
Verbreitung von Mpox Klade I bereitet Sorge

Der globale Ausbruch von Infektionen mit dem Mpox-Virus (Klade IIb) in mindestens 118 Ländern hatte bereits vor zwei Jahren für Aufruhr gesorgt und wurde von der WHO zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Reichweite (Public Health Emergency of International Concern; PHEIC) erklärt. Betroffen waren weltweit mehr als 99.000 Personen. Zwischenzeitlich kam es in Zentralafrika zu einem starken Anstieg von Infektionen mit einer zweiten Virusvariante (Klade I). Auch darauf reagierte die WHO am 14. August 2024 mit dem Ausruf einer PHEIC. Mitte Oktober wurde die Klade I erstmals auch in Deutschland isoliert, allerdings hatte sich der Patient im Ausland infiziert.1
Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat wichtige Informationen zu Übertragung, Verlauf, Behandlung und Prävention von Mpox zusammengetragen. Demnach treten Prodromalsyndrome in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen auf. Die Infektion erfolgt hauptsächlich über direkten nahen Hautkontakt, weswegen man Mpox u. a. auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zählt.
Erst grippeartige Symptome, später Hautläsionen
Zu den häufigsten ersten Anzeichen einer Mpox-Infektion zählen Fieber (62–72 %), Lymphadenopathien (56–86 %), Myalgien (31–55 %), allgemeines Krankheitsgefühl (23–57 %) und Kopfschmerzen (25–55 %). Im Anschluss daran treten charakteristische Hautläsionen auf, die über zwei bis vier Wochen bestehen bleiben und vier Stadien durchlaufen (Macula, Papula, Vesicula und Pustula).
Die Diagnose einer Infektion sollte bei Personen mit entsprechenden Hautläsionen und einer möglichen Exposition gegenüber Mpox-Viren erwogen werden, rät das Expertenteam. Bestätigen lässt sich die Diagnose mittels PCR. Die Abstriche sollten, wenn möglich, an mindestens zwei Hautläsionen an unterschiedlichen Stellen gemacht werden.Von einem Aufstechen oder Aufschneiden der Pusteln zur Gewinnung des Probematerials halten die Expertinnen und Experten aufgrund der Verletzungs- und Infektionsgefahr nichts.
Die Differentialdiagnose umfasst andere Infektionskrankheiten, die Haut- und Schleimhautläsionen verursachen. Hierzu zählen unter anderem sekundäre Syphilis, bei der die Läsionen meist aber nicht schmerzhaft sind, sowie Virusinfektionen mit Herpes simplex, Varizella zoster, anderen Orthopoxviren sowie dem Molluscipoxvirus. Zudem empfehlen die Autorinnen und Autoren, alle Personen mit Verdacht auf Mpox auch auf typische STI wie Gonorrhö, Chlamydiose, Syphilis und HIV-Infektion zu untersuchen, da während des Mpox-Ausbruchs 2022 in mehreren Kohorten eine hohe Inzidenz von Koinfektionen festgestellt wurde.
Die Behandlung von Mpox besteht in erster Linie aus supportiven Maßnahmen, da die Erkrankung in den meisten Fällen selbstlimitierend verläuft, die Läsionen allerdings narbig abheilen können. Im Vordergrund stehen daher die topische Therapie (inkl. Sitzbäder) sowie die Linderung von Schmerzen mittels Analgetika (z. B. NSAR oder Paracetamol). Bei stärkeren Schmerzen kann unter Umständen auch die Gabe von Gabapentin oder Opioiden (kurzzeitig) sinnvoll sein.
Bislang nur ein Medikament in Deutschland zugelassen
Derzeit gibt es in den USA keine zugelassene antivirale Therapie für Mpox. Einige Betroffene haben dort unter bestimmten Umständen off label Tecovirimat (von der EMA für Mpox zugelassen, Anm. d. Red) bzw. Brincidofovir oder Cidofovir erhalten – mit gemischten Ergebnissen. Für die Centers for Disease Control and Prevention ist der Einsatz von Tecovirimat plus Brincidofovir denkbar, v. a. bei Personen, die z. B. aufgrund einer fortgeschrittenen HIV-Infektion schwer immungeschwächt sind.
