden die Nieren in Mitleidenschaft gezogen?

Die Vorteile einer eiweißbasierten Diät auf das Körpergewicht sind gut belegt. So hat Protein positive Effekte auf das Sättigungsgefühl und bremst damit die Energieaufnahme. Auch klinische Parameter wie Insulin- und Blutglukosespiegel sowie Blutdruck- und HbA1c-Werte verbessern sich nachweislich unter einer Hoch-Protein-Diät, erklärte Privatdozent Dr. Thomas Skurk von der Technischen Universität München. Zudem fördere verstärk­te Proteinaufnahme die Regeneration – z.B. nach chirurgischen Eingriffen. „Warum also sollte es nicht ein bisschen mehr sein?“

Erlaubte Höchstmenge noch nicht bekannt

Tatsächlich langen die meisten Deutschen beim Protein gern zu: Der Nationalen Verzehrstudie zufolge essen Männer im Schnitt täglich 1,2 g Protein pro kgKG, bei Frauen ist es mit 1 g etwas weniger. Wie hoch der Tagesbedarf und der unbedenkliche Maximalverzehr sind, weiß man allerdings nicht genau. So geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem Bedarf von etwa 0,6 g Protein/kgKG aus, doch dies betrifft laut Dr. Skurk nur das notwendige Mindestmaß der Protein­aufnahme, welches per Stickstoffbilanz bestimmt werden kann.


Tägliche Eiweißaufnahme von 1 bis 1,25 g/kgKG gilt für Stoffwechselgesunde gemeinhin als sicher. Diabetikern – auch jenen mit beginnender bzw. manifester Nephropathie oder Niereninsuffizienz – raten die deutschen Fachgesellschaften, nicht mehr als 0,8 g/kgKG am Tag zu verzehren. Denn Urämietoxine wie Harnstoff und Kreatinin, die beim Proteinabbau entstehen, könnten sich negativ auf die Nierenfunktion auswirken, so die Befürchtung.

Besseres Glykämieprofil, bessere Nierenfunktion

Allerdings verbessern sich durch den Austausch von Kohlenhydraten durch Protein die Blutzuckerwerte, so der Referent. Ein signifikant günstigeres Glykämieprofil wiederum beeinflusst häufig auch die Nierenfunktion positiv. Bei Patienten mit schlechter Diabeteseinstellung kann proteinreiche Ernährung allerdings auch die Hämodynamik in den Nieren verschlechtern, gab Dr. Skurk zu bedenken und ergänzte: „Letztlich weiß man nicht, ob es die vermehrte Proteinaufnahme ist, die bei Diabetikern zu Nierenschäden führt, oder die Hyperglykämie.“


Aussagekräftige Studien zur idealen Zusammensetzung der Nahrung lassen sich eben schwer durchführen, begründete Dr. Astrid Tombek aus der Diabetesklinik Bad Mergentheim die unzureichende Datenlage. In Interventionsstudien gelinge es kaum einem Teilnehmer, sich an die im Studienprotokoll vorgesehenen Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinmengen zu halten: „Meist läuft es darauf hinaus, dass die Probanden doch alle im Schnitt zwischen 0,8 und 1 g Protein pro kgKG essen.“


Quelle: 50. Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft

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