Wartezimmer Schöner warten

Praxisführung Autor: Julia Paulusch

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Das Wartezimmer gewinnt als Visitenkarte der Arztpraxis immer mehr Bedeutung. Mit angenehmer Gestaltung kann es auf die Patienten, die dort mitunter viel Zeit verbringen, positiv einwirken und als Ort der Kommunikation zwischen dem Arzt und dem Patienten, aber auch der Patienten untereinander fungieren.

Eine sinnvolle Raumaufteilung ist der erste Schritt zu einem Wartezimmer, in dem sich die Patienten wohlfühlen. Eine direkt am Eingang plazierte und möglichst von allen Warteplätzen einsehbare Garderobe ist beispielsweise ideal. Weil große Warteräume bei falscher Bestuhlung schnell zur Bahnhofshalle werden, können Stuhlreihen auch durchaus in den Raum hineingestellt werden. Durch große Zimmerpflanzen und kleine Schränkchen kann ein Raum optisch gegliedert werden, sodass er nicht übermäßig groß erscheint.

Bei kleineren Wartezimmern und Wartemöglichkeiten in einem Gang sollte auf breite und große Raumteiler und zu viele Beistelltische verzichtet werden. Dafür können großzügig Stühle im Raum verteilt werden. Um Platz zu sparen, ist es möglich, die Garderobe durch Kleiderhaken an der Wand zu ersetzen. In Fluren, die als Wartezimmer dienen, sollte eine große Zierpflanze oder ein mannshoher, jedoch schmaler Raumteiler den Wartebereich von der eventuell unmittelbar angrenzenden Rezeption abschirmen.

Generell sollten Stühle und anderes Mobiliar aus Kunststoff oder Holz bestehen. Als Sitzkissen bei Wartezimmer-Stühlen eignen sich solche mit gut abwischbaren Oberflächen. Um einen sehr guten Hygienestandard im Wartezimmer zu gewährleisten, müssen die Möbel und Einrichtungsgegenstände mehrmals am Tag desinfiziert und gereinigt werden.

Farbgestaltung im Wartezimmer

Die Erkenntnisse der Farbpsychologie und -therapie lassen sich bei der Gestaltung des Wartezimmers einsetzen, um den Patienten Ängste zu nehmen, Depressionen abzubauen oder Abwehrkräfte zu stärken (vgl. Tabelle 1).

Kinderecke einrichten

In jeden Warteraum gehört eine Kinderecke, deren Größe von der Art der Arztpraxis abhängt. Kinder- und Jugendarztpraxen sollten andere Kinderecken gestalten als Arztpraxen für Erwachsene. Doch einige Dinge gehören unbedingt in jede Kinderecke, damit das Kind nicht nur an den bevorstehenden Arztbesuch denken muss und das Warten so angenehm wie möglich gemacht wird. Ein kleiner Tisch und Stühle in passender Größe sollten auf jeden Fall dort stehen. Dazu gemütliche Sitzkissen oder Sitzwürfel, in die sich die Kinder legen können, wenn es ihnen nicht gut geht und sie trotzdem lange warten müssen. Das schafft eine angenehme und kindgerechte Atmosphäre.

Zu einer schönen Kinderecke gehört auch das richtige Spielzeug. Puzzles, die schon nach zwei Tagen nicht mehr vollzählig sind, haben in einer guten Kinderecke nichts zu suchen. Ausreichend Buntstifte, Spitzer mit Auffangbehälter und viel Papier sollten dagegen unbedingt vorhanden sein. Eine Bausteinsammlung, Kinderbücher und eventuell Spielzeugautos können ebenfalls Platz in der Kinderecke finden. Wichtig ist aber, dass dieser Bereich mit all seinen Utensilien mehrmals am Tag gereinigt und desinfiziert wird. Tische, Stühle und Stifte müssen immer eine hygienisch einwandfreie Ausstrahlung haben und dürfen nie alt, kaputt oder unsauber aussehen. Schließlich soll die Kinderecke auch gut angenommen werden.

Das perfekte Lichtkonzept

Bei der Ausgestaltung des Wartezimmers sollte man auf keinen Fall die Planung des Lichtkonzeptes vernachlässigen. Bestimmte Lichtfarben und -intensitäten können den Menschen positiv oder negativ beeinflussen. Wer seinen Patienten Wohlbefinden vermitteln möchte, sollte sich die folgenden fünf Tipps zu Herzen nehmen.

