
Raubt Schlaf und Atem

Rund zwei Drittel der COVID-19-Patienten weisen selbst Wochen nach der Infektion noch computertomographisch erkennbare Lungenveränderungen wie z.B. Milchglasinfiltrate auf. Diese Zeichen belegen das Fortbestehen einer interstitiellen Erkrankung oder einer pulmonalen Gefäßschädigung. Trotz dieser Befunde fällt die Spirometrie häufig normal aus. Auch die Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität der Lunge (DLCO) liegt nur bei einem Fünftel der Betroffenen unterhalb von 70 % der Norm.
Bei Patienten mit persistierender oder progredienter Dyspnoe ist eine genauere Diagnostik indiziert. Dafür empfiehlt das Autorenteam um Dr. Christian Gogoll von der Evangelischen Lungenklinik Berlin-Buch eine Kombination von DLCO-Bestimmung und Sechs-Minuten-Gehtest. Wenn die Diffusionskapazität auch drei Monate nach der Infektion noch pathologisch ausfällt (< 60 %), muss die Ursache geklärt werden, am besten mittels Dual-Energy-CT (s. Kasten).
Vorbestehende ICS-Therapie sollte fortgesetzt werden
Der postinfektiöse Husten kann durch eine Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) gelindert werden, wahrscheinlich auch durch Tiotropium und andere lang wirksame Muskarinantagonisten (LAMA). Die Autoren plädieren deshalb dafür, eine vorbestehende ICS-Therapie bei COVID-19-Patienten mit begleitendem Asthma oder (eosinophiler) COPD fortzusetzen, insbesondere in der Post- oder Long-COVID-Situation.
Systemische Steroide haben ebenfalls ihren Platz in der Therapie. Besonders gut sprechen Post- und Long-COVID-Patienten mit persistierender Alveolitis darauf an. Eine Stoßtherapie (40 mg über fünf Tage) kann Belastungsdyspnoe und anhaltende Diffusionsstörungen der Lunge (DLCO < 60 %) deutlich reduzieren. Dabei ist zu beachten, dass eine hoch dosierte Kortisontherapie ihrerseits eine Sarkopenie mit Anstrengungsdyspnoe auslösen kann.
Ein weiteres Problem für COVID-19-Überlebende: Sie leiden vermehrt an Insomnie. Der REM-Schlaf ist selbst vier Monate nach durchgemachter schwerer Pneumonie noch beeinträchtigt, teilweise mit aufgehobener Bewegungsinhibition. Die ausgelösten Mikro-Arousals erklären eventuell auch die nach SARS-CoV-2-Infektionen gehäuft auftretende Fatigue. Für Patienten mit unzureichender nächtlicher Erholung empfehlen die Autoren ein Insomnie-Screening z.B. mit einem Schlaftagebuch, das bei unklarem oder pathologischem Befund durch eine Polysomnographie ergänzt wird.
Patienten, die nicht beschwerdefrei werden oder leistungsgemindert bleiben, profitieren oft deutlich von einer stationären pneumologischen Rehabilitation. Ziel dieser Maßnahme ist der Erhalt der Selbstständigkeit sowie die Wiedereingliederung in Beruf, Familie und Freizeitleben. Neben gezielten Atem- und Bewegungstherapien werden dort auch Gesprächsgruppen und Sozialberatung angeboten. Diverse Studien belegen, dass die Rehabilitation Luftnot und Lungenfunktion bessert, die körperliche Leistungsfähigkeit steigert und psychosomatische Störungen wie Angst oder Depression effektiv lindert.
Quelle: Gogoll C et al. Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 1399-1404; DOI: 10.1055/a-1492-8808
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