Selektives Anabolikum stärkt die Muskulatur

Dr. Judith Lorenz

Von einem neuen selektiven Androgenrezeptor-Modulator profitierten insbesondere Männer - sie konnten eine deutliche Verbesserung der Beinkraft erlangen. (Agenturfoto) Von einem neuen selektiven Androgenrezeptor-Modulator profitierten insbesondere Männer - sie konnten eine deutliche Verbesserung der Beinkraft erlangen. (Agenturfoto) © ashtproductions – stock.adobe.com

Skelettmuskelschwäche ist bei COPD eine häufige Begleiterscheinung. Um dieser entgegenzuwirken könnte sich ein gezielter Anabolikaeinsatz lohnen.

Neben den pulmonalen Manifestationen entwickeln viele COPD-Kranke eine Skelettmuskelschwäche. Diese verschlechtert die Prognose der Betroffenen erheblich. Der experimentelle selektive Androgenrezeptor-Modulator (SARM) GSK2881078 hält diesen Prozess möglicherweise auf bzw. steigert sogar die Muskelkraft, berichtet ein internationales Forscherteam. 

SARM wirken an der Skelettmuskulatur anabol, allerdings so selektiv, dass keine unerwünschten Androgeneffekte wie Virilisierungserscheinungen bei Frauen zu befürchten sind, heißt es in der Phase-2A-Studie. In deren Rahmen erhielten 25 Männer und 24 postmenopausale Frauen mit einer COPD und begleitenden körperlichen Einschränkungen bzw. Muskelschwäche über 13 Wochen den experimentellen Wirkstoff (Frauen 1 mg/d, Männer 2 mg/d). 47 weitere Patienten bildeten die Placebogruppe. Alle Studienteilnehmenden absolvierten zusätzlich ein Bewegungsprogramm inklusive Krafttraining.

Der Wirkstoff wurde im Wesentlichen gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassten eine vorübergehende Abnahme des HDL-Spiegels sowie eine reversible Leberwerterhöhung. 

Insbesondere die männlichen COPD-Kranken profitierten hinsichtlich der Skelettmuskelfunktion von der Einnahme. Ihre Quadrizeps-Beinkraft nahm um 7 % (entsprechend 12 kg) zu. Bei den Frauen kam der Effekt dagegen nur auf 5 % (8 kg). Die fettfreie Körpermasse nahm hingegen bei beiden Geschlechtern um etwa 2 kg zu. Die COPD-Lungenparameter blieben gleich.

In Kombination mit einem Bewegungstraining sind SARM potente Anabolika und eröffnen neue Behandlungsoptionen bei COPD, heißt es im Fazit der Studie. Weitere größere Studien müssen nun folgen u.a. bei dem Effekt besser zwischen Substanzwirkung und reinem Trainingseffekt trennen zu können.

Quelle: Mohan D et al. Thorax 2023;78:258-266; DOI: 10.1136/thorax-2021-218360

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