Hausärzte als Existenzgründer Einzelpraxis, gerne auf dem Land

Praxisführung Autor: Werner Enzmann

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Hausärzte bevorzugen bei der Existenzgründung seit einigen Jahren wieder verstärkt die Form der Einzelpraxis. Und auch die Niederlassung auf dem Land scheint speziell für jüngere Existenzgründer attraktiv. Der Hausärztemangel bleibt dennoch eine wachsende Herausforderung. Das zeigen die Zahlen der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) zum Existenzgründungsverhalten der Ärzte 2014.

Stellt man die unterschiedlichen Niederlassungsformen in der ambulanten ärztlichen Versorgung gegenüber, so erweist sich die Einzelpraxis keineswegs als Auslaufmodell. Die Mehrheit der Hausärzte (58,7 %) wie übrigens auch der Spezialisten (57,8 %) bevorzugte 2014 diese Art der Existenzgründung.

Die am häufigsten gewählte Kooperationsform ist bereits seit einigen Jahren die Berufsausübungsgemeinschaft (BAG). 36,9 % der Hausärzte (und 34,1 % der Spezialisten) entschieden sich für diese Form der Niederlassung. Praxisgemeinschaften, Medizinische Versorgungszentren und sonstige Kooperationen spielten mit 4,4 % bei den Hausärzten (8,1 % bei Spezialisten) eine untergeordnete Rolle.

„Kooperationen bleiben jedoch nach wie vor eine attraktive Option für Ärzte, die beispielsweise die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, eine Erweiterung des angebotenen Leistungsspektrums oder eine sukzessive Praxisübernahme suchen“, kommentiert Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. „Es ist denkbar, dass solche größeren Strukturen sich immer mehr durchsetzen, da sie dem ärztlichen Nachwuchs mehr Freiräume und Flexibilität für ihre Lebensentwürfe bieten.“

Hausärztemangel bleibt eine Herausforderung

Die hausärztliche Versorgung bleibt jedoch weiterhin angespannt. Wie schon in den Jahren zuvor folgten auch 2014 nicht genügend Hausärzte nach, um jene Ärzte zu ersetzen, die in den Ruhestand gehen. Der Anteil der Hausärzte unter den Existenzgründern lag bei 27,8 %, unter den Vertragsärzten beträgt er jedoch 43,7 %. „Unsere Analyse zeigt, dass es nach wie vor deutlich zu wenig hausärztliche Existenzgründungen gibt, um eine Trendwende herbeizuführen und dem Hausärztemangel zu begegnen“, resümiert Heßbrügge. „Letztendlich steht die hausärztliche Versorgung vor einer riesigen Herausforderung. Denn wenn in einem kleinen Ort die Einwohnerzahl schrumpft, das letzte Geschäft schließt und der Bäcker mit einem Lieferwagen vorbeikommt, dann hat auch eine Arztpraxis keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage mehr.“

Junge Ärzte zieht es aufs Land

Seit Jahren ziehen junge Menschen vorzugsweise in die Großstadt. Umso überraschender ist, dass der Anteil der Ärzte bis 35 Jahre, die sich 2014 in ländlichen Gebieten niedergelassen haben, doppelt so hoch war wie in den Altersgruppen von 36 Jahren aufwärts. „Das hat uns dazu veranlasst, die jüngeren ärztlichen Existenzgründer einmal genauer zu betrachten“, erläutert Heßbrügge. Für die Attraktivität eines Standorts seien vor allem die öffentliche Infrastruktur sowie Arbeits- und Lebensbedingungen ausschlaggebend, so Heßbrügge. „Und wenn das Konzept dann auch noch stimmt, scheut die nachfolgende Ärzte-Generation die Niederlassung auf dem Land nicht.“

Großstadt verliert

Insgesamt entfielen 46,2 % aller ärztlichen Existenzgründungen auf Großstädte ab 100 000 Einwohner – mit fallender Tendenz, denn 2012 waren es noch 49,1 % gewesen. Verschiebungen fanden zugunsten von Klein- und Mittelstädten (zwischen 5 000 und 100 000 Einwohner) statt. Mit 4,5 % aller ärztlichen Existenzgründer blieb die Entwicklung auf dem Land ungeachtet der Aufwärtstendenz bei den Ärzten bis 35 Jahre in den letzten drei Jahren relativ konstant.

Wie viel wurde investiert?

Bei einer Einzelpraxis haben Hausärzte 2014 für die Neugründung durchschnittlich 112 000 Euro investiert, eine Übernahme lag mit 115 000 Euro knapp darüber. Bei einem Einstieg in eine BAG werden Anteile eines ausscheidenden Partners übernommen. Sie erforderte Investitionen in Höhe von durchschnittlich 108 000 Euro. Für die Überführung einer Einzelpraxis in eine BAG fielen durchschnittlich 107 000 Euro an. Eine komplette Übernahme einer BAG durch mehrere Ärzte erwies sich mit 99 000 Euro Gesamtinvestitionsvolumen als die günstigste Niederlassungsart. Die durchschnittlich höchsten Investitionen mit 140 000 Euro wurden getätigt, wenn ein bisher angestellter Arzt zusätzlich in eine schon bestehende BAG eintrat.

Existenzgründer werden älter

Ärzte entscheiden sich immer später für die Niederlassung. Das Durchschnittsalter ist seit 2012 von 41,6 auf 42,2 Jahre gestiegen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist nur geringfügig: 2014 gründeten Frauen im Schnitt mit 42,4 Jahren und Männer mit 42,0 Jahren eine eigene Praxis. Der Anteil weiblicher Existenzgründer nimmt nur unter den Spezialisten zu, innerhalb der letzten drei Jahre ist der Frauenanteil bei ihnen von 49,9 % auf 54,2 % gestiegen. Bei Hausärzten hat er sich dagegen kaum verändert und schwankte zwischen 51,2 und 51,9 %.

Methodik

Die Datenbasis der Existenzgründungsanalyse für Ärzte 2014 bilden die von der apoBank durchgeführten Finanzierungen ärztlicher Existenzgründungen 2013/2014. Diese werden seit 1984 erfasst und gemeinsam von der apoBank und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) ausgewertet.

Quelle:
apoBank

Autor:
Werner Enzmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (12) Seite 62-63
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

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