Schlaganfall: Robotertraining gegen Pushersyndrom

Manuela Arand

Die robotergestützte Therapie unterstützt das konventionelle Training von Patienten mit Gehbehinderungen. Die robotergestützte Therapie unterstützt das konventionelle Training von Patienten mit Gehbehinderungen. © iStock/andresr

Die Pushersymptomatik gilt als schlecht behandelbare Komplikation nach schweren Schlaganfällen mit Halbseitenlähmung. Kollege Roboter hilft, die verschobene innere Achse wieder aufzurichten.

Typisch für das Pushersyndrom ist, dass der Körperschwerpunkt auf die paretische Seite verschoben ist. Die Patienten hängen im Sitzen schief zur gelähmten Seite und setzen dem Versuch, sie aufzurichten, aktiven Druck entgegen. Betroffene sind nicht in der Lage, aufzustehen und selbstständig zu gehen.

Offensichtlich orientiert sich der Körper an einer verschobenen internen Vertikalenreferenz, erklärte Dr. Friedemann Müller von der Schön Klinik Bad Aibling. In der Literatur ist beschrieben, dass das Phänomen im Zusammenhang mit anderen Defiziten wie Neglect, Aphasie und Sensibilitätsausfällen auftritt. Die Patienten kommen in einem schlechteren Zustand als jene ohne Pushersymptomatik zur Reha und die Rehabilitationsmaßnahmen sind bei ihnen nur halb so effektiv. Als Physiotherapeuten berichteten, ein Patient mit schwerer Pushersymptomatik habe sich eine Stunde nach einem robotergestützten Gangtraining wesentlich besser halten können, entschlossen sich Kollegen um Dr. Müller, dem nachzugehen.

Eine erste Studie, in der Pusherpatienten ein einzelnes Robotertraining absolvierten, ergab, dass diese Therapie mehr bringt als Physiotherapie allein. Der Effekt war kurzlebig, aber ausgeprägt genug, um eine größere kontrollierte Studie mit 30 Patienten zu initiieren. Die Hälfte erhielt eine spezifische Physiotherapie unter Nutzung externer und visueller Referenzen. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe trainierten zusätzlich zwei Wochen lang in insgesamt zehn Sitzungen von etwa 20 Minuten bei einer Gehgeschwindigkeit von 2 km/h mit dem Lokomat®-System (s. Video).

Robotergestütztes Gehtraining

Der Roboter bewegt Hüft- und Kniegelenke, Federn sichern die Sprunggelenke und eine Aufhängung sorgt dafür, dass der Körper nicht aus der Vertikalen rutscht. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass der Patient mindestens 30 Minuten passiv in die Vertikale zu bringen war, ohne eine Synkope zu erleiden. Die Patienten durften auch keine gravierenden Skelettprobleme wie Osteoporose oder instabile Frakturen haben, keine Kreislaufprobleme und mussten zwischen 160 und 190 cm groß sein. In beiden Gruppen verbesserten sich die Zielskalen SCP* und LS** signifikant, wobei die Robotertrainingsgruppe noch einmal deutlich besser abschnitt als die mit Physiotherapie Behandelten. Auf der LS näherten sich die Kontrollen nach einen Follow-up von noch einmal zwei Wochen der Interventionsgruppe an, während der Unterschied bei der SCP bestehen blieb.

Therapie reduziert Symptome wohl dauerhaft

Am Studienende nach insgesamt vier Wochen zeigten neun robotertrainierte Patienten und fünf Kontrollen keine Pushersymptomatik mehr. Offenbar rekalibriert das Training durch die verlängerte aufrechte Körperhaltung die verfälschte Vertikalenwahrnehmung. Zwei Wochen repetitive Robotertherapie reduzierten wohl dauerhaft die Pushersymptomatik.

* Scale for Contraversive Pushing
** Lateropulsions-Skala

Kongressbericht: Neurowoche 2018

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Die robotergestützte Therapie unterstützt das konventionelle Training von Patienten mit Gehbehinderungen. Die robotergestützte Therapie unterstützt das konventionelle Training von Patienten mit Gehbehinderungen. © iStock/andresr