Beim ersten Mpox-Ausbruch mit Viren der Klade IIb wurden Infektionen gehäuft bei homo- und bisexuellen Männern bzw. Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, beobachtet. Nach Einschätzung der Autorengruppe konnte der Ausbruch seinerzeit vor allem durch Verhaltensänderungen in Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Expositionsrisiko verlangsamt werden. Hierzu zählen eine Verringerung der Anzahl der Sexualpartner und der Häufigkeit der sexuellen Kontakte.
Darüber hinaus scheinen auch Impfungen zur Eindämmung beigetragen zu haben. „Eine Mpox-Impfung ist wirksam und sollte, sofern verfügbar, allen Personen angeboten werden, die einem Mpox-Risiko ausgesetzt sind“, so die Forschenden. Dazu gehören z. B. MSM, homosexuelle Männer und trans Personen insbesondere, wenn sich diese in den vergangenen sechs Monaten mit einer anderen STI infiziert haben, ggf. auch Personal spezifischer Labore. Für Mitarbeiter der Gesundheitsversorgung gibt es derzeit keine explizite Impfempfehlung. Die Wirksamkeit eines Impfstoffes für Erwachsene, der in zwei Dosen verabreicht wird, liegt bei 66–86 %. Allerdings kann die Verfügbarkeit je nach Land und Bedarf limitiert sein.
Die Impfung kann auch als Postexpositionsprophylaxe nach einem (wahrscheinlichen) Kontakt mit Mpox-Viren verabreicht werden. Idealerweise erfolgt die Gabe innerhalb von vier Tagen nach der Exposition, sie kann jedoch auch noch bis zu vierzehn Tage danach angewendet werden.
1. Mitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit
Quelle: Boghuma KT et al. JAMA 2024; doi: 10.1001/jama.2024.21091
Ein Virus im Wandel der Zeit
Bei Mpox werden zwei Kladen unterschieden, erklärte Prof. Dr. Mario Fabri, Uniklinikum Köln. Klade I betraf bisherigen Daten zufolge v. a. Kinder und junge Erwachsene auf dem afrikanischen Kontinent. 13 Tage nach der Infektion traten erste Prodromi auf, die nach 1–4 Tage in die eruptive Phase mit Hunderten bis Tausenden Hautläsionen übergingen. Die Pocken breiteten sich zentrifugal aus. Die Sterblichkeit lag bei 1–15 %
2022 kamen die sexuell übertragbaren Pocken
Klade IIb erlangte 2022 Bekanntheit, weil sie weltweit und primär via Sexualkontakt weitergegeben wurde, und zwar unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Die Inkubationszeit betrug maximal 7–9 Tage. Neben den relativ variablen und unspezifischen Symptomen traten asynchron meist anogenital oder oral einzelne Hautläsionen auf. Manchmal kamen Komplikationen (Pharyngitis, Proktitis, Tonsillitis) hinzu. Die Sterblichkeit lag nur bei 0,025 %. Gefährdet waren hauptsächlich Menschen mit deutlicher Immunsuppression.
Dann passierten zwei Dinge: Während die Mpox-Klade-II-Fälle innerhalb der MSM in Europa relativ stabil blieben, gab es 2023/24 in Afrika einen massiven Anstieg der Mpox-Infektionen mit Klade I. Außerdem traten auf einmal auch Mpox-Klade-I-Fällen außerhalb Afrikas auf. Dem ersten Fall in Schweden folgten Nachweise in Großbritannien und Deutschland. „Auch Klade I ist jetzt zu einer sexuell übertragbaren Erkrankung geworden“, so Prof. Fabri, „Es hat Mutationen in dem Virus gegeben, die dazu führen, dass wir es besser von Mensch zu Mensch weitergeben können.“ Diese neue Klade Ib hat aber anders als IIb nicht mehr nur MSM als Hauptrisikogruppe.
Autorin: Dr. Susanne Gallus
Quelle: 19. Derma-Update-Seminar
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