
Verblüffende Gesetzmäßigkeit

Das Gompertz-Gesetz basiert auf der Beobachtung, dass sich biologische Prozesse im Körper im Laufe des Lebens so verändern, dass es zu einem höheren Risiko für Krankheiten und letztendlich zum Tod kommt. Die Entwicklung der Sterblichkeit erfolgt dabei nicht linear, sondern exponentiell, beschleunigt sich also immer mehr, je älter man wird. Benannt ist das Gesetz nach seinem Entdecker, dem britischen Mathematiker Benjamin Gompertz (1779–1865).
Die Forschungsgruppe unter Leitung des DDZ nutzte Gompertz-Modelle, um die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes genauer zu untersuchen. „Es ist dabei extra bemerkenswert, wie gut die Sterblichkeit bei Menschen mit Diabetes durch das Gompertz-Gesetz vorhergesagt werden kann.
Überraschend genaue Vorhersage möglich
„Auf einer Skala von 0 % bis 100 % wurden Werte von über 97 % erreicht – solch gute Prognosen findet man nur äußerst selten in der empirischen Forschung“, sagt Erstautor Professor Dr. Oliver Kuß, Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ. Für ihre Auswertung lagen den Forschenden die Daten aller gesetzlich Versicherten (über 47 Millionen Beobachtungen, über 6 Millionen davon mit Diabetes) aus dem Jahr 2013 vor. Diese wurden für ein Jahr nachverfolgt. Beobachtet wurden in diesem Zeitraum mehr als 760.000 Sterbefälle, davon 288.000 bei Menschen mit Diabetes.
Die Studie zeigt, dass die Sterblichkeit bei Menschen mit Diabetes in Deutschland ab dem 30. Lebensjahr jedes Jahr konstant um 8,3 % bei Männern und um 10,2 % bei Frauen steigt. „Der stärkere Anstieg der Sterblichkeit bei Frauen ist jedoch erklärbar: Die Lebenserwartung von Frauen ist grundsätzlich höher als bei Männern, da sie von einem niedrigeren Basisniveau der Sterblichkeit starten. In hohen Lebensaltern erfolgt eine Angleichung der Sterblichkeit, sodass der Unterschied zwischen den Geschlechtern dann immer kleiner wird“, erklärt Prof. Kuß die Ergebnisse.
Anstieg der Sterblichkeit bei Frauen größer als bei Männern
Interessanterweise konnte die Gültigkeit des Gompertz-Gesetzes auch in der Gruppe der Menschen ohne Diabetes nachgewiesen werden: Die Sterblichkeit von Frauen mit Diabetes war nahezu identisch mit der von Männern ohne Diabetes. „Der allgemeine Vorteil der Frauen bei der Lebenserwartung geht also verloren, wenn sie an Diabetes erkrankt sind“, folgert der Experte.
Festgestellt wurde zudem, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch mit Diabetes vor einem Menschen ohne Diabetes stirbt, bei Frauen 61,9 % und bei Männern 63,3 % beträgt. „Diese Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Vorsorge, Erkennung und Behandlung des Typ-2-Diabetes“, fordert Professor Dr. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Direktor des DDZ.
Literatur:
Kuss O et al. Acta Diabetol (2024); doi: 10.1007/s00592-024-02237-w
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).