Alkoholfreies Bier Gefährlich für Gichtkranke

Autor: Monika Reuss-Borst

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Kann der Genuss/Konsum von alkoholfreiem Bier einen Gichtanfall auslösen bzw. den Harnsäurewert erhöhen? Durch welchen Bestandteil im Bier wird dabei die erhöhte Harnsäure "gebildet"?

Antwort:

Die Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Ihr liegt mit der Hyperurikämie als Ursache eine metabolische Störung zugrunde. Sowohl exogene als auch endogene Faktoren können die Serum-Harnsäurekonzentration beeinflussen und damit das Risiko für eine Hyperurikämie/Gicht erhöhen bzw. auch senken.

Harnsäure ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Purine werden entweder endogen gebildet oder mit der Nahrung zugeführt. Jede menschliche, aber auch jede pflanzliche Zelle enthält Purine.

Seit Langem ist die Assoziation des Konsums alkoholischer Getränke mit dem Harnsäurespiegel und auch mit der Gicht-Inzidenz bekannt. Mit Blick auf unterschiedliche Alkoholika zeigte sich in einer großen epidemiologischen Studie die stärkste Assoziation für Bier. Bei einem Bierkonsum ≥ 2 Bier pro Tag (≥ 670 ml/d) betrug das RR 2,51 (95 %-KI: 1,77 – 3,55), an einer Gicht zu erkranken. Das multivariate Risiko betrug 1,49 für jeweils ein weiteres Bier pro Tag. Moderater Weingenuss war dagegen nicht mit einem erhöhten Gichtrisiko assoziiert [1].

Direkte akute Wirkungen von Alkohol auf die Harnsäure-Synthese oder Harnsäureausscheidung wurden bei gesunden Probanden nicht nachgewiesen [2]. Es wird angenommen, dass lediglich indirekte Effekte (z. B. über die entstehende Azidose) für eine verminderte Harnsäureausscheidung ursächlich sind.

Bier enthält sowohl Alkohol als auch reichlich Purine, vor allem aufgrund der zugesetzten Hefe. Dabei kann der Puringehalt sehr variieren; so sind lokale Biere (Privatbrauereien) und vor allem auch alkoholfreie Biere oft besonders purinreich. Deshalb kann auch alkoholfreies Bier den Harnsäurewert erhöhen und ggf. auch einen Gichtanfall auslösen. Es empfiehlt sich daher, den Puringehalt genau zu erfragen.

Alkoholfreies Bier sollte zwar dem Namen nach keinen Alkohol enthalten, allerdings stimmt das nicht ganz. In vielen Sorten ist trotzdem Alkohol – allerdings nur in sehr geringen Mengen: Der Alkoholgehalt muss bei unter 0,5 % liegen. Ähnlich geringe Mengen entstehen durch Vergärungsprozesse auch in manchen Fruchtsäften. 0,5 % ist auch der für Fruchtsäfte zugelassene Höchstwert.

Erst im Jahr 2006 kamen die ersten Erzeugnisse mit einem Alkoholgehalt von 0,0 % auf den Markt. Es lohnt also der Blick auf die Flasche, manche alkoholfreien Biere enthalten durchaus keinen Alkohol. Nur in Produkten mit der Aufschrift "Ohne Alkohol" ist ein Grenzwert von 0,0 % gesetzlich vorgeschrieben.

In anderen Ländern sind die Regelungen bezüglich des Alkoholgehaltes von alkoholfreiem Bier strenger: So dürfen alkoholfreie Sorten in Großbritannien beispielsweise höchstens 0,05 % Alkohol enthalten.

Literatur:
1) Choi HK, Atkinson K, Karlson EW et al. Alcohol intake and risk of incident gout in men: a prospective study. Lancet 2004; 363: 1277–1281
2) Hartmann H. Zur Frage einer Wirkung von Aethylalkohol auf den Kohlenhydratstoffwechsel und zur Beeinflussung des Harnsäurestoffwechsels. Inauguraldissertation 1977.

Autorin:
Fachärztin für Innere Medizin
97708 Bad Bocklet

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (16) Seite 48
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.