Hydrocephalus-Patient Darf er fliegen?

Autor: U. M. Mauer

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Antwort: Der erste Teil der Frage zielt auf die möglichen wechselnden Druckverhältnisse der Umgebung während einer Flugreise. Der Kabinendruck eines Passagierflugzeuges entspricht abhängig vom Flugzeugtyp dem Luftdruck zwischen 2 000 und 2 500 m Höhe über dem Meeresspiegel. Dieser Druck ist unkritisch. Auch die Druckänderungen beim Starten und Landen sind in diesen Schwankungsbreiten für den intrakraniellen Druck völlig unkritisch. In meiner eigenen Praxis habe ich viele Patienten mit diversen Shunt-Ventil-Typen bei unterschiedlichen Hydrocephalusformen in allen Altersgruppen betreut, die ohne Probleme vonseiten des Hydrocephalus eine Flugreise – auch eine Überseereise nach Amerika – unternommen haben. Unbenommen bleiben natürlich unabhängig vom Hydrocephalus die möglichen Probleme des Druckausgleichs der luftgefüllten Räume im Schädel (Nasennebenhöhlen, Mittelohr).

Der zweite Punkt ist die Gefahr der Ventilverstellung bei verstellbaren Shunt-Ventilen durch die Metalldetektoren, die bei der Personenkontrolle eingesetzt werden. Eines der am leichtesten zu verstellenden Ventile ist das programmierbare Medos-Hakim-Ventil. Hierzu gibt es Untersuchungen der Firma, dass diese Metalldetektoren unkritisch sind. Mir ist auch bei der Vielzahl meiner Patienten noch keine Verstellung durch Metalldetektoren berichtet worden. In der wissenschaftlichen Literatur wurde noch keine Verstellung durch Metalldetektoren berichtet.

Theoretisch ist es jedoch denkbar, dass die Metalldetektoren auf das Metall im Shunt ansprechen. Hier ist es tatsächlich sinnvoll, einen Shuntausweis dabeizuhaben. Diese sind üblicherweise mehrsprachig.

Während der Vorbereitung der Reise sollte die Möglichkeit einer Shuntfehlfunktion in Betracht gezogen werden. In industrialisierten westlichen und auch östlichen Ländern gibt es neurochirurgische Abteilungen, die Shuntfehlfunktionen routiniert behandeln können. Es ist sinnvoll, die Adressen und Ansprechpartner dieser neurochirurgischen Abteilungen im Reisegepäck zu haben. Unter Umständen ist auch für Rückfragen die Telefonnummer der betreuenden neurochirurgischen Abteilung im Heimatland hilfreich. Bei Reisen in weniger entwickelte Länder und fehlender Möglichkeit einer Operation sollte die Möglichkeit einer Shuntfehlfunktion einkalkuliert werden.


Autor:
Facharzt für Neurochirurgie
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
89081 Ulm

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (17) Seite 67
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.