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Vieles spricht für AID; Schulungen sind „absolut notwendig”

Privatdozentin Dr. Simone von Sengbusch, Lübeck, sieht klare Vorteile durch die Empfehlung der aktuellen S3-Leitlinie der DDG, wonach „allen Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes und Insulinpumpentherapie“ ein AID-System angeboten werden soll, wenn sie oder ihre Eltern/Betreuenden „in der Lage sind, diese Therapieform sicher anzuwenden“. Die Oberärztin am UKHSH Lübeck machte aber auch auf „stille Kosten“ aufmerksam, die häufig übersehen werden, wie die Anschaffung eines geeigneten, aktuellen Smartphones und bei allen Pumpensystemen die Erweiterung der Haftpflicht- und/oder Hausratversicherung für Defekte durch Nutzung oder Verlust von „geliehenen medizinischen Geräten“.
Wechsel der initialen Therapie kann schwierig sein
Hindernisse, die gegen AID-Systeme ab Manifestation sprechen, sieht die Expertin in mangelnden Sprachkenntnissen, funktionellem Analphabetismus, Überforderung, mehrmals täglicher Betreuung durch einen Pflegedienst oder in einer Einrichtung mit wechselndem Personal. In diesen Fällen bestehe eine nicht ausreichende Schulungsfähigkeit betroffener Familien. Ein sehr geringer Insulinbedarf spreche ebenfalls gegen AID-Einsatz ab Manifestation.
Bei sicherer Anwendung eines AID-Systems überwiegen für sie die Vorteile. Neben positiven Effekten auf die Stoffwechsellage mit Verringerung kardiovaskulärer Risiken hob die Referentin zwei psychologische Aspekte hervor: Der Zeitpunkt der Manifestation sei eine besondere, prägende Lernsituation. Die frühe Erfahrung, dass der Glukoseverlauf kontrollierbar und stabil ist, sei sehr positiv. „Die erste Therapie, die Sie einstellen, bleibt über viele Monate oder Jahre erhalten“, denn den Betroffenen gebe die initiale Therapie Sicherheit, was oft eine Umstellung im späteren Verlauf behindere.
Bei der Kostenübernahme entstünden keine bzw. nur wenig Probleme, wenn noch während des stationären Aufenthalts ein kurzes Gutachten ausgestellt wird, das einen Verweis auf die S3-Leitlinie und die Vermeidung eines weiteren, absehbaren stationären Aufenthalts für eine Pumpeneinstellung enthält, und Betroffene ein „Entlassmanagement-Rezept“ bekommen.
Durch Pitfalls lernen
Dr. Joaquina Mirza stellte spezielle Patientenfälle mit Ketoazidosen und Hyperglykämien aus dem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln vor, in denen Mütter versuchten, Algorithmen „auszutricksen“, oder nach Umschaltung auf den manuellen Modus nicht wieder in den automatisierten Modus zurückkehrten. AID-Systeme „müssen lernen“, meinte Dr. Mirza. „An jedem Pitfall lernen wir dazu. AID ist ein Segen!“
Für wen und für welche Krankheitssituation ambulante, teilstationäre und vollstationäre Schulungen infrage kommen, dafür können Leitlinien den Rahmen aufzeigen, so Diabetesberaterin Sarah Biester, Hannover. Allerdings gäben wirtschaftliche Aspekte und Diabetesteam-Ressourcen häufig die Machbarkeit vor. Zu den „absolut notwendigen Schulungen“ gehöre eine stationäre Manifestationsschulung.
Wer Diabetesberater André Kluge fragt, ob diese AID-Initialschulung nicht „zu viel auf einmal“ ist, erhält ein klares „Ja“. Aber man könne vieles „anteasern“. „Natürlich können sich Familien nicht direkt alles merken.“ Nach der stationären Aufnahme „versuchen wir, 24 Stunden mit der Manifestationsschulung zu warten, weil Kind und Eltern noch nicht aufnahmefähig sind“. Abgesehen von der immer stationären Manifestationsschulung sieht Dr. Ralph Ziegler, Münster, in Videosprechstunden „eine echte und wichtige Alternative“, die sich zudem viele Eltern wünschten.
Quelle: JA-PED 2024
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