Nageldysplasie Blutdrucksenker wechseln?

Autor: Hans-Jürgen Tietz

 

Meine Fragen: Warum ist bei systemischer Exposition nur ein Nagel betroffen? Macht ein Wechsel auf Ramipril Sinn oder sind hierunter auch solche Dysplasien beschrieben?

Antwort: Das Phänomen der "Weißen Nägel" ist relativ neu. Dermatologen gehen davon aus, dass es sich um eine Sonderform der Nagelpsoriasis handelt, die bekanntlich viele Gesichter hat und durch eine Vielzahl von Provokationsfaktoren ausgelöst werden kann.

Aus welchem Grund meist nur einzelne und bevorzugt die großen Nägel betroffen sind, ist noch unbekannt, spricht jedoch ebenso für eine Psoriasis. Auffällig ist ein gehäuftes Auftreten bei Einnahme von Blutdrucksenkern, wobei grundsätzlich alle Blutdrucksenker, Betablocker, ACE-Hemmer und auch die AT1-Antagonisten eine Schuppenflechte auslösen bzw. verstärken können. Man vermutet einen Zusammenhang zwischen der heute verstärkten und politisch geförderten Einnahme von Generika, die um 25 % von den Original-Präparaten abweichen dürfen, und den "Weißen Nägeln". Denn die Nagelveränderung wurde früher nur selten beobachtet. Eine pathogenetische Rolle spielt offenbar die verstärkte Keratinozyten-Proliferation im Nagelbett. Diese kann auf einem erhöhten Angiotensin-Spiegel durch AT1-Antagonisten beruhen. ACE-Hemmer wiederum sind in der Lage, den Bradykinin-Spiegel zu erhöhen, der ebenfalls zu psoriasiformen Entzündungen im Nagelbett führen kann, nicht selten in Begleitung von trockenem Husten, wobei hier auch schwere Nagelveränderungen beschrieben sind.

Ein Wechsel zwischen den Arzneimittelgruppen scheint somit weniger erfolgversprechend zu sein, als womöglich zum besser verträglichen Original-Präparat zurückzukehren. Gelingt dies nicht bzw. gibt es keine andere Alternative, sollte der Nagel mit Lacken wie Onypso® oder Sililevo behandelt werden, dem auch Kortison hinzugefügt werden kann. Eine standardisierte und zugelassene lokale Therapie der Nagel-Psoriasis gibt es leider nicht.


Autor:
Institut für Pilzkrankheiten und Mikrobiologie
10117 Berlin

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2017; 39 (12) Seite 58
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.