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Vorteile für Männer mit funktionellem Hypogonadismus überwiegen
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Klagt ein älterer Patient über Müdigkeit, depressive Verstimmung und Libidoverlust, während ein Testosteronmangel (< 300 ng/dl) vorliegt, spricht dies für einen funktionellen Hypogonadismus. Etwa 5–10 % der Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens solch eine symptomatische Störung. Sollte man bei ihnen das Hormon substituieren? „Da bin ich persönlich immer sehr zögerlich gewesen“, verriet Prof. Dr. Martin Reincke vom LMU Klinikum München. Grund dafür sei seine Sorge über die Thrombosegefahr gewesen, insbesondere bei Patienten mit metabolischem Syndrom.
Die Sicherheit einer Langzeittherapie des Hypogonadismus mit Testosterongel wurde in einer Phase-4-Studie untersucht, an der Männer mit kardiovaskulären Erkrankungen (KHK, zerebrovaskuläre Erkrankung, arterielle Verschlusskrankheit) oder einem hohen Risiko dafür teilgenommen haben. Die über 5.000 Patienten waren im Mittel 63 Jahre alt und ihr Testosteronwert lag unter 300 ng/dl. Das Hormon- oder Placebogel wurde im Schnitt 22 Monate lang aufgetragen.
Der Testosteronspiegel stieg unter dem Verum deutlich an. Innerhalb von vier Jahren traten schwere kardiale Ereignisse, wie kardiovaskulär bedingte Todesfälle, nicht häufiger auf als in der Placebogruppe. Während die sexuelle Aktivität durch die Therapie anstieg (0,5 sexuelle Aktivitäten mehr pro Tag), nahmen depressive Symptome und Anämien ab. Allerdings erlitten Männer, die das Hormongel anwendeten, signifikant mehr Knochenbrüche. „Diesen Effekt kennt man von der Testosteronsubstitution bei anderen Formen des Hypogonadismus nicht“, erläuterte der Referent. Die Ursache für die vermehrt aufgetretenen traumatischen und nicht-traumatischen Frakturen ist bisher noch unklar. Eine Hypothese besagt, dass die gesteigerte Vitalität durch das Testosteron die Männer z. B. mehr auf das E-Bike steigen lässt und es deshalb zu mehr folgenreichen Stürzen kommt.
Zusammengefasst könne man laut Prof. Reincke aber sagen, dass die Testosterontherapie bei älteren Männern mit funktionellem Hypogonadismus und hohem kardiovaskulären Risiko als sicher gelten kann. Es gibt eine Reihe positiver Effekte, aber auch ein erhöhtes Frakturrisiko. Dennoch habe die Studie die klinische Praxis des Referenten verändert. Seine Zurückhaltung habe er aufgegeben und er sei nun „pro Substitution“.
Quelle: 6. Endokrinologie-Update-Seminar
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