Qualitätsmanagement Stolpersteine im Praxisalltag

Praxisführung Autor: I. Schluckebier

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Der reibungslose Ablauf in einer Arztpraxis wird von einer Vielzahl von organisatorischen Zahnrädchen bestimmt, die gut ineinandergreifen müssen. Im Zuge von Praxisbegehungen, die zu der Einführung des Qualitätsmanagementsystems EPA (Europäisches Praxisassessment) gehören, findet man immer wieder typische Stolpersteine in den Praxen, die verbessert werden sollten. Nachfolgend eine, zugegebenermaßen subjektiv geprägte, Auswahl von fünf Punkten, bei denen es in den Praxen häufig hakt.

Feuerlöscher

Die meisten Praxen verfügen über den vorgeschriebenen Feuerlöscher. Häufig wird jedoch nicht darauf geachtet, dass dieser nach den entsprechenden Richtlinien überprüft wird (mindestens alle zwei Jahre) und ob er tatsächlich funktionsfähig ist, etwa weil die Schläuche im Laufe der Zeit porös werden können.

Notfallkoffer

Ein Notfallkoffer ist meist vorhanden. Allerdings wird er vielfach nicht sorgsam genug gepflegt. Es besteht beispielsweise die Gefahr, dass in die Tasche gegriffen wird und man sich etwa an einer offenen Ampulle vom letzten Einsatz schneidet. Oder die Praxis hat einen ganz tollen Notfall-Rucksack, aber nicht alle Angestellten wissen, wo dieser steht. Ganz abgesehen davon, dass die letzte Fortbildung für Reanimationsmaßnahmen schon eine ganze Weile her ist. Bemerkenswert ist eine Aussage von Praxismitarbeitern in diesem Zusammenhang, wonach eine mangelnde Fortbildung gar nicht ins Gewicht falle, da das nächste Krankenhaus doch gleich um die Ecke sei.

Beschwerdebriefkasten

Im Rahmen ihres Beschwerdemanagements haben Praxen häufig einen Beschwerdebriefkasten, in den Patienten ihren Unmut über die Praxis loswerden können. Die Patienten werden oft ausdrücklich dazu aufgefordert, ihre Kritik zu verschriftlichen. Ebenso wichtig ist es aber, die Patienten um positive Rückmeldungen zu bitten: „Was gefällt Ihnen bei uns gut, wo können wir uns noch verbessern?“ Allerdings bringt ein Beschwerdebriefkasten nur dann etwas, wenn er gepflegt wird. Dazu gehört etwa ein Informationsplakat, das die Patienten über die Nutzung des Briefkastens und das Anliegen der Praxis informiert, sowie die Bereithaltung von Papier und Stift. Eine „anleitungslose“ Box wird häufig von den Patienten nicht genutzt. Auch sollte eine gemeinsame Auswertung durch das Praxisteam und gegebenenfalls Umsetzung der Patientenrückmeldungen erfolgen. Bei den praxisinternen Teambesprechungen sind diese Kommentare der Patienten ein wahrer Schatz für die Weiterentwicklung.

Kühlschrank

Vielen Praxisteams ist bewusst, dass ein Kühlschrank auf seine Temperatur hin überprüft werden sollte. Nicht allen Praxismitarbeitern ist allerdings klar, dass auch mögliche Unterbrechungen der Kühlkette festgestellt werden müssen. Hierfür eignet sich ein Minimum-/Maximum-Thermometer. Damit können etwa Stromausfälle oder technische Defekte des Geräts erkannt werden. Relevant wird dies beispielsweise bei Impfstoffen, die, sofern sie falsch gelagert werden, die Patientensicherheit gefährden können.

Sterilisation ohne Sporen

Praxen, die einen Sterilisator einsetzen, dokumentieren die Reinheit mit einem Indikatorpapier. Oft wird allerdings kein Sporentest durchgeführt, so dass von Reinheit hier nur bedingt die Rede sein kann.

Erklären – nicht bestimmen

Ein gutes Qualitätsmanagement sollte sich nicht in der Abarbeitung von Checklisten erschöpfen, sondern auch nachvollziehbare Erklärungen anbieten. Ein dadurch gewonnenes Verständnis der Zusammenhänge fördert das Engagement innerhalb eines Praxisteams, sich dauerhaft und wiederkehrend mit Qualitätsfragen zu beschäftigen.

Schwächen angehen – Stärken stärken

Der Besuch eines Visitors ist fester Bestandteil mancher Qualitätsmanagementsysteme: Beispielsweise werden bei EPA (Europäisches Praxisassessment) vor Ort QM-relevante Punkte anhand einer Checkliste abgefragt. Natürlich sehen die Visitoren in den Praxen eine Reihe von Dingen, die es zu verbessern gilt, – aber auch echte Stärken. Als erfahrene EPA-Visitorin und MFA in einer Hausarztpraxis in Kamen schildert Iris Schluckebier den Allgemeinarzt-Lesern in loser Serie außergewöhnliche Erlebnisse bei ihren Begehungen – lehrreiche Erfahrungen auch für die Kollegen.


Autorin:
EPA-Visitorin, MFA
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Witten/Herdecke
Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
58448 Witten

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2011; 33 (8) Seite 28
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.