Upadacitinib geht bei mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa als Gewinner hervor

Dr. Andrea Wülker

In den vergangenen Jahren gab es große Fortschritte in der Entwicklung immunsuppressiver Therapien. In den vergangenen Jahren gab es große Fortschritte in der Entwicklung immunsuppressiver Therapien. © Tom – stock.adobe.com

Eine Netzwerk-Metaanalyse hat Upadacitinib als effektivste Therapie bei mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa identifiziert. Der Wirkstoff erzielt sowohl bei Biologika-naiven als auch bei Biologika-erfahrenen Patienten die besten Remissionsraten.

In den Vereinigten Staaten sind fast 1,5 Millionen Menschen von Colitis ulcerosa (CU) betroffen. Die Erkrankung zeichnet sich durch einen protrahierten Verlauf aus und mehr als ein Drittel der Betroffenen muss stationär behandelt oder operiert werden. Viele Menschen mit CU entwickeln eine moderate bis schwere Krankheitsaktivität, sodass eine fortgeschrittene immunsuppressive Therapie eingeleitet werden muss.

In den vergangenen Jahren gab es große Fortschritte in der Entwicklung immunsuppressiver Therapien. Insbesondere wurden mit den Januskinase(JAK)-Inhibitoren, den selektiven Interleukin-23-Antagonisten und den Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptormodulatoren drei neue Substanzklassen eingeführt. Bei der zunehmenden Zahl der verfügbaren Therapeutika stellt sich die Frage nach der Positionierung der verschiedenen Therapieoptionen und Wirkmechanismen. 

Als Grundlage für ein Update der Leitlinie der American Gastroenterological Association (AGA) zum Management der mittelschweren bis schweren CU führte ein Team um Ashwin­ Ananthakrishnan­ vom Massachussetts General Hospital, Boston, systematische Literaturrecherchen und Netzwerk-Metaanalysen durch. Ziel war es,  die Wirksamkeit der verschiedenen fortgeschrittenen Therapien bei biologikanaiven und biologikaerfahrenen Patientinnen und Patienten zu vergleichen und ein Ranking zu erstellen.

Primäre Endpunkte waren die Induktion und Erhaltung einer klinischen Remission, sekundärer Endpunkt war die endoskopische Besserung. Berücksichtigt wurden TNF-Antagonisten, Vedolizumab, Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptormodulatoren, Interleukin-12/23- oder selektive Interleukin-23-Antagonisten sowie JAK-Inhibitoren. Da Letztere nicht in allen Ländern als Erstlinientherapie zugelassen sind (wie z. B. in USA), wurde zusätzlich  eine separate Analyse ohne diese Substanzgruppe durchgeführt. 

Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse

  • In Ländern, in denen JAK-Inhibitoren als Erstlinientherapie zugelassen sind, kann Upadacitinib als solche eingesetzt werden und erwies sich in diesem Setting als erfolgreichste Substanz: Es induzierte bei ca. 50 % der CU-Erkrankten eine klinische Remission.
  • In Settings, in denen JAK-Inhibitoren nicht für die Erstlinientherapie verordnet werden durften, erzielten Risankizumab und Ozanimod am häufigsten klinische Remissionen.
  • In allen Regionen erwies sich Upadacitinib als effektivste Zweitlinientherapie bei mit Biologika vorbehandelten Patientinnen und Patienten.

Unter Ausschluss von JAK-Inhibitoren konnte vor allem für Risankizumab und Ozanimod, gefolgt von Infliximab und Guselkumab, ein klinisch bedeutsamer Benefit gegenüber Adalimumab und Mirikizumab hinsichtlich der Remissionsinduktion bei biologikanaiven Patientinnen und Patienten nachgewiesen werden. Wurden JAK-Inhibitoren als Erstlinientherapie in die Analyse mit einbezogen, erwies sich Upadacitinib im Vergleich zu fast allen anderen Wirkstoffen als wirksamer – Ozanimod und Risankizumab bilden die Ausnahme, allerdings mit einer Evidenz mit niedriger bis moderater Sicherheit. Bei Patientinnen und Patienten mit vorausgegangener Biologikatherapie schnitten Upadacitinib, Tofacitinib und Ustekinumab hinsichtlich der Erzielung einer Remission im Ranking am besten ab.

Die vorliegende Netzwerk-Metaanalyse zeigt, dass Upadacitinib die effektivste Therapie bei mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa ist – sowohl bei biologikanaiven als auch bei biologikaerfahrenen Populationen, so das Expertenteam. Studien zur Langzeitsicherheit dieser Substanz bei Menschen mit CU seien dringend erforderlich, um herauszufinden, ob es Einschränkungen für den Einsatz von Upadacitinib gibt.

Die Kolleginnen und Kollegen konnten auch zeigen, dass es innerhalb der verschiedenen Medikamentenklassen Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit gibt. Darüber hinaus betonen sie, wie wichtig eine vorausgegangene Biologika-Exposition für die Therapiewahl bei mittelschwerer bis schwerer CU ist.

Quelle: Ananthakrishnan AN et al. Gastroenterology 2024; doi: 10.1053/j.gastro.2024.07.046

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