Wie man der Aviophobie Einhalt gebieten kann

Forum Reisen und Gesundheit 2025 Maximilian Rossol

Flugangst kann den schönsten Urlaub zum Albtraum machen. Flugangst kann den schönsten Urlaub zum Albtraum machen. © H_Ko – stock.adobe.com

Wie äußert sich Flugangst – und was hilft dagegen? Seminare, Apps und Therapie können die Symptome stark und langfristig lindern.

Allein der Gedanke ans Fliegen reicht bei manchen Menschen aus, um blanke Panik auszulösen. Sie fürchten sich lange vor dem Abflug – und sehen der Reise mit Grauen entgegen. Doch es gibt Wege, die Angst zu überwinden.

Jeder zweite Flugreisende empfindet Unbehagen in der Maschine, bis zu 3 % haben eine regelrechte Flugphobie. Die Enge in der Kabine belastet, bei Start und Landung spüren die Reisenden die Druckveränderungen, das Steigen, das Sinken und das Aufsetzen. Allein schon, dass man die Kontrolle abgeben muss, fällt vielen Menschen nicht leicht, sagte Dr. Udo Wortelboer, Vertragsarzt im medizinischen Dienst der Deutschen Lufthansa.

Die Symptome bei Flugangst äußern sich recht unterschiedlich. Sie können schon Tage vor Reisebeginn auftreten und reichen von Herzrasen, Atemnot, einem beklemmenden Gefühl bis hin zu der Furcht, ums Leben zu kommen.

Doch woher kommt diese Angst? „Dafür gibt es ungefähr so viele Erklärungen, wie es Flugängstliche gibt“, meinte Dr. Wortelboer. Die verbreitetste Deutung lautet, dass eine Flugreise schlichtweg eine außergewöhnliche Situation darstellt. Vorherige negative Erfahrungen beim Fliegen können ebenfalls zu erhöhter Anspannung, genereller Unsicherheit und evtl. zu einer ausgeprägten Aviophobie führen. Wer ohnehin ängstlich ist, neigt auch angesichts einer Flugreise zu einer intensiveren Verunsicherung. Allein schon die Fahrt zum Flughafen verursacht Stress, dann der Check-in, Sicherheitsschleusen, überfüllte Wartehallen, das Boarding, irgendwann der Start. Und in der Luft treten vielleicht noch Turbulenzen oder andere Unregelmäßigkeiten auf. „Das kann einen regelrechten Dominoeffekt auslösen.“

Erste Wahl: Verhaltenstherapie plus Psychoedukation

Die Angst lässt sich aber gut therapieren, wobei sich die Effektstärken der verschiedenen Maßnahmen laut Dr. Wortelboer zum Teil erheblich unterscheiden. Behandlung der Wahl ist die kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit Psychoedukation. Die Betroffenen lernen dabei, wo die Ursachen ihrer Ängste liegen, die angstauslösende Situation wird analysiert, die tatsächliche Gefahr beim Fliegen sachlich eingeordnet.

Ganz entscheidend ist die Exposition, so Dr. Wortelboer. Denn bei wiederholter Konfrontation steigt das Angstniveau für gewöhnlich nicht an, sondern bleibt auf einem Plateau, bevor es schließlich sinkt. Konkret umfasst die Therapie bei Aviophobie vier Maßnahmen:

  • ein- bis zweitägige Flugangstseminare, in der Regel mit einem abschließenden Flug
  • Smartphone-App als Trainingsprogramm
  • internet- oder virtual-reality-basierte Module kombiniert mit Verhaltenstherapie
  • Selbsthilfeliteratur, auch über Smartphone-Apps

Virtual-Reality-Anwendungen, die Bewegungseindrücke simulieren, kommen derzeit nahezu ausschließlich im Rahmen von Studien zum Einsatz. Die Interventionen zeigen sehr gute Effekte, sind aber oft nicht allgemein zugänglich, erklärte der Referent.

Deutlich besser verfügbar, aber erheblich teurer, sind ein- bis zweitägige Flugangstseminare. In der Regel finden sie in größeren Gruppen statt und werden von Therapeutinnen und Therapeuten begleitet. Bei den Seminaren werden alle angstfördernden Situationen durchlaufen, angefangen von der Anreise, dem Check-in und den Sicherheitskontrollen bis hin zum eigentlichen Flug. Die Seminare reduzieren die Ängste deutlich und schnell, berichtete der Mediziner. Wer sie absolviert, schafft es danach oft über zwölf Monate hinweg, ohne besondere Auffälligkeiten zu fliegen.

Vereinzelt können auch Medikamente helfen. Eine generelle Empfehlung gibt es jedoch nicht und die Indikation muss immer sorgfältig geprüft werden, betonte der Experte. Bei isolierter Flugangst eignen sich im Notfall Benzodiazepine wie Lorazepam, Diazepam oder Alprazolam. Die Wirkung tritt schnell ein, das Abhängigkeitspotenzial ist aber groß. Der individuelle Effekt der Präparate lässt sich schwer abschätzen. Einige Betroffene erleben damit vielleicht sogar einen stärkeren Kontrollverlust als ohne Medikation.

Bei schweren Angststörungen mit zusätzlicher Flugangst bieten sich auf längere Sicht Antidepressiva wie Citalopram, Venlafaxin oder Clomipramin an. Ihre Wirkung tritt verzögert ein, meist nach zwei Wochen oder später, erinnerte Dr. Wortelboer. Zu Beginn der Behandlung muss man zunächst mit einer Symptomverstärkung rechnen. Ein Flug während der Einstellphase ist also kontraindiziert.

Quelle: 26. Forum Reisen und Gesundheit

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