1. Direktes und indirektes Licht kombinieren

Ein gutes Lichtkonzept besteht aus der richtigen Mischung zwischen direktem und indirektem Licht. Im Wartezimmer sollte die indirekte Beleuchtung überwiegen, da sie in der Regel als angenehmer empfunden wird. Gänzlich auf direktes Licht zu verzichten wäre allerdings nicht sinnvoll, da es Orientierung im Raum bietet. Auch für die Putzhilfe sollte die Möglichkeit bestehen, für helles Licht zu sorgen.

2. Ausreichend Licht zum Lesen

Patienten überbrücken ihre Wartezeit oftmals mit Lesen. Damit die Augen dabei nicht ermüden, sollte mit einer hellen Leselampe oder einem zusätzlichen Deckenfluter für ausreichend Leselicht gesorgt werden.

3. Kinderecke zusätzlich beleuchten

Da die Kinderecke, wie der Name schon sagt, oftmals in einer Ecke oder Raumnische aufgebaut ist, sollte sie ebenfalls zusätzlich beleuchtet werden. Schließlich sollen auch die Kinder beim Malen ihre Augen nicht überanstrengen.

4. Warmweißes Licht für mehr Behaglichkeit

Auch die Wahl der Lichtfarbe spielt eine entscheidende Rolle. Generell sollte man für warmweißes Licht sorgen, also Licht mit einer Farbtemperatur unter 3300 K. Dieses warme Licht sorgt für eine behagliche Wohlfühlatmosphäre.

5. Licht als Orientierungshilfe nutzen

Licht dient nicht nur zum Ausleuchten von Räumen, sondern kann auch eine wirkungsvolle Orientierungshilfe sein. Aus- und Eingang des Wartezimmers können beispielsweise separat ausgeleuchtet werden, um eine bessere Raumorientierung zu ermöglichen.

Ordnung wahren und Dekoration anpassen

Ordnung und angenehme Dekoration sind im Wartezimmer einer Arztpraxis nicht immer leicht zu vereinen. Wichtig ist, dass in einem Warteraum unbedingt und zu jeder Zeit eine klare Struktur und Ordnung zu erkennen ist. Das hängt mit dem Bild der Patienten von einer seriösen und guten Arztpraxis zusammen. Dieses zeichnet einen Warteraum, der klar und hygienisch wirkt, jedoch trotzdem ansprechend und nicht zu kalt aussieht.

Um ein gutes Ordnungssystem zu schaffen und dieses mit angenehmer Dekoration zu verbinden, sind nicht übermäßig viele Regale oder ausladende Dekorationsaccessoires nötig. Was an Informationsbroschüren, Magazinen und Patientenzeitschriften ausliegt, sollte in klarer Struktur in Magazinordnern oder kleinen Zeitschriftenregalen verstaut werden, aber nicht in einem wilden Haufen auf mehreren Beistelltischen liegen.

Eine dazu passende Dekoration, die seriös wirkt und zugleich auch Wärme ausstrahlt, ist nicht besonders auftragend oder auffällig. Sie ist dezent gehalten und besticht in ihren kleinen Feinheiten. Interessante und zeitlose Bilder, die der Raumfarbe angepasst sind, oder selbstgemachte Fotos können zum Beispiel die Wände schmücken. Wer es etwas praxisbezogener mag, kann auch Informationsplakate in den Warteraum hängen.

Zweites Dekorationselement ist erfrischendes Grün aller Art. Topf- und Zimmerpflanzen oder Blumensträuße geben dem Raumambiente ein strahlendes und angenehmes Flair. Die Begrünung kann nach Geschmack ausgewählt werden, es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die ausgesuchten Pflanzen pflegeleicht sind. Yucca-Palmen oder Orchideen sind Beispiele für geeignete Zimmerpflanzen. Orchideen wirken sehr edel und können aufgrund ihrer Farbvielfalt passend zur Wandfarbe gewählt werden. Yucca-Palmen sind in der Anschaffung günstig, zudem sehr robust und beständig grün. Beste Voraussetzungen also für dezente, aber elegant und sachlich wirkende Warteraum-Dekoration.


In freundlicher Zusammenarbeit mit Sitzsack-Profi.de

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (17) Seite 76-80
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

Tabelle 1: Farben, ihre Wirkungen und Kombinationsmöglichkeiten fürs Wartezimmer Tabelle 1: Farben, ihre Wirkungen und Kombinationsmöglichkeiten fürs Wartezimmer
Licht dient der Orientierung, aber auch dem Wohlbefinden. Licht dient der Orientierung, aber auch dem Wohlbefinden. © 4th Life Photography - Fotolia
Grünpflanzen verleihen auch kühl-funktionalen Räumen ein angenehmes Flair. Grünpflanzen verleihen auch kühl-funktionalen Räumen ein angenehmes Flair. © arsdigital - Fotolia