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Tonsillektomie: überschätzte OP?
Die Cochrane Collaboration gilt als die höchste Instanz der evidenzbasierten Medizin. So wurden auch in die aktuell vorgestellte Metaanalyse nur hochwertige Studien einbezogen. Die zentrale Fragestellung der Arbeit: Wie steht es um die Effektivität einer Tonsillektomie mit oder ohne Adenoidektomie bei rekurrierender bzw. chronischer Tonsillitis im Vergleich zu rein konservativem Vorgehen?
Fünf randomisierte Studien mit Kindern und zwei mit Erwachsenen konnten in die Analyse einbezogen werden. Bei den kleinen Patienten reduzierten sich im ersten Jahr nach der Adenoid-/Tonsillektomie die Anzahl und Dauer von Pharyngitis-Episoden im Vergleich zu Kindern ohne Operation. Dieser Rückgang fiel bei Kindern mit schwerer Symptomatik etwas deutlicher aus als bei den moderat Betroffenen.
Tonsillektomie: Effekt geringer als gedacht
Aus den beiden Erwachsenenstudien konnte die Studiengruppe um Dr. Martin Burton vom UK Cochrane Centre der University of Oxford keine entsprechenden Rückschlüsse ziehen. In ihrer Schlussfolgerung bescheinigen die Autoren der Tonsillektomie daher einen eher mäßigen Effekt. Es sei klar, dass der Eingriff zu 100 % einer Tonsillitis vorbeugt, der Einfluss auf rekurrierende Halsentzündungen sei dagegen kaum vorhersagbar.
Und wenn man zusätzlich die vielen Spontanheilungen bei nicht operierten Kindern der Kontrollgruppe gegenrechnet, schmälert sich der Op.-Nutzen nochmals. Das Risiko von Nachblutungen ist zwar relativ gering, darf aber in der Pro- und Kontra-Abwägung ebenfalls nicht fehlen.
Quelle: Martin J. Burton et al., Cochrane Database Syst Rev 2014; online first; doi: 10.1002/14651858.CD001802.pub3.
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