Online-Studie Gute Ausbildung – mehr Ausgaben für die Gesundheit

Praxisführung Autor: W. Enzmann

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Menschen denken und handeln unterschiedlich – auch, wenn es um ihre Gesundheit geht: Der eine informiert sich und nimmt gerne Zusatzleistungen in Anspruch, der andere macht um jede Arztpraxis einen möglichst großen Bogen. Trendforscher haben im Auftrag eines Arztbewertungsportals 1 000 hinsichtlich Alter, Geschlecht und Region repräsentative Internetnutzer sowie rund 900 Jameda-Nutzer befragt und unter ihnen drei verschiedene Patiententypen identifiziert.

Nicht vollkommen überraschend ist das große Interesse der Teilnehmer an Gesundheitsthemen, das sich bei der Studie offenbarte (Studiendetails auch unter www.jameda.de/patientenstudien): 87 % der Befragten gaben an, sich für das Thema Gesundheit zu interessieren. Fast ebenso viele, nämlich 86 %, suchen online nach Gesundheitsinformationen.

Groß ist offensichtlich die Bereitschaft, privat in die eigene Gesundheit zu investieren: Im Schnitt gaben die Befragten an, 431 Euro im Jahr für ihre Gesundheit auszugeben. Dabei variiert der Betrag stark je nach dem Patiententyp, von denen die Studie drei unterschiedliche identifizierte: Der „Gesundheitsbewusste“ gibt jährlich durchschnittlich 528 Euro aus, der „Vorsorger“ 455 Euro und selbst der „Unbesorgte“ kommt durchschnittlich noch auf 318 Euro pro Jahr. Die Jameda-Nutzer scheinen so betrachtet besonders gesundheitsbewusst zu sein, denn sie geben im Jahr 532 Euro aus.

Die Gesundheitsbewussten

27 % der Befragten können der Gruppe der Gesundheitsbewussten zugeordnet werden. Sie sind eher weiblich (59 %), haben einen Hochschulabschluss und ein Nettoeinkommen von durchschnittlich 2 819 Euro. Die Gesundheitsbewussten zeichnen sich durch ein sehr großes Interesse an Gesundheitsthemen aus (95 % stimmen zu), das sie häufig (1,8-mal pro Woche) im Internet zu stillen versuchen. 86 % dieser Patienten halten sich denn auch für gut bis sehr gut über das Thema Gesundheit informiert. Einen Arzt suchen sie im Schnitt 7,8-mal im Jahr auf, häufiger als andere Patienten auch direkt einen Facharzt. Zuvor googeln sie gerne ihre Beschwerden. Ihre Ärzte finden sie häufiger als andere Patienten auf einem Arztbewertungsportal (38 %). 92 % der Gesundheitsbewussten empfinden bei der Suche nach einem geeigneten Arzt die Meinungen anderer Patienten als hilfreich oder sehr hilfreich. Die Bereitschaft, in die eigene Gesundheit zu investieren, ist unter den Gesundheitsbewussten am höchsten von allen drei Gruppen: Im Schnitt geben sie dafür pro Jahr 528 Euro aus.

Häufig beim Arzt: die Vorsorger

Ein ähnlich großes Interesse an Gesundheitsthemen haben mit 93 % die Vorsorger. 36 % der online-repräsentativ Befragten lassen sich diesem Typ zuordnen. Die Patienten sind überwiegend weiblich (59 %) und haben häufig einen Hochschulabschluss. Auch sie fühlen sich gut bis sehr gut informiert (82 %) und suchen 1,5-mal pro Woche im Internet nach Gesundheitsinformationen. Sie gehen am häufigsten zum Arzt – durchschnittlich 8-mal im Jahr. Für die Arztsuche nutzt jeder Dritte von ihnen ein Arztbewertungsportal. Die Bereitschaft der Vorsorger, privat in Gesundheitsangebote zu investieren, ist etwas geringer als bei den Gesundheitsbewussten. Im Schnitt geben sie jährlich 455 Euro für ihre Gesundheit aus. Das könnte mitunter daran liegen, dass ihr Einkommen etwas niedriger ist als das der Gesundheitsbewussten.

Die Unbesorgten

37 % der Befragten lassen sich der Gruppe der Unbesorgten zuordnen, die damit knapp vor den Vorsorgern den größten Patiententypus darstellt. Männliche und weibliche Patienten halten sich bei den Unbesorgten die Waage. Sie haben größtenteils einen Haupt- oder Realschulabschluss und ein eher niedriges Einkommen. Die Unbesorgten sind deutlich weniger an Gesundheitsthemen interessiert (79 %). Sie suchen seltener (1,1-mal pro Woche) aktiv nach Gesundheitsinformationen und fühlen sich auch weniger gut informiert (66 %). Die Unbesorgten gehen nur 7,3-mal im Jahr zum Arzt und investieren mit 318 Euro jährlich auch weniger Geld in ihre Gesundheit. Bei der Arztsuche spielt die Nutzung von Bewertungsportalen für die Unbesorgten eine deutlich geringere Rolle, nur jeder Vierte (24 %) nutzt Arztbewertungsportale.

Gut Informierte geben mehr aus

Der informierte Patient hat hohe Ansprüche und zeigt auch eine entsprechend ausgeprägte Bereitschaft zu Gesundheitsinvestitionen. Aus der Studie wird ersichtlich, dass sich gerade die Gesundheitsbewussten und die Vorsorger (insgesamt 63 % der Befragten) gut bis sehr gut über ihre Gesundheit informiert fühlen. Entsprechend hoch dürften ihre Erwartungen an einen Arztbesuch sein, was eine detaillierte und möglicherweise zeitintensive Aufklärung anbelangt. Ihre Gesundheit ist diesen Patienten viel wert, weshalb sie bereit sind, größere Beträge zu investieren.

Der Hausarzt wird gefragt

Bei der Suche nach einem Spezialisten werden nach Freunden und Familie (56 %) am häufigsten die Hausärzte um einen Rat gefragt – von allen Befragten wenden sich 41 % an ihn. Vor allem die Vorsorger vertrauen dem Rat ihres Hausarztes, sie fragen ihn mit 48 % am häufigsten. Meinungen anderer Patienten findet diese Gruppe mit 92 % hilfreich oder sehr hilfreich, jeder Dritte nutzt Arztbewertungsportale.

Auch bei den beiden anderen Gruppen nehmen Online-Quellen mittlerweile einen sehr großen Stellenwert ein. Insgesamt 42 % der Befragten gaben an, Internetsuchmaschinen zur Arztsuche zu verwenden. Fast jeder dritte Patient (31 %) geht dafür direkt auf ein Arztbewertungsportal wie Jameda. Dahinter liegen mit immerhin 19 % Online-Branchenverzeichnisse. Weit abgeschlagen sind dagegen deren gedruckte Vorgänger: Lediglich 7 % der Befragten gaben an, hier nach einem Experten zu suchen.

Insbesondere bei jungen Menschen spielen Online-Quellen eine große Rolle: Rund jeder Zweite der 18- bis 29- bzw. 30- bis 39-Jährigen (56 % bzw. 47 %) nutzt zur Arztsuche Online-Suchmaschinen. Mit 35 % sind es vor allem die 30- bis 49-Jährigen, die Arztbewertungsportale nutzen. Gedruckte Branchenverzeichnisse werden hingegen über alle Altersgruppen hinweg kaum noch genutzt. Hier liegt der Anteil der Nutzer zwischen 4 % bei den über 60-Jährigen und 9 % bei den 50- bis 59-Jährigen.


Werner Enzmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (16) Seite 68-70
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

Wer sich über Gesundheitsthemen informieren möchte, geht erst einmal online. Das Internet ist hier als Recherchequelle inziwschen wichtiger als Gespräche mit dem Arzt. Wer sich über Gesundheitsthemen informieren möchte, geht erst einmal online. Das Internet ist hier als Recherchequelle inziwschen wichtiger als Gespräche mit dem Arzt.