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Refeeding-Syndrom: Tod durch lebenswichtige Nährstoffe

Es kann jeden treffen, der ein längeres Energie- und Glukosedefizit fährt. Fasten, Hungern und Mangelernährung verlangen dem Körper alles ab. Der passt sich an und schaltet in den Hungerstoffwechsel. Es folgen Glykogenolyse, Glukoneogenese, Proteinkatabolie und Lipolyse. Nehmen Personen dann abrupt wieder größere Kalorienmengen zu sich, droht ein Refeeding-Syndrom.
Insulin bewirkt einen raschen Einstrom von Kalium, Magnesium und Phosphat in die Zellen. Extrazellulär sinken die Spiegel dieser Elektrolyte. Mit dem Syndrom einher gehen Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und ein Thiaminmangel, schreiben Professor Dr. Rainer Wirth, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation im Marienhospital Herne, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, und Kollegen.
Klinisches Erscheinungsbild
Das Phänomen bietet eine Fülle unterschiedlicher Symptome. Wohl nur einer der Gründe, weshalb es viele Kollegen nur selten erkennen. Klinisch erinnert es häufig an ein Delir. Typischerweise verschlechtert sich der Allgemeinzustand des Betroffenen innerhalb weniger Tage nach Beginn der Ernährungstherapie. Infolge der Elektrolytentgleisung kommt es zur Natrium- und Wasserretention, die wiederum zu Ödemen und Herzinsuffizienz führen kann.
Spiegel von Mineralstoffen und Thiamin täglich messen
Krämpfe, Muskelschwäche und kardiale Arrhythmien zählen zu den weiteren Symptomen. Neben der diffusen Symptomatik sehen die Autoren die maskierte Elektrolytverarmung des Körpers für die häufigen Fehldiagnosen verantwortlich. Die Serumspiegel geben den Körperbestand der vorwiegend intrazellulären Elektrolyte kaum wieder.
Diese Patienten sind besonders gefährdet
- Body-Mass-Index < 16 kg/m2
- Anorexia nervosa
- chronischer Alkoholismus
- Malnutrition
- Hunger(streik)
- prolongiertes Fasten (keine oder geringe Nahrungsaufnahme > 10 Tage)
- Diarrhö und Erbrechen
- starke Gewichtsabnahme (> 15 % in 3–6 Monaten)
- Gewichtsabnahme bei schweren Erkrankungen
- onkologische Patienten
- postoperative Patienten
- Malabsorptionssyndrome
Prophylaxe
Um die potenziell lebensbedrohliche Krankheit zu vermeiden, raten Prof. Wirth und Kollegen,- die Energiezufuhr langsam aufzubauen und
- die entgleisten Nährstoffe engmaschig zu messen.
Therapie
Bei einem drohenden oder manifesten Refeeding-Syndrom sollten Ärzte die Elektrolytentgleisungen parenteral ausgleichen. Dr. Wirth und seine Kollegen empfehlen neben einer routinemäßigen Thiamingabe die Mineralstoffe ab den folgenden Serumspiegeln auszugleichen:- Phosphat < 0,8 mmol/l
- Kalium < 3,5 mmol/l
- Magnesium < 0,5 mmol/l bzw. bei klinischer Symptomatik
Quelle: Wirth R et al. Internist 2018; 59: 326-333
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