
Warum Akupunktur bei Rückenschmerzen funktioniert
In einer sehr aufwendigen Analyse setzten sich kanadische Kollegen mit komplementärmedizinischen Therapieverfahren bei Rückenschmerzen und insbesondere mit der Akupunktur auseinander. Berücksichtigt wurden dabei 147 randomisierte und kontrollierte Studien, die den qualitativen Anforderungen der Reviewautoren genügten, berichtete Professor Dr. Michael Pfingsten von der Schmerz-Tagesklinik und Schmerzambulanz der Universitätsmedizin Göttingen.
Das Ergebnis bestätigte die Erfahrung, dass die Akupunktur kurzfristig etwas bessere Effekte auf Schmerzreduktion und Beeinträchtigungserleben erzielen kann als gar keine Behandlung, physikalische Therapien in Form von Übungen und/oder Elektrotherapie oder „treatment as usual“. Langfristig erwies sie sich dagegen als schwächer wirksam.
Nozizeptiver Stimulus hemmt
Neurone im Hinterhorn
Kein signifikanter Unterschied bestand dabei zwischen Scheinakupunktur und echter Akupunktur, was sich zum einen mit dem Placeboeffekt – Aufmerksamkeit und Erwartungshaltung erzeugen eine positive Wirkung – als auch mit dem DNIC-Effekt erklären lässt. DNIC steht für „diffuse noxious inhibitory controls“ und bedeutet, dass Hinterhornneurone durch einen nozizeptiven Stimulus aus einer beliebigen Region des Körpers gehemmt werden, erklärte der Kollege.
Eine mögliche dritte Erklärung lieferte eine australische Arbeitsgruppe. Sie stellte die Hypothese auf, dass Akupunktur und Scheinakupunktur die bei Rückenschmerzpatienten verminderte sensorische Wahrnehmungsfähigkeit bessern und damit das Schmerzerleben positiv beeinflussen. In einer Studie hatten die Physiotherapeuten zunächst nachgewiesen, dass Rückenschmerzpatienten ohne Sichtkontrolle Prickreize signifikant schlechter lokalisieren können als schmerzfreie Kontrollen.
In einer weiteren Studie an 25 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen verglichen sie dann die Wirkung einer Akupunkturbehandlung mit der eines zusätzlichen Diskriminationstrainings über 20 Minuten. Nachdem die Nadeln gesetzt waren, wurde jeweils eine zufällig ausgewählte Nadel gedreht.
Anhand eines großen Fotos von den Nadelpositionen im LWS-Bereich sollten die Patienten nun zeigen, welche Nadel bewegt worden war. Bei falschen Angaben wurde die richtige Position benannt. Am Ende wiesen Patienten der Trainingsgruppe in einer Bewegungsaufgabe (Flexion/Extension) signifikant weniger Schmerzen auf, berichtete Prof. Pfingsten.
Bessere Körperwahrnehmung,
weniger Schmerzempfinden
Dass eine Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit ein mögliches therapeutisches Ziel bei Rückenschmerzpatienten sein könnte, legt eine weitere Arbeit der Australier nahe, so Prof. Pfingsten. 25 Patienten führten ihr Übungsprogramm für die LWS einmal mit und einmal ohne Spiegelkontrolle durch. Die durchschnittliche Schmerzintensität nach den Übungseinheiten fiel mit visuellem Feedback hoch signifikant geringer aus als ohne. Auch die Zeit bis zur Schmerzlinderung war bei der Spiegeltherapie signifikant kürzer.
Quelle: Schmerz-Update 2013, Wiesbaden
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