Von Xerodermie bis zum Plattenepithelkarzinom ist alles drin

Dr. Melanie Söchtig

Intertrigo bei einer älteren Frau. Regionen, in denen Haut aufeinanderreibt, sind besonders anfällig für sekundäre Infektionen. Intertrigo bei einer älteren Frau. Regionen, in denen Haut aufeinanderreibt, sind besonders anfällig für sekundäre Infektionen. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Je älter der Patient, desto sensibler seine Haut. Trockenheit, Durchblutungsstörungen und ein nachlassendes Immunsystem machen sie anfällig für Ekzeme, Ulzera und Infektionen. Doch auch maligne Prozesse kommen in alter Haut vermehrt vor. 

Die Hautalterung wird einerseits durch intrinsische Prozesse, andererseits durch extrinsische Faktoren wie Rauchen oder UV-Strahlung vorangetrieben. Die Folgen sind nicht nur ästhetischer Natur, sondern können auch einen voranschreitenden Verlust der Hautfunktion und Barriereschäden mit sich bringen.

Juckreiz ist eines der häufigsten Probleme älterer Patienten. Dahinter steckt oft eine Xerodermie, d.h. trockene Haut. Sie entsteht im Alter aufgrund des verringerten Wasser- und Fettgehalts der Epidermis. Weitere mögliche Ursachen für Pruritus sind dermatologische Erkrankungen wie Ekzeme, Skabies oder auch kutane T-Zell-Lymphome.  

Darüber hinaus gehen viele internistische Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus, Cholestase, Urämie oder Hypo- bzw. Hyperthyreose mit Juckreiz einher. Auch Medikamente sowie psychosomatische oder psychiatrische Beschwerden kommen als Auslöser in Frage. Weiterhin kann Juckreiz als paraneoplastisches Syndrom bei soliden Tumoren, Lymphomen (z.B. Morbus Hodgkin) oder Leukämien auftreten. 

Ziel der symptomatischen Behandlung von chronischem Pruritus (> 6 Wochen) ist es, die subjektive Empfindung und damit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Zunächst gilt es, Grunderkrankung zu behandeln und auslösende Faktoren zu meiden. Empfohlen wird außerdem eine rückfettende und hydratisierende Hautpflege. Darüber hinaus können nichtsedierende systemische H1-Antihistaminika eingesetzt werden. Zur Behandlung erosiver Kratzläsionen bieten sich topische Antiseptika oder Steroide an.

Beingeschwüre häufig durch venöse Insuffizienz

Die Wundheilung scheint bei geriatrischen Patienten oft beeinträchtigt – insbesondere, wenn sie an Gefäßerkrankungen und Diabetes mellitus leiden. So ist der größte Teil der Beingeschwüre auf eine chronische Veneninsuffizienz zurückzuführen. Bei der Therapie unterstützen Bandagen bzw. Kompressionsstrümpfe den venösen Rückfluss. Darüber hinaus können Antiseptika oder Glukokortikoide eingesetzt werden.

Im Gegensatz zum Ulcus cruris venosum ist das Ulcus arteriosum schmerzhaft. Die Behandlung erfolgt mittels einer Angiografie mit anschließender Wiederherstellung der Blutversorgung.
Bei bettlägerigen Patienten sollte auf eine korrekte Lagerung geachtet werden, um einen Dekubitus zu vermeiden. Eine Ulzeration kann jedoch nicht nur aufgrund von zu langer Immobilisation, sondern auch in Folge einer Durchblutungsstörung oder sensorischer Defizite entstehen. 

Aufgrund der nachlassenden Leistung des Immunsystems sind geriatrische Patienten oft anfälliger für Virus-, Bakterien- und Pilz­infektionen. Auch Reaktivierungen latenter Infektionen nehmen im Alter zu, typisches Beispiel ist der Herpes zoster. Bei schweren Krankheitsverläufen wird Aciclovir gegeben. Zur Prävention empfiehlt die STIKO die Herpes-zoster-Impfung für alle Personen ab 60 Jahren sowie Patienten mit Grunderkrankungen ab 50 Jahren.

Unter den bakteriellen Infektionen ist das Erysipel bei geriatrischen Patienten besonders erwähnenswert. Der Erreger ist meist Streptococcus pyogenes, der über Mikroläsionen in die Haut eindringt. Deshalb gilt es neben der Gabe von Penicillin die Epithelverletzung zu versorgen.

Übergewichtige geriatrische Patienten leiden besonders oft an der sekundären Infektion einer Intertrigo, meist mit Candida. Die betroffenen Gebiete sind regelmäßig zu reinigen und trockenzuhalten, je nach Befund kommen topische Antimykotika, Antibiotika oder Glukokortikoide zum Einsatz.

Dem Nagelpilz geht es topisch und systemisch an den Kragen

Neben Haut- sind auch Onychomykosen in der Geriatrie keine Seltenheit. Sie werden in der Regel topisch mit Efinoconazol, Tavaborol, Ciclopirox oder Amorolfin behandelt. Eine zusätzliche Systemtherapie mit Terbinafin oder Itraconazol bzw. bei Therapieresistenz eine Laserbehandlung kann erwogen werden. 

Mit dem Alter steigt das Risiko für benigne Tumoren wie die seborrhoische Keratose und senile Hämangiome, aber auch für maligne Tumoren. Deshalb sollte bei unklaren Befunden, bei Verdacht auf Malignität oder spätestens nach drei Monaten bei Nichtansprechen auf die Therapie ein dermatologisches Konsil angefordert werden.

Die aktinische Keratose stellt eine häufige Präkanzerose dar, aus der sich ein Plattenepithelkarzinom entwickeln kann. Zu den Therapieoptionen zählen Kryotherapie, topisches 5-Fluorouracil, Imiquimod, photodynamische Therapie, chirurgische Exzision und Lasertherapie.

Der häufigste maligne Tumor ist das Basalzellkarzinom. Als Therapiestandard gilt die vollständige chir­urgische Exzision. Alternativ kann auf eine Flachexzision, Strahlentherapie, topische Therapie, photodynamische Therapie, Kryotherapie, Laser oder systemische Therapie zurückgegriffen werden. Das Plattenepithelkarzinom kommt seltener als das Basalzellkarzinom vor. Auch hier wird eine vollständige Exzision angestrebt. Ist dies nicht möglich oder bei ausgedehntem Lymphknotenbefall kann eine adjuvante bzw. postoperative Strahlentherapie erfolgen.

Quelle: Joura MI et al. Z Gerontol Geriat 2023; 56: 35-41; doi: 10.1007/s00391-021-02006-2

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Intertrigo bei einer älteren Frau. Regionen, in denen Haut aufeinanderreibt, sind besonders anfällig für sekundäre Infektionen. Intertrigo bei einer älteren Frau. Regionen, in denen Haut aufeinanderreibt, sind besonders anfällig für sekundäre Infektionen. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.
Basalzellkarzinom am Kopf eines 70-Jährigen. Gefährdet sind v.a. Areale mit hoher kumulativer UV-Exposition. Basalzellkarzinom am Kopf eines 70-Jährigen. Gefährdet sind v.a. Areale mit hoher kumulativer UV-Exposition. © Science Photo Library/RICHARD USATINE MD