
Wann die Fahreignung eingeschränkt ist

Weder eine asymptomatische koronare Herzkrankheit noch eine stabile Angina pectoris beeinträchtigen in der Regel die Fahrtauglichkeit. Auch nach einer erfolgreichen perkutanen Koronarintervention spricht im Prinzip nichts gegen eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr. Findet eine Bypass-Operation statt, wird die Person erst nach zwei bis vier Wochen wieder im vollen Besitz ihrer Fahrtüchtigkeit sein. Da die Rehabilitation unterschiedlich schnell verläuft, sollte ein Facharzt klären, wann die Patientin oder der Patient wieder ans Steuer darf.
Nach einem akuten Koronarsyndrom fällt vor allem die linksventrikuläre Funktion ins Gewicht. Wer mit einer LVEF von ≤ 35 % aus der Klinik entlassen wird, sollte erst nach Ablauf von vier Wochen und nach einer fachärztlichen Untersuchung wieder Auto fahren. Ist die linksventrikuläre Funktion besser und war der klinische Verlauf komplikationslos, besteht keine Limitation.
Eine arterielle Hypertonie, die keinerlei Symptome verursacht, stellt kein Hindernis für das Autofahren dar. Besonders hohe Werte oder ein rascher Blutdruckabfall, z. B. nach einer Medikamentenumstellung, rufen oft Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen oder Benommenheit hervor. Privatfahrerinnen und -fahrer mit solchen hypertoniebedingten zerebralen Symptomen gelten als grundsätzlich nicht fahrtauglich – egal, wie hoch der Blutdruck ist.
Eine Mitral- oder Trikuspidalinsuffizienz ruft mitunter Herzschwächesymptome wie Ödeme oder Dyspnoe hervor. Die meisten Betroffenen können medikamentös stabil eingestellt werden. Anders ist dies bei einer schweren Aortenklappenstenose. Neben Dyspnoe und Angina pectoris kann sie auch Schwindel und Synkopen verursachen. Herzklappenerkrankte, die starke Symptome wie Ruhedyspnoe aufweisen oder schon eine Synkope erlebt haben, sind grundsätzlich als nicht fahrtauglich einzustufen. Asymptomatische oder gering symptomatische Betroffene dürfen dagegen uneingeschränkt Auto fahren. Nach einer Korrektur des Klappenvitiums sollte bis zur vollständigen Rehabilitation auf das Autofahren verzichten werden.
Eine erstmalige Synkope ist noch kein Grund, das Auto stehen zu lassen, es sei denn, das Rezidivrisiko ist sehr hoch. Dies ist z. B. der Fall bei schwerer Aortenstenose, schwerer KHK oder höhergradigem AV-Block. Solche Patienten sind nicht fahrtauglich, bis die zugrunde liegende Erkrankung behandelt ist. Wiederholte Synkopen bedürfen einer sorgfältigen diagnostischen Klärung. Betroffene sollten i. d. R. für mindestens sechs Monate pausieren.
Personen mit bradykarden Arrhythmien und Synkopen sowie unbehandelten supraventrikulären Tachykardien oder einem (auch asymptomatischen) AV-Block dritten Grades sollten das Führen eines Autos unterlassen. Eine Fahreignung besteht dagegen bei einem AV-Block bis Grad IIb und bei supraventrikulären Arrhythmien ohne Synkopen. Das Gleiche gilt für diejenigen mit ventrikulären Extrasystolen und nicht anhaltenden Kammertachykardien ohne symptomatische Beeinträchtigung.
Hat eine Patientin oder ein Patient mit nicht anhaltender Kammertachykardie Beschwerden, muss abhängig von der Art der Symptome und der Morphologie der Tachykardie individuell über die Fahrtauglichkeit entschieden werden. Anhaltende Kammertachykardien bedingen mit oder ohne Symptome einen Verlust der Fahreignung. Dies lässt sich revidieren, wenn die Arrhythmie interventionell und/oder medikamentös kontrolliert ist.
Mit einem implantierten Schrittmacher kann man Auto fahren, sofern das Gerät gut funktioniert. Wurde aus primärpräventiver Indikation ein ICD eingesetzt, können die Operierten bereits nach einer bis zwei Wochen Pause wieder ans Steuer. Gleiches gilt nach einem Wechsel von Aggregat oder Sonde. War die ICD-Indikation sekundärpräventiv oder hat das Gerät einen adäquaten Schock abgegeben, sollte mindestens drei Monate abgewartet werden. In jedem Fall muss das Device regelmäßige kontrolliert werden.
Eine Herzinsuffizienz bis NYHA-Klasse II mindert die Fahreignung i. d. R. nicht. Dies gilt auch noch für NYHA-Klasse III, wenn nach fachärztlicher Untersuchung ein stabiler Verlauf zu erwarten ist. Personen mit schwererer Herzschwäche sind nicht fahrtauglich. Für die meisten Herzmuskelkranken ohne Arrhythmien und Synkopen gilt, dass sie Auto fahren dürfen, sofern eine regelmäßige ärztliche Überwachung stattfindet.
Quelle: Rieß J et al. Bundesgesundheitsbl 2024; 67: 896-902; doi: 10.1007/s00103-024-03912-7
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).