Gelenkbeschwerden Chlamydien und Mykoplasmen schuld?

Autor: T. Welte

Mein 46-jähriger Patient hat vor einem Jahr eine Chlamydien- und Mykoplasmen-Pneumonie (Chlamydia-pneumoniae-IgG-AK > 500, Mykoplasmen-IgA-AK 36) durchgemacht. Da der Erreger nicht bekannt war (Serologie erst nach Rekonvaleszenz), wurde zunächst mit Amoxicillin, bei Verschlechterung mit Amoxicillin/Clavulansäure behandelt, darunter Gesundung. Seither leidet der Patient unter rezidivierenden Gelenkbeschwerden (besonders am linken Ellenbogen) und allgemeinen Gliederschmerzen, besonders morgens und in Belastungsphasen. Aktuelle Serologie: Chlamydia-pneumoniae-IgG-AK 477, Chlamydia-pneumoniae-IgA-AK 60; alle übrigen Laborbefunde, z. B. auch Rheumafaktor, Elektrophorese, CRP unauffällig. Ist eine Therapie – und wenn ja, welche – erfolgversprechend?

Antwort: Pulmonale Chlamydien- und Mykoplasmeninfektionen haben in der Regel einen milden Verlauf und heilen in der Mehrzahl der Fälle ohne spezifische antibiotische Therapie aus. Serologische Marker können bei beiden Infektionen über lange Zeit positiv bleiben, ohne dass dies eine akute Entzündung anzeigt. Es ist bekannt, dass bei Immunphänomenen im Rahmen von Systemerkrankungen und Erkrankungen aus dem rheumatologischen Formenkreis solche Marker falsch positiv werden. Andererseits ist ein Zusammenhang zwischen rheumatischen Beschwerden und persistierenden Chlamydieninfektionen bekannt.

Ich würde eine fachärztliche Abklärung der rheumatologischen Beschwerden empfehlen. Eine Therapieempfehlung kann erst auf dem Boden der dann ermittelten Befunde gegeben werden.

Kontakt
Prof. Dr. med. Tobias Welte
Kliniken der Medizinischen Hochschule
Zentrum Innere Medizin
Abteilung Pneumologie
30625 Hannover

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (8) Seite 56
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