Tagesschläfrigkeit erkennen und behandeln

Dr. Dorothea Ranft; Foto: thinkstock

Tagesschläfrigkeit ist verbreitet und kann fatale Folgen haben. Von Medikamenten bis zu genetischer Prädisposition kann alles Ursache sein. Führt die Diagnose zwangsläufig zum Fahrverbot?

Schwerer Autounfall, weil der Fahrer am Steuer eingenickt ist – ein Horrorszenario. Doch ungewolltes Einschlafen am Steuer ist keineswegs selten. Wie lässt sich die Diagnose stellen, bevor etwas passiert? Und wie ist die Rechtslage in puncto Fahrtüchtigkeit?

„Eine unbehandelte oder therapierefraktäre schwere Tagesschläfrigkeit schließt die Fahreignung generell aus“, heißt es in den aktuell überarbeiteten Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. Betroffene dürfen also noch nicht einmal ein Mofa oder Fahrrad lenken.

Tageschläfrigkeit: Autofahren verboten?

Die Anzeichen der Tagesschläfrigkeit werden vom Patienten zwar in der Regel bemerkt, aber oft nicht richtig gedeutet. Konkrete Einschlafereignisse, beispielsweise der Sekundenschlaf, können im schläfrigen Zustand jederzeit unvorhergesehen und völlig unbewusst auftreten.

Als Ursachen für auffällige Tagesschläfrigkeit kommen neben Schlafstörungen auch körperliche Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten infrage. Um betroffene Patienten „aus dem Verkehr zu ziehen“, bevor es zu spät ist, schlagen die Experten eine dreistufige Diagnostik vor.

Schlaf-Anamnese: genau differenzieren!

An ers­ter Stelle steht eine sehr gründliche Anamnese. Sie soll Störungen der Aufmerksamkeit (etwa beim Fernsehen oder bei Autobahnfahrten) ebenso erfassen wie ungewolltes oder zwanghaftes Einschlafen in monotonen Situationen beziehungsweise bei besonderen sozialen Anforderungen.

Ergeben sich anamnestisch Hinweise auf eine Störung, folgt auf Stufe 2 der Diagnostik, die fachärztliche Abklärung mit geeigneten Testverfahren, z.B. Epworth Sleepiness Scale (ESS). Bei unklaren Ergebnissen wird eine Fahrprobe (Stufe 3) empfohlen, die auch eine Monotoniebelastung (z.B. längere Autobahntour) einschließt.

Allerdings bedeutet ein negatives Resultat noch nicht, dass ein Patient dauerhaft aufs Autofahren verzichten muss. Schließlich lässt sich die chronische Tagesschläfrigkeit in vielen Fällen erfolgreich behandeln – was allerdings durch ein erneutes Gutachten dokumentiert werden muss.

Depression, Medikamente, somatisch

Wenn Patienten ihre Einschlafneigung bewusst wahrnehmen und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen (zum Beispiel Kurzschlaf), darf die Fahreignung unter Auflagen erteilt werden. Diese können beispielsweise eine Begrenzung der Fahrstrecke und Fahrzeit, eine regelmäßige Medikamenteneinnahme und ein Verbot monotoner Beschäftigungen (beispielsweise Autobahnfahrten) umfassen. Auch Lkw- und Busfahrer kommen eventuell wieder in den Genuss einer Fahrerlaubnis. Allerdings muss ein entsprechendes Gutachten die besonderen Anforderungen und Risiken, die mit dem Steuern von Fahrzeugen der Gruppe 2 verbunden sind, berücksichtigen.


> Aktuelle Therapie-Leitlinie der chronischen Tagesschläfrigkeit